Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Nichtraucher-Schild eine Zigarette an. Sie legte sie in einen Aschenbecher, befestigte eine Spange hinten in ihrem goldenen Haar und blickte sich mit ihren blauen Augen spöttisch um.
»Schaut euch das bloß an. Lavendelfarbige Stöckelschuhe und bestickte Jeans. Ich glaube, die parfümiert sich mit Chlorgas«, sagte sie.
»Das ist Smothers’ Haarwasser«, sagte einer der ehemaligen Football-Spieler. Er trug eine nach hinten gedrehte Kappe auf dem Kopf und ein weißes T-Shirt, das fast aus den Nähten platzte.
Im Hintergrund sang Jerry Lee Lewis »I Could Never Be Ashamed of You«.
Zunächst schaute Jeff nicht zu Lucas und Esmeralda, dann wurde er zusehends unruhiger, blickte sich immer wieder um, stierte Lucas an, dann Esmeralda.
»Hey, Smothers, ist das dein Zeug, was da läuft?«, fragte er.
»Ja, warum?«, sagte Lucas.
»Ich krieg davon Kopfweh«, sagte Jeff.
»Jerry Lee Lewis ist der größte weiße Bluessänger unserer Zeit«, sagte Lucas.
»Das ist vierzig Jahre alt. Außerdem isses Schrott. Stell’s ab«, sagte Jeff.
»Darf’s sonst noch was sein?«, sagte Lucas. »Schuhe putzen vielleicht? Oder Auto waschen?«
Chug Rollins wuchtete seinen massigen Leib in der Sitznische herum.
»Ich hab noch ein gewaltiges Hühnchen mit dir zu rupfen, du Blödkopf. Gib mir keinen Anlass dazu«, sagte er.
Lucas tunkte eine Fritte ins Ketchup, aß sie und zog treuherzig die Augenbrauen hoch.
»Wenn du Faxen machen willst, dann mach’s gefälligst so, dass ich’s nicht sehe«, sagte Chug.
Lucas faltete eine Papierserviette auf, ließ sie mit einer Hand von seiner Stirn baumeln und steckte sich dahinter eine Fritte in den Mund.
»Du scheißt mich echt an«, sagte Chug. Er stand auf, hieb oben und von der Seite auf die Jukebox ein, rüttelte sie dann mit beiden Händen durch, bis Lucas gesamte Plattenauswahl durchgeschrammt war. Dann warf er einen Quarter ein und drückte einen weißen Rap-Song, griff hinter die Box und drehte die Lautstärke höher.
»Hast du was dagegen einzuwenden?«, sagte er.
»Mich stört es nicht, wenn sich jemand Scheiße in die Ohren schütten will«, sagte Lucas.
Chug beugte sich über ihren Tisch. Seine Oberarme waren baumstark, die Brust und der mächtige Bauch breit wie ein Kachelofen. Lucas konnte das Talkumpuder, das Aftershave und das Deodorant riechen, das er aufgetragen hatte, seinen nach Zwiebeln und Grillfleisch stinkenden Atem. Chug knüllte eine Serviette zusammen und warf sie Lucas an die Brust.
»Wenn ich dich noch einmal hier sehe, kannst du dein Essen ein halbes Jahr lang mit dem Strohhalm zu dir nehmen«, sagte er und ging dann zu seinem Platz.
»Sag nichts mehr dazu, Lucas«, flüsterte Esmeralda.
Lucas schmiss die zusammengeknüllte Serviette neben Chugs Nische auf den Boden. »Na gut, nichts wie weg hier«, sagte er.
Lucas ging die Rechnung bezahlen, während Esmeralda auf ihn wartete, Jeff den Rücken zugekehrt hatte, der wie entgeistert dasaß, ein Bein auf den Gang gestreckt, und sie von oben bis unten musterte, auf ihr hautenges T-Shirt mit dem V-Ausschnitt starrte, das ihre Brüste betonte. Lucas kam von der Kasse zurück, sah Jeffs Gesichtsausdruck und legte den Arm um Esmeralda, als könnte er sie vor all der Boshaftigkeit, Gier und finsteren Ausstrahlung schützen, die aus Jeffs Augen sprachen.
»Glotz uns nicht so an, Jeff«, sagte er.
»Was hast du gesagt?«, sagte Jeff.
Lucas und Esmeralda gingen zu der Drehtür am Seitenausgang. Chug stand auf und griff sich mit der Hand zwischen die Beine.
»Ich schieb deiner Pfefferfresserbraut gleich die Gurke ins Maul, Smothers«, sagte er.
»Heb sie für deine Schwester auf. Die braucht sie dringender als wir«, sagte Lucas und ging durch die Drehtür.
Chug grunzte aus tiefster Kehle und stürmte auf die Tür zu, als wäre er wieder in der Highschool, auf dem Spielfeld, hatte die feisten Hände zu Fäusten geballt, als gelte es, Löcher in die gegnerischen Reihen zu reißen wie ein Panzer, der alles niederwalzt, die Stirn gefurcht, den Kopf gesenkt.
Eine Bedienung stieß die Drehtür auf, als Chug gerade hindurchwollte, sodass er die dicke, abgerundete Glaskante voll an die Stirn bekam.
Es klang, als ob jemand mit einem Holzhammer auf eine Wassermelone einschlüge, dann wälzte er sich zwischen die Tür, schlug sich die Hände an die Stirn. Die Bedienung versuchte sich unterdessen zu befreien, stieß ihrerseits gegen die Tür und rammte sie ihm mitten ins Gesicht, drückte ihm die Nase platt, dass
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