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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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denn ständig auf meine Füße?«, fragte Chuck.
    »Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Haben Sie aber gemacht. Wie heißen Sie?«
    »Steht hier auf meinem Namensschild.« Der Deputy schob den Daumen in die Brusttasche seines Hemds und drückte den Stoff und das Namensschild nach vorn, das daran angeheftet war. B. Stokes stand darauf.
    »Aber wie heißen Sie?«, fragte Chug noch mal.
    Der Deputy schwieg. Der Wagen geriet in eine Senke, und das Wasser spritzte über die ganze Windschutzscheibe, worauf Chug den Scheibenwischer schneller stellte, froh darüber war, dass er etwas zu tun hatte, zeigen konnte, dass er die Karre und alles Drumherum voll im Griff hatte. Aber wieso kommst du überhaupt auf solche Gedanken?, fragte er sich. Die Regenschwaden wirbelten zwischen den Bäumen zu beiden Seiten der Straße auf ihn zu, und das sonderbare blasse Licht schien wie ein Bogen, wie eine Art Dach, über der Straße zu hängen. Chug stellte fest, dass er schwitzte und schwer atmete. Er rollte das Fenster auf seiner Seite runter und ließ sich den Wind und den Regen ins Gesicht wehen.
    »Ich halte an der Tankstelle an der Kreuzung da vorn. Sie können von hier aus die Lichter sehen. Dort ist alles voller Kunden. Sie können sich dort an jemanden wenden, wenn Sie mitgenommen werden wollen«, sagte Chug.
    Er hörte, wie der Waffengurt des Deputys knarrte, danach einen dumpfen Ton, als würde ein schwerer Gegenstand aus einer Ledertasche gezogen.
    Der Deputy drückte die Mündung seiner Neunmillimeter an Chugs Hals.
    »Bieg bei der Schneise zwischen den Bäumen rechts ab und fahr weiter, bis du den Eisenbahnwagen siehst«, sagte er.
    Chug setzte den Blinker, doch der Deputy stellte ihn ab. Als Chug von der Straße abgebogen war, schaute er in das pockennarbige, glänzend weiße Gesicht des Deputys, sah die wilden schwarzen Augen. »Sie haben den Falschen erwischt«, sagte er.
    »Mag sein ... Welche Schuhgröße hast du?«
    »Sechsundvierzig«, sagte Chug und furchte die Stirn.
    »Kommt mir nicht so vor ... Halt da drüben an.«
    Der sandige Weg führte zwischen Hartholzbäumen hindurch bergan und endete dann an einem überwucherten Eisenbahngleis, auf dem ein verblichener roter Güterwaggon der Southern Pacific stand, der so verfault und schwammig war, dass er wie alter Kork wirkte.
    Der Deputy führte Chug in den Windschatten des Güterwaggons, hob einen Kiefernzapfen auf und warf ihn mit aller Kraft auf ihn. Chug riss den Arm hoch, duckte sich und hörte, wie der Zapfen von den Brettern des Waggons abprallte.
    »Diesmal fängst du ihn. Wenn du ihn fallen lässt, schieß ich dir in den Ellenbogen«, sagte der Deputy und warf ihm den nächsten Zapfen von unten zu.
    »Was, zum Teufel, haben Sie vor?«, sagte Chug.
    Der Deputy fummelte seine Handschellen aus dem Futteral hinten an seinem Gürtel und warf sie Chug zu.
    »Schließ dich an dem Eisenstab da drüben an der Ecke an. Jetzt kick mir einen Slipper rüber.«
    Nachdem Chug das getan hatte, hob der Deputy den Schuh von dem mit Laub und Kiefernnadeln bedeckten Boden auf, breitete ein Blatt Papier, auf dem der Umriss einer Schuh- oder Stiefelsohle eingezeichnet war, am Boden des Güterwaggons aus und strich es mit der Hand glatt. Er hielt Chugs Slipper mit beiden Händen über den Umriss, schob ihn hin und her, ohne das Papier zu berühren.
    »Du bist Linkshänder, und deine Füße sind zu groß. Heut ist dein Glückstag und nicht meiner«, sagte der Deputy.
    Chug schaute unverwandt auf die Seite des Güterwaggons, auf die abblätternde rote Farbe, das graue, verwitterte Holz, die Regenbäche, die vom Dach rannen und in den Ritzen versickerten. Er saugte den Speichel in seinem Mund zusammen, damit er wieder sprechen konnte, doch die Worte, die er dann zustande brachte, schienen von jemand anderem zu stammen.
    »Ich werde niemandem was davon erzählen«, sagte er.
    »Doch, das wirst du. Du wirst es jedem kleinen Pisser erzählen, der dir zuhört. Du wirst es deiner Mommy und deinem Daddy erzählen und den Leuten im Country Club und all den kleinen Rotzlöffeln, mit denen du dich in Val’s rumtreibst, und jeder Schnecke, die dich für ein paar Scheine drübersteigen lässt. Rumquieken wie ein Ferkel wirst du, bis keiner mehr die Geschichte hören mag. Ich hab nicht gesagt, dass du mich ansehn sollst, Freundchen.«
    Der Deputy steckte den Lauf der Automatik zwischen Chugs Oberschenkel, legte den Sicherungsbügel um und zog den Hahn zurück.
    »Dass du mir bloß nicht in die Hosen

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