Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke

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aber ganz und gar nicht bedrohlicher Hang, der durch grünlich gelbe Schlieren hinab zu dem Mercedes abfiel. Kleine Köderfische und Grasbüschel trieben an seine Brille und glitten zu beiden Seiten an ihm vorbei, und er atmete mühelos durch das Mundstück, blies sogar seine Brille frei, so wie es ihm Warren gezeigt hatte.
    Dann fiel der Schein seiner Lampe in den Mercedes, und er hätte sich fast in das Mundstück erbrochen.
    Der Mann auf der Fahrerseite schaute Wesley mit seinen lidlosen Augen, die wie graue Murmeln aussahen, mitten ins Gesicht, während sich ein Aal an seiner Zunge gütlich tat.
    Wes brachte die Kamera in Anschlag, schaute durch den Sucher und schoss fünf Aufnahmen. Dann ließ er, während ihm das Herz bis zum Hals schlug, die an einer Kordel um sein Handgelenk hängende Kamera wegtreiben und tat etwas, das er sich nie zugetraut hätte.
    Er stemmte die Hintertür auf, die im Schlick feststeckte, dann war er bei den beiden toten Männern im Auto, stieß mit der Pressluftflasche an die Decke und streifte über aufgedunsene Haut. Eine Rastalocke schlang sich wie ein Blutegel um seine Taucherbrille, eine Stirn tippte an sein Kinn. Mit zitternden Händen machte er sich ans Werk, hatte das Gefühl, als ob er mit Fingernägeln und Knöcheln in Maisgrütze griff. Dann stieg ihm bittere Gallenflüssigkeit in die Kehle, und er würgte wie wild, verlor das Mundstück und schluckte Wasser, das ihm wie Zement im Halse stecken blieb.
    Die Lunge platzte ihm schier, und die Augen traten ihm aus den Höhlen, als er wieder auftauchte, den Mond über sich sah und nach Luft schnappte.
    Abgestorbenes Kraut hing an seinen Boxershorts, als er sich keuchend und am ganzen Leib zitternd in den Sand fallen ließ.
    »Hast du die Bilder?«, sagte Jeff.
    »Häng dir die Scheißdinger über die Garderobe«, sagte Wesley.
    Jeff schraubte eine Flasche Mineralwasser auf und trank einen Schluck, während Wesley zu dem Kabrio torkelte.
    Am Montagnachmittag saß Wesley in meinem Büro und erzählte mir alles.
    »Wer entwickelt die Bilder?«, fragte ich.
    »Warrens Altem gehören ein paar Pornoläden drunten in Houston. Warren darf die Dunkelkammer benutzen.«
    »Die Costens sind im Pornogeschäft?«
    Er wandte sein verhunztes Gesicht mit der Hasenscharte und den weit auseinander stehenden, reptilienhaft grünen Augen ab und schaute ins Leere, als ob ihn die Frage überhaupt nichts anginge und daher auch niemand erwarten könnte, dass er darauf antwortete.
    »Was hast du in dem Mercedes gemacht?«, sagte ich.
    »Die schwarzen Jungs waren matschig und aufgequollen wie Müllsäcke. Wie wenn sie voller Luft wären und lostreiben wollten. Ich hab die Sicherheitsgurte aufgemacht und beide Türen offengelassen.«
    Er grinste über das ganze Gesicht, und seine Augen funkelten, als wollten sie aus der teigigen Haut hüpfen und im Licht tanzen.
    Eins zu null für die Kleinen, dachte ich.
    Die Auseinandersetzung, zu der es an diesem Abend im Val’s Drive-in kam, fing entweder wegen Chug Rollins’ Schwester an oder wegen der Musik von Jerry Lee Lewis, je nachdem, von wem man die Geschichte hörte.
    Zum Hintergrund: Chugs Schwester war ebenso übergewichtig wie ihr Bruder, darüber hinaus war sie berüchtigt wegen ihrer sexuellen Hemmungslosigkeit. Vor zwei Monaten hatte sie landesweit für Aufsehen gesorgt, als sie wegen Notzucht an einem ihrer Schüler an einer Highschool in Fort Worth angeklagt worden war.
    Es war ein herrlicher Abend, als Lucas Smothers und Esmeralda Ramirez bei Val’s vorfuhren. Die Sonne war gerade hinter den Hügelkämmen untergegangen, der Himmel wurde allmählich dunkler, die Luft kühler. Ein leichter Wind kam auf, und die Neonreklame über der Tür und an den Fenstern des Restaurants ging an und spiegelte sich flackernd auf Autos und Asphalt. Lucas und Esmeralda gingen hinein, setzten sich neben die Jukebox und bestellten, dann warf Lucas vier Quarter ein und drückte jede Jerry-Lee-Lewis-Nummer, die er finden konnte.
    In diesem Augenblick kamen Chug Rollins, Jeff Deitrich und seine ehemalige Freundin Rita Summers herein und setzten sich zwei Tische weiter hin. Kurz darauf stießen drei Freunde von Jeff und Chug zu ihnen, ehemalige Football-Spieler an der University of Texas, von denen zwei exmatrikuliert worden waren, nachdem sie im Haus einer Studentenverbindung gemeinsam eine Kommilitonin vergewaltigt hatten. Sie bestellten sich mehrere Krüge Fassbier, und Rita Summers zündete sich unter dem