Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
scheißt. Ich baller dir gleich den Sack weg«, sagte der Deputy.
Doch Chug stand mit weit aufgerissenen Augen da, zitterte von Kopf bis Fuß, dass die Speckfalten um seine Taille schlackerten. Der Regen lief ihm über Haare und Gesicht, und er blies in hohem Bogen das Wasser von seinem Mund, wie ein Ertrinkender, der gerade aus einem See auftaucht.
Chug hörte, wie der Deputy ein Taschenmesser aufklappte, spürte, wie er ihm die scharfe Schneide an den Nacken drückte, die Haare hochschob, als wollte er sie abrasieren.
Dann fuhr der Deputy mit der Messerspitze an Chugs Wirbelsäule hinab und schob sie hinten in seinen Hosenbund.
»Du hast Skyler nicht erschossen, aber du bist mit von der Partie gewesen«, sagte der Deputy und schlitzte mit dem Messer Chugs Gürtel auf, den Bund seiner Khakihose mitsamt der Unterwäsche, und legte das mächtige rosarote Hinterteil bloß. »Hör auf zu sabbern, mein Junge. Eine Drecksau wie du gibt nicht mal gute Wurst. Sag demjenigen, der es gewesen ist, dass Skyler nicht mehr um Gnade für ihn bitten kann, weil er nicht mehr da ist. Sag ihm, dass ich drei Mann umgebracht hab, ohne dass jemand was davon weiß, lauter Leute, die mir mächtig wehgetan haben. Sag ihm, ich hab das auf eine Art und Weise gemacht, dass der zuständige Detective dem Suff verfallen ist.«
Dann rubbelte Jessie Stump mit den Fingerknöcheln über Chugs Kopf und fuhr mit seinem Wagen weg.
29
»Was haben Sie mit dem Deputy gemacht, dem Sie die Uniform abgenommen haben?«, sagte ich.
»Eins über den Schädel gezogen«, antwortete Jessie am Telefon.
»Sie rufen mich mitten in der Nacht an, um mir so einen Krampf zu erzählen?«
»Ich möchte, dass Sie ein paar Blumen auf Skylers Grab legen. Schreiben Sie’s mir an.«
»Ihnen schreibe ich nichts mehr an. Sie sind nicht mein Mandant ... Hallo?«
Um acht Uhr morgens ging ich den Gang im Erdgeschoss des Gerichtsgebäudes entlang und trat unmittelbar hinter Marvin Pomroy in dessen Büro.
»Wollen Sie mir etwa sagen, dass Jessie Stump sich bei Ihnen gemeldet hat, nachdem er den jungen Rollins in Angst und Schrecken versetzt hat?«, sagte er.
»Stump ist nicht mein Mandant. Ich habe nichts mit ihm zu schaffen. Ein für alle Mal«, sagte ich.
»Vor drei Jahren hatten wir ihn wegen Scheckbetrugs am Wickel. Bei dem Vorstrafenregister, das er hatte, hätten wir ihn fünf Jahre hinter Gitter bringen können. Sie aber haben einen Zeugen, der absolut ehrlich war, als unglaubwürdig hingestellt und Stump freibekommen. Wie fühlt man sich dabei?«
»Sie müssen mir helfen.«
»Sie sind unverfroren.«
»Jeff Deitrich will sich die junge Ramirez und meinen Sohn Lucas vornehmen.«
Marvin hatte sich noch nicht an seinem Schreibtisch niedergelassen. Sein Zorn ließ nach, und er schob ein paar Akten auf der Schreibunterlage hin und her, hatte die Augen gesenkt.
»Haben Sie mit Hugo Roberts gesprochen?«, fragte er.
»Reine Zeitverschwendung.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Sie können auf die Deitrichs einwirken. Mit Ihnen möchten sie es sich nicht verderben. Sorgen Sie dafür, dass sie Jeff an die Kandare nehmen.«
»Das ist nicht gerade die feine Art.«
»Ronnie Cruise sagt, er will sich Jeffs Freunde vorknöpfen. Sie möglicherweise aus dem Verkehr ziehen.«
Marvin fummelte an seinen Manschetten herum.
»Sie haben aber noch was anderes auf dem Herzen, nicht wahr?«, sagte er.
»Ich habe mir ebenfalls überlegt, ob ich nicht ein paar von diesen Kids zurechtstutzen sollte. Möglicherweise ein für alle Mal.«
»Letzteres will ich nicht gehört haben. Apropos, ich sollte mich lieber an die Arbeit machen«, sagte Marvin, nahm sich eine der Akten auf seinem Schreibtisch vor und vertiefte sich darin, bis ich aus der Tür war.
Als ich an diesem Nachmittag von der Arbeit nach Hause kam, ritt ich mit Beau an dem Abwassergraben am Fuß des mit Kiefern bestandenen Hangs entlang, der zu den Hinterhöfen der heruntergekommenen Wohngegend führte, wo Pete zu Hause war. Links von mir lag das Ackerland, auf dem Lucas’ Stiefvater, der als Pächter für mich arbeitete, Okra, Kürbisse, Mais, Kantalupen, Erdbeeren, Melonen und Bohnen anbaute. Ich kam an der verquollenen Planke vorbei, über die Pete immer ging, wenn er mich besuchte, ritt dann zur Hangterrasse hinauf und zu einer im Schatten gelegenen, verwitterten Hütte, in der mein Vater einst die Arbeitsgeräte für seine mexikanischen Landarbeiter aufbewahrt hatte.
Ich ließ Beau am Ufer des Grabens weiden,
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