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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich aus der Stadt weg?«
    »Jeff Deitrich denkt, dass ihn jemand wegen der Sache mit den Jamaikanern bei dem Steinbruch verpetzt hat.«
    »O Mann «, sagte er, wie jemand, der nicht geglaubt hatte, dass seine Pechsträhne noch schlimmer werden könnte.
    Auf dem Heimweg versuchte ich meine Gedanken zu ordnen und herauszufinden, weshalb ich so wütend auf Wilbur und seine Frau war, und sogar auf meinen Sohn Lucas.
    Die schlichte Wahrheit lautete, dass mir von Rechts wegen keine Lösung zu den Problemen einfiel, die sie mir eingebrockt hatten. Wilbur hatte zugegeben, dass er die alte Uhr aus Earl Deitrichs Arbeitszimmer gestohlen hatte, woraus sich wiederum folgern ließ, dass er auch die Wertpapiere hätte mitgehen lassen können, und Kippy Jo hatte Bubba Grimes gezielt in jedes Auge eine Revolverkugel gejagt. Wenn ich Earl Deitrich nicht zur Strecke bringen konnte, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sowohl Kippy Jo als auch Wilbur ins Gefängnis mussten.
    Lucas hatte seinen Mann gestanden, als es darauf ankam, und war dadurch mitten zwischen die Straßengangs und die Typen aus dem East End geraten. Wie erklärt man einem Jungen, dass Ehre ihren Preis hat und dass es seinem Vater lieber wäre, wenn er ihn nicht bezahlen müsste?
    Ich spürte, wie ich die Hände fester um das Lenkrad schloss. Ich wollte L.Q. Navarros schweren .45er Revolver in der Hand halten. Ich wollte den kühlen Stahl an meiner Haut fühlen, die Ladeklappe öffnen, die Trommel drehen und mit jedem Klick den dicken, runden Boden der Messingpatronen betrachten. Ich wollte den geriffelten Sporn des Hahns unter meinem Daumen fühlen und das satte Knacken hören, wenn die Trommel fest einrastete.
    L.Q. und ich waren tief nach Coahuila vorgestoßen, hatten Drogendealer umgebracht, ihre Hütten in Brand gesteckt und zugesehen, wie ihr Heroin, ihr Gras und das Koks in hellen Flammen zum Himmel aufloderten. In diesem Moment waren alle moralischen Hemmungen und Hindernisse aufgehoben. Man musste keinerlei Papierkram erledigen, niemand bekam einen Tobsuchtsanfall, weil wir unseren Gefühlen folgten, statt uns an die Buchstaben des Gesetzes zu halten. Manchmal stießen wir etliche Nächte später wieder auf die Toten, die nach wie vor unbestattet im Mondschein lagen, die Haut schimmernd wie Talg, der geschmolzen und wieder abgekühlt ist. Ich hatte nicht mehr für sie übrig als für ein paar Säcke mit Düngemittel.
    Die Quittung kam später, als ich blindlings aus einem Arroyo schoss, sah, wie die Funken durch die Dunkelheit stoben, und L.Q. Navarro die Hände hochriss und auf mich zutorkelte.
    Wahrhaft tapfere Menschen achten darauf, dass das Feuer, dass sie im Leib haben, nicht auf ihren Kopf übergreift. Die Leichtsinnigen und Hemmungslosen lassen andere ihre Schuld begleichen.
    Der Innenraum des Autos schien auf einmal von Rosenduft erfüllt. Meine Gedanken wanden und ringelten sich wie Schlangen in einem schwarzen Korb.
    Als ich nach Hause kam, saß Lucas auf der Ladeklappe seines Pickup in meiner Auffahrt. Er nahm den Strohhut ab und fegte den Staub von der Stelle neben ihm weg. Im Erdgeschoss meines Hauses waren sämtliche Lichter an.
    »Mein Büro ist geöffnet. Nimm Platz«, sagte er.
    »Du wirkst heute Abend ja mächtig zuversichtlich.«
    »Nach dem Auftritt hat mich Peggy Jean Deitrich angesprochen und gesagt, ich soll dir eine Nachricht bestellen. Ich hab’s mir aufgeschrieben. ›Egal, wie das Ganze ausgeht, ich habe Hochachtung vor dir.‹ Die ist hin- und hergerissen, nicht wahr?«
    »Das könnte man so sagen.«
    »Sie ist ’n hübsches Ding, das muss man ihr lassen«, sagte er.
    Ich setzte mich neben ihn auf die Ladeklappe. »Was wollen wir damit anfangen?«, fragte ich.
    »Du erinnerst dich, wie sie mal gewesen ist, dann siehst du, wie sie jetzt ist. Es ist so, als ob du feststeckst zwischen der Frau, die da ist, und der, die es nicht ist, aber sein sollte.«
    »Ja?«
    »Es ist, als ob man in zwei Welten lebt. Haut einem schier den Schädel entzwei wie mit einer Axt, nicht wahr? Und in dem Zustand mag man sich nicht auch noch Schlechtigkeiten oder irgendwelchen Scheiß über jemanden anhören müssen, aus dem man sich was macht.«
    »Mal sehen, ob ich das kapiert habe. Du willst nicht, dass ich dich noch mal wegen Esmeralda anmeckere?«
    »Ich wünschte, ich hätte deinen Grips.«
    »Kannst du mir erklären, warum sämtliche Lichter in meinem Haus an sind?«
    »Esmeralda kocht ein riesig großes mexikanisches Gericht für uns.

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