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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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lassen oder fliegen lernen.
    Seitdem hat kein Viscount mehr einen Purple Heart oder eins unsrer Mädchen angemacht. Ich sag Ihnen das nur deswegen, weil ich Sachen gehört habe, die Sie gemacht haben sollen, als Sie bei den Texas Rangers waren, über Drogendealer, denen man drunten in Coahuila eine Spielkarte in den Hals gesteckt hat. Ich hab keine Spielkarten mit dem Abzeichen der Purple Hearts, aber vielleicht fragen sich Jeff und seine Freunde demnächst mal, wie oft sie noch zu einer Beerdigung gehen wollen.«
    Ich setzte mich an den Tisch. Das Holz unter meinen Armen fühlte sich kalt und hart an.
    »Haben Sie vor, jemanden umzulegen?«, sagte ich.
    »Wollen Sie nicht, dass es dazu kommt, oder wollen Sie nix davon wissen? Lassen Sie eher Ihren Jungen umbringen? Wie wollen Sie’s denn haben, Mr. Holland?«
    Am gleichen Abend trat Wilbur im Fernsehen auf, live auf ESPN, aus dem Studio hoch über der überdachten Arena von Mesquite, in der ein Rodeo stattfand. Wilbur trug einen nagelneuen grauen Stetson mit einem blauen Band um die Krone und ein silber-blaues Cowboyhemd mit Druckknöpfen, in dem seine Schultern wie Eiswasser schillerten. Kippy Jo saß neben ihm, mit dunkler Brille, hatte den Unterarm an seinen gedrückt.
    Der Moderator, seinerseits ein ehemaliger Rodeoreiter, war ein kleiner, drahtiger Mann mit vorstehendem Kinn, kleinen, tief in den Höhlen liegenden Augen und einem schrillen, näselnden Osttexas-Akzent, der so klang, als reiße jemand ein Stück Wellblech vom Dach. Seine Zähne waren so ebenmäßig wie Grabsteine, als er grinste und Wilbur das Mikrofon zuschob.
    »Schön, dich mal wieder zu sehen, mein Junge. Als wir dich das letzte Mal hier hatten, bist du auf einem Bullen namens Bad Whiskey aus Gatter sechs gekommen. Das war der einzige Bulle im ganzen Rodeo-Zirkus, von Bodacious mal abgesehen, der die Clowns auf die Bande gescheucht hat, der sich mitten in der Luft gedreht hat, dass du von El Paso bis Texarkana schauen konntest, all das in einem Sprung«, sagte der Moderator.
    »Ich bedanke mich für die Einladung hierher, W.D. Dadurch hab ich endlich die Gelegenheit –«
    »Wir freuen uns, dass du uns die Ehre gibst und wieder mal bei uns vorbeischaust«, unterbrach ihn der Moderator. »Wir machen gleich eine kurze Pause, danach möchte ich deine Meinung zu einem knallharten Kumpel von dir hören, einem Burschen aus Quanah –«
    Wilbur saß stocksteif auf seinem Stuhl, hatte die rechte Hand um den linken Unterarm geschlungen. Er beugte sich zum Mikrofon vor, sodass der Schatten seiner Hutkrempe auf sein Gesicht fiel, als wollte er sich eine Privatsphäre schaffen, in der er jemandem ein Geheimnis anvertrauen konnte.
    »Meine Frau sagt, ich muss das machen, sonst finde ich nie meinen Frieden«, sagte er. »Ich möchte mich bei allen Freunden und Rodeofans dafür entschuldigen, dass ich sie enttäuscht habe. Man hat mir vorgeworfen, dass ich in Deaf Smith jemand bestohlen haben soll. Ich hab immer gesagt, dass ich’s nicht gewesen bin. Aber ich habe gelogen. Ich habe diesem Mann fünfzigtausend Dollar weggenommen. Er sagt, es war mehr gewesen ... War es nicht, aber darauf kommt’s nicht an. Ich habe gestohlen, und ich habe alle belogen, und ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich bedanke mich für die Einladung, W.D.«
    Wilbur und Kippy Jo verschwanden aus dem Blickfeld. Der Moderator starrte ihnen mit fassungsloser Miene hinterher. »Ich glaube, wir kommen jetzt zur Werbung. Ich weiß nicht, wie es euch da draußen geht, aber für mich ist Wilbur T. Pickett nach wie vor ein ganz besonderer Rodeo-Cowboy.«
    Es dauerte nicht lange. Am darauf folgenden Nachmittag kamen Earl und Peggy Jean Deitrich in meine Kanzlei, begleitet von ihrem Anwalt, einem baumlangen, sympathischen Mann namens Clayton Spangler, dem angeblich zwanzigtausend Hektar von der alten XIT-Ranch in der Nähe von Dalhart gehörten. Peggy Jean, die ein weißes Kostüm und mattweiße Strümpfe trug, saß mit übereinander geschlagenen Beinen da, hatte kräftig Rouge über den Jochbeinen aufgetragen, sodass ihr ganzes Auftreten eckig und pointiert wirkte, wie die scharfe Kante eines Werkzeugs. Earl kam direkt vom Tennisplatz draußen im Country Club, frisch geduscht und mit nassen Haaren, und strotzte geradezu vor Energie und Kampfeslust.
    Ich kam mir vor wie ein Bestattungsunternehmer, der die Totenwache für seinen besten Freund leitet, während dessen Feinde das Eis von seinem Leichnam stehlen und in ihr Bier

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