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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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den Kiefern den Hang herunterkommen. Er war barfuß und hatte eine Angelrute mit einem Mepps-Spinner dabei, den er so stramm an den Spitzenring gezogen hatte, dass er bei jedem Schritt klirrte.
    Er schaute sich mit verdutzter Miene um.
    »Hast du mit jemandem geredet?«, fragte er.
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte ich.
    »Billy Bob, wenn du mit jemandem im Gespräch bist, und andre Leute sagen, ein Freund von dir ist verrückt, würdest du dir diese Leute deswegen vorknöpfen?«
    »Gegen Verrücktheit ist nichts einzuwenden. Man kommt dadurch zu ganz anderen Ansichten. Ich an deiner Stelle würde mich nicht mit Leuten auseinander setzen, die von solchen Sachen nichts verstehen«, sagte ich.
    »So in etwa hab ich mir das auch gedacht«, sagte er. »Aber meiner Meinung nach ist der Freund, von dem ich spreche, der beste Typ, den ich je kennen gelernt habe.« Er grinste und nickte vor sich hin, als ob er sehr zufrieden wäre mit sich und seinem Scharfsinn und der Welt rundum.
    »Warum gehen wir nicht runter zum Weiher und unterhalten die Barsche ein bisschen?«, sagte ich.
    Ich stieg auf Beau, ließ mir von Pete das rote Eichenholzschild meines Vaters hochreichen, legte es über den Vorderzwiesel und wartete, bis Pete auf Beaus Kruppe geklettert war. Er hielt sich an meiner Taille fest, und sein Barschköder klirrte fortwährend, als wir über eine Wiese voller wilder Blumen zum Weiher ritten.
    Am Sonntagmorgen fuhr Chug Rollins, immer noch angeschlagen vom Tequila und den Pillen, die er letzte Nacht eingeworfen hatte, runter zur Grenze und suchte ein mexikanisches Bordell auf. Sobald er wieder in Deaf Smith war, schaute er bei Val’s vorbei und geriet mit einer Bedienung aneinander, die nicht vor seinem Auto weggehen wollte und ihm den Finger zeigte, als er sie anhupte. Der Geschäftsführer, der gut eins fünfundneunzig groß war, brachte die Kellnerin rein, dann schlug er mit einem Eishammer Chugs Windschutzscheibe ein. Bei Sonnenuntergang saß Chug im Shorty’s, draußen auf der von Fliegendraht umgebenen Veranda, vom Bier besoffen, bedröhnt bis unters Schädeldach und aufgedreht, stank tierisch nach süßlich saurem Schweiß, der ihn wie ein grauer Nebel umhüllte.
    Als sich seine Freunde mit ihren Getränken und Speisetabletts an andere Tische in sicherem Abstand verzogen, nahm sich Chug die Kids vor, die jünger waren als er, zwang sie dazu, mit ihm zu trinken und sich seine Tiraden über die Sheriffdienststelle und Jessie Stump anzuhören, über mexikanische Schlägerbanden und »Hip-Hop-Kannibalen, die sich mit den Falschen angelegt haben«, wie er es ausdrückte.
    »Bist du beim Klan oder was?«, sagte einer der Jungs und lächelte verschmitzt, als wollte er Haltung bewahren, sich trotz aller Scham dafür rechtfertigen, dass er Chug nicht einfach sitzen ließ.
    »Es ist wie im Krieg. Und im Krieg gibt’s Verluste. War sowieso nicht mein Ding. Hey, ich will nichts über Schwarze gesagt haben, habt ihr kapiert? Ich hab nichts gegen sie«, sagte Chug.
    »Geht schon klar, Mann. Kein Problem. Ich muss mal kurz aufs Klo.«
    »Bring mir einen frischen Krug von der Bar mit«, sagte Chug.
    Eine Stunde später wurde Chug wegen Alkohols am Steuer angehalten. Als ihn der Deputy ans Auto lehnen ließ und abklopfte, fiel ein Halspastillenröhrchen aus seiner Hosentasche und zerbrach am Bordstein. Eine Hand voll roter Pillen glitzerte im Schlamm wie die Glasperlen einer zerrissenen Kette.
    Am nächsten Morgen wagte ich einen Vorstoß. Jemand, der sich derart mit Alkohol und Pillen zugedröhnt hatte, konnte sich hinterher nicht mehr daran erinnern, was er alles gesagt oder getan hatte.
    Chug wohnte in einem geräumigen, flachen Ziegelbau mit einer breiten, zementierten Veranda und weißem Säulenportal, das den Häusern im East End nachempfunden war, die weitaus teurer waren. Sein Vater war Laienprediger in der Baptistenkirche, Mitglied der freiwilligen Polizeireserve, und unterstützte so gut wie fast jede Bürgerinitiative in der Stadt, trug zugleich aber hellblaue Anzüge mit weißen Nähten, Hillbilly-Koteletten und schmierte sich die Haare mit Brillantine ein. Der Rasen am Rand des Gehwegs war verbrannt, und auf dem kleinen Betonpool hinter dem Haus trieben ständig Blätter und Kiefernnadeln.
    Dort fand ich Chug Rollins vor, in einen Liegestuhl gefläzt, eine dunkle Sonnenbrille auf den Augen, den monströsen haarigen Leib mit Sonnencreme eingeölt.
    Er hob den Kopf nur so weit, bis er erkennen konnte, wer ich

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