Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
zu einem anderen Ort zogen, sondern auf einen Mann zustrebten, der einen Safarianzug trug, einen Mann, dessen Gesicht ihr verborgen blieb, der von Kopf bis Fuß in schwarzes Licht getaucht war. Wo immer er hinging, folgten ihm die Neger, so als wäre sein Rücken die Pforte zu seiner Seele.
    »Earl Deitrich«, sagte sie zu Wilbur.
    »Yeah. Ich hab ihn gesehen. Der ist ein bisschen früh dran für den Auftrieb der Säue«, sagte Wilbur.
    »Nein. Die Geister der Afrikaner, die sein Vorfahr umgebracht hat, stehen hinter ihm. Ihre Schädel wurden in Ameisenhaufen eingegraben, bis sie sauber abgefressen waren, und zum Einfassen von Blumenbeeten benutzt.«
    »Komm, wir gehn auf die Tribüne. So ein Zeug kann ich heut Nachmittag nicht gebrauchen. Kann der Kerl nicht einfach auf ein Grab stoßen und reinfallen?«, sagte Wilbur.
    Sie tauchte die Hand in den Wasserbottich, spürte, wie das geschmolzene Eis über ihren Unterarm glitt und die Kälte bis zu ihren Ellbogen emporkroch. Das Wasser schien mit einem Mal zu brodeln, und die rostigen Wände knackten, als ob das Blech unter Spannung stünde. Zwei Warzenmelonen, die zu Boden gesunken waren, trieben wie gelbe Luftblasen an die Oberfläche.
    Doch das Wasser, in das sie hinabschaute, war grün und zähflüssig, und als die Melonen auftauchten, waren sie rissig und rau wie Kokosnüsse, mit Haaren überzogen, die wie staubige Schlangen ausahen.
    »Wie haben Sie denn die Melonen hochgekriegt, Lady?«, sagte der schwarze Händler grinsend und schaute sein Spiegelbild auf ihrer Sonnenbrille an.
    Sie ging zwischen den Buden hindurch auf Jeff Deitrich zu.
    Jeff nahm den Hot Dog vom Mund und senkte die Hand, als sie näher kam, dann hörten Earl, Peggy Jean und Chug Rollins auf zu reden, warfen Jeff einen sonderbaren Blick zu und drehten sich alle zugleich nach Kippy Jo um.
    »Die Schwarzen, die Sie ersäuft haben ... Die werden aus dem Auto emportreiben. Sie werden Ihnen ebenso folgen wie die Afrikaner Ihrem Vater«, sagte sie.
    »Ich glaube, Sie verwechseln mich mit jemand anders«, sagte Jeff und blickte zur Seite.
    »Sie haben noch lange gelebt, nachdem das Auto untergegangen ist. Sie haben die Luft geatmet, die sich unter dem Dach gestaut hat. Berühren Sie meine Hände, dann sehen Sie sie. Sie lösen die Sicherheitsgurte, die sie auf den Autositzen festhalten.«
    Jeff grinste dämlich, machte den Mund auf und zu, ohne einen Laut von sich zu geben. Er wich vor ihr zurück, als wollte er sich unsichtbar machen, bekam seine Miene nicht unter Kontrolle, wirkte wie ein nackter Mann auf einem öffentlichen Bürgersteig.
    Es war ein sehenswürdiger Auftritt. Aber ich vermutete, dass jemand dafür büßen musste. Ich fuhr an diesem Abend hinaus zu Wilbur und versuchte ihm das klarzumachen.
    »Jeff Deitrich glaubt nicht, dass deine Frau übersinnliche Kräfte hat. Er glaubt vermutlich, dass ihn jemand verpfiffen hat«, sagte ich.
    »Willst du mir etwa sagen, dass er das gemacht hat, dass er zwei Schwarze ersäuft hat?«
    »Ich will dir klarmachen, dass er gefährlich ist. Er lässt seinen Unmut an andern aus. Für gewöhnlich an Unschuldigen.«
    Die Fenster von Wilburs Haus waren erleuchtet, und seine Pferde schnaubten und wieherten draußen.
    »Earl Deitrichs Familie trau ich alles zu. Willst du auf ein Stück Kuchen mit reinkommen?«, fragte er.
    »Ich muss in einer fremden Sprache reden. Du verstehst mich einfach nicht, was?«
    »Ich geb dir einen zehnprozentigen Anteil von meiner Ölfirma ab.«
    »Nein, das tust du nicht.«
    »Mein Junge, Anwalt oder Rodeo-Tramp kann jeder werden. Hast du schon mal erlebt, wenn aus einem Bohrrohr Tropfen so groß wie Silberdollar quellen? Das passiert nämlich, wenn man auf Ölsand stößt. Die Luft riecht sauer nach Gas, und alles, was du anfasst, trieft vor Geld.«
    »Lass mich mit deinen Ölgeschäften in Ruhe, Wilbur.«
    »Du kriegst zehn Prozent von gar nix. Das ist wahrscheinlich das einzige Honorar, das du jemals kriegst.« Er grinste breit, wandte sich zu Seite, sodass sich sein scharfes Profil im Licht abzeichnete, und schleuderte einen Stein in die Dunkelheit. »Du brauchst dir auch keine Sorgen drüber zu machen, dass der junge Deitrich hier vorbeikommt. Die Sorte ist rausgelassen worden, bevor der Leim trocken war.«
    Hoffnungslos.
    Ich hielt bei dem IGA auf der anderen Seite der Straßenkreuzung und rief Wesley Rhodes daheim an.
    »Verlass die Stadt. Besuch deine Verwandten in Texline«, sagte ich.
    »Die sind im Gefängnis. Wieso soll

Weitere Kostenlose Bücher