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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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denn hier, Lucas?«, fragte er.
    »Ich arbeite hier. Ich mach ’ne Pause. Was denkst du denn, Jeff?«
    Jeff grinste. Ölig glänzte sein Gesicht im Widerschein der lackierten Kiefernholztäfelung der Bar, die braunen Locken in seinem Nacken kringelten sich im Luftzug des Ventilators. »Ich denke gar nichts. Komm mit an den Tisch. Wir haben noch Sekt und Kuchen übrig.«
    Drei Minuten später waren Leland und sein Freund von der Bar verschwunden.
    Aber sie waren noch nicht weit genug weg.
    Jeff war wieder hinaus auf die Veranda gegangen und hatte sich zu den anderen Partygästen gesellt. Dann lenkte ihn irgendetwas ab. Er stand am Fliegendraht, hatte die Hände in die Hüften gestützt und sah zu, wie Leland und sein Freund zwischen den geparkten Autos hindurch zu ihrem gelben Kabrio gingen. Jeff wischte sich mit der flachen Hand den Schweiß von der Brust, verrieb ihn gemächlich zwischen Fingern und Ballen. Ein Muskel zuckte in seiner Kinnlade.
    Er folgte den beiden Männern auf den mit Kies bestreuten Parkplatz. Er hakte einen Finger unter den Arm des älteren Mannes und drehte ihn in einer langsamen Pirouette zu sich herum.
    »Ich habe Sie da drin als Schwuchtel bezeichnet, Sir. Das hätte ich nicht tun sollen«, sagte Jeff.
    »Ich habe mir schon Schlimmeres anhören müssen«, sagte der Mann und betastete unwillkürlich die nasse Stelle an seinem Ärmel, wo Jeff ihn berührt hatte.
    »Wie heißen Sie, Sir?«
    »Mike.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mike. Mögen Sie Kuchen, Mike?«
    »Ich bin auf Diät. Essen Sie ein Stück für mich mit.«
    »Was ist mit dem Spritzguss? Ich meine, an was denken Sie, wenn Sie sich den mit einem Klacks Schlagsahne in den Mund stecken?«
    »Ich war bei der Marine, mein Junge. Ich habe das alles schon gehört. Und nun feiern Sie Ihren Geburtstag.«
    »Ich hab mich wirklich zusammengenommen, aber ich glaube, Sie lachen mich aus, Mike. Wirklich wahr.«
    »Nie im Leben, mein Junge. Sie haben so einen Koller, dass Ihnen schon der Kamm geschwollen ist. Hoffentlich kriegen Sie das zum Geburtstag noch geregelt. Aber ich will damit nichts zu tun haben.«
    »Sehen Sie, Sie reden mit anderen von oben herab. Sie schleppen Jungs ab und lassen sich von ihnen einen lutschen, dann beleidigen Sie Leute, die Sie nicht kennen. Wahrscheinlich haben Sie auch auf den Klositz gepisst. Hier geblieben. Ich rede mit Ihnen ... Mike? ... Jetzt hören Sie mir mal zu ... Na dann, mal sehn, wie Ihnen das schmeckt«, sagte Jeff, riss den Mann, der sich Mike nannte, herum und hieb ihm die Faust in den Bauch.
    Mike sank auf die Knie, schnappte nach Luft. Jeff packte ihn mit beiden Händen an den Haaren und schlug seinen Kopf an eine Tür, wieder und immer wieder, wischte sich dann die Hände am Hemd ab, als klebe irgendwas Ekliges an seiner Haut.
    Der Mann namens Mike, der jetzt auf allen vieren war, berührte aus Versehen die Spitze von Jeffs Schuh. Jeff trat ihm in den Mund, dass die Lippen an den Zähnen aufplatzten und sich sein Gesicht vor Schreck verkrampfte.
    Jeffs Freunde bedrängten ihn, redeten auf ihn ein, hielten ihn fest und umringten ihn, sodass er nicht mehr an den Mann herankam, der weinend am Boden lag. Dann riss er sich mit wild rudernden Armen los.
    »Schon gut, schon gut. Ich geb ja Ruhe. Ich habe nicht damit angefangen. Der Typ ist mir an der Bar krumm gekommen«, sagte er.
    »Jeff, mein Schatz, du hast Recht. Alle haben es gesehen. Aber die Cops sind jeden Moment da. Komm wieder rein. Er ist doch bloß ’ne Tunte«, sagte ein Mädchen.
    Jeff, dem das Hemd aus der Hose hing, ging mit staksigen Schritten auf die Straße zu, bis sich seine Gestalt im Scheinwerferlicht der vorüberfahrenden Autos scharf wie aus schwarzem Metall gestanzt abzeichnete.
    »Jeff, bleib von der Straße weg!«, brüllte jemand.
    Er blieb stehen, so als ginge er auf die warnenden Worte seiner Freunde ein. Doch er dachte nicht an seine Freunde, achtete auch nicht auf die Straße oder die Lastwagen, die in einem Schwall von Dieselschwaden, schmatzenden Luftdruckbremsen und aufgewirbelten Bierbechern an ihm vorbeirauschten. Er starrte nur stumpfsinnig auf den braunen 49er Mercury mit den blauen und roten Flammenzungen auf der Motorhaube und an den Türen, dem wie verchromte Haifischzähne wirkenden Kühlergrill, der gerade auf den Parkplatz fuhr.
    Esmeralda Ramirez stellte den Motor ab, stieg aus und schaute ihn über das Dach hinweg an. Sie war geschminkt, trug Ohrringe und ein Kleid aus Baumwollbatist, und im

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