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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wiederhergestellten Profil wie ein römischer Soldat.
    »Ich und Kippy Jo haben heut draußen auf der Staatsstraße Melonen verkauft«, sagte er. »Ich hab deinen Avalon auf Deibel komm raus hinter ’nem Laster vorpreschen sehn. Na, da braucht aber jemand ganz dringend ein paar Melonen, hab ich gedacht.«
    Er schaute mir in die Augen. Ich spürte, wie mein Gesicht brannte.
    »Ich will einem Mann mit deiner Erfahrung nichts über Fremdgehen erzählen, aber wenn das in deinem Auto nicht Peggy Jean Deitrich gewesen ist, hat mir der alte Bodacious den Schädel viel schlimmer eingeschlagen, als ich gedacht hab«, sagte er.
    An diesem Samstagabend spielte Lucas mit seiner Band draußen in Shorty’s am Fluss. Das Shorty’s, das keine Klimaanlage hatte und wo man auf den mit Fliegendraht umgebenen Veranden saß, mochte zwar eine baufällige Spelunke und Grillbude sein, die aus einem anderen Zeitalter übrig geblieben war, doch dort verkehrten Menschen aus sämtlichen Gesellschaftsschichten, die es in unserer Gegend gab, sei es aus Neugier oder weil sie Lust dazu hatten.
    Sie besorgten sich dort Dope oder rissen jemanden auf. Die Biker dröhnten sich mit Speed zu; die einsamen Frauen der Ölarbeiter gingen mit Collegejungs ein Stück die Straße rauf, zu dem Super 8 Motel; die hiesigen Radaubrüder hauten sich draußen unter den Bäumen gegenseitig Nasen und Knöchel blutig, und das Hollywood-Volk aus Fredericksburg zog sich das Ganze rein wie die Raubtierfütterung im Zoo.
    Jeff Deitrichs Geburtstagsparty hatte bei ihm zu Hause angefangen, dann war die lange Karawane der Cherokees, Jeeps mit Überrollbügeln und Sportwagen zu Shorty’s gezogen. Jeff und seine Freunde belegten sowohl die seitliche als auch die hintere Veranda mit Beschlag. Sie tranken Daiquiris, Coronas mit Limonenscheiben und B-52s. Im weiteren Verlauf des Abends glimmten entlang dem Flussufer die Joints, die sie rauchten, wie Glühwürmchen zwischen den dunkler werdenden Bäumen auf.
    Ein gelbes Porsche-Kabrio fuhr auf den Parkplatz, und zwei Männer, der eine jung, der andere mittleren Alters, gingen hinein und setzten sich an die Bar. Der Jüngere war zu dünn, als dass man ihn als hübsch hätte bezeichnen können, aber das fein geschnittene Gesicht, die strahlenden Augen und die arglos offene Art verliehen ihm einen jungenhaften Charme und eine Verletzlichkeit, auf die ältere Männer ansprangen.
    Sein Begleiter trug eine cremefarbene Bundfaltenhose, weiße Schuhe und ein marineblaues Hemd. Er hatte ein verlebtes Gesicht und dichte grau melierte Haare. Er hatte einen leichten Bauchansatz und Speckfalten um die Hüften, und sein Hintern drückte sich platt, als er sich auf den Barhocker setzte. Er schlug die Beine übereinander und rauchte eine Zigarette, die in einer goldenen Filterspitze steckte, hatte die Hand kokett erhoben, während er den Tanzboden betrachtete und den Rauch langsam aus dem offenen Mund steigen ließ.
    Als die Band eine Pause machte, ging Lucas zum hinteren Ende der Bar und bestellte sich etwas zu trinken. Der jüngere Mann, Leland hieß er, wandte den Kopf um, sodass er durch die Seitentür auf die Veranda schauen konnte, wo Jeff Deitrich, das Hemd bis unter die braune Brust aufgeknöpft, an seinem Tisch stand, seine Gäste unterhielt und einen B-52 kippte, einen halben Liter Bier, in dem ein Schnapsglas voll Whiskey versenkt war.
    Dann schnappte Jeff Lelands Blick auf. Seine dunklen Augen funkelten, und sein Hals und die Goldkette mit dem St.-Christophorus-Medaillon, das er umhängen hatte, glitschten vor Schweiß. Er stellte das Bierglas auf den Holztisch und ging zur Bar, blieb drei Schritte vor Leland stehen. Er winkte den Barkeeper weg, griff sich eine Hand voll Erdnüsse aus der Schale und steckte sie sich mit den Fingern in den Mund, eine nach der anderen, schaute auf die Flasche auf der Bar. Er atmete laut durch die Nase.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht mehr hierher kommen«, sagte er.
    »Wir schauen bloß kurz vorbei, Jeff. Ich nehme an, ich darf dir wenigstens zum Geburtstag gratulieren«, sagte Leland.
    »In spätestens drei Minuten hast du dich mit der Schwuchtel von hier verpisst«, sagte Jeff.
    Der ältere Mann schürzte die Lippen. »Sind wir nicht der ganz Reizbare?«, sagte er.
    Leland fasste seinen Freund sofort am Handgelenk.
    Doch Jeff scherte sich nicht um die Bemerkung und ging in Richtung Männerklo. Am hinteren Ende der Bar blieb er stehen, als sehe er Lucas zum ersten Mal.
    »Was machst du

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