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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Schein der Innenbeleuchtung, die auf ihren Ausschnitt fiel, die Schatten betonte und die Fleischfarben durchschimmern ließ, wirkte sie wie einem alten Gemälde entsprungen.
    »Was machst du hier?«, sagte Jeff.
    »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht. Du siehst ja schrecklich aus. Was hast du denn getrieben?«, sagte sie.
    »Nichts weiter. Ein Typ hat mich angemacht. Ich hab ihn noch nie gesehen.«
    »Steig ein.«
    Er rührte sich nicht von der Stelle. Sie blickte die Straße entlang, auf die rot, weiß und blau blinkenden Lichter eines Streifenwagens, der gerade um die Kurve kam.
    »Hast du mich verstanden? Steig ein. Sofort«, sagte sie.
    Er setzte sich auf den Beifahrersitz und schloss die Tür, ohne auch nur einen Blick zurück zu seinen Freunden zu werfen. Teilnahmslos, so als versinke er in einem dicken Schaumgummipolster, sackte er in den Ledersitz, als Esmeralda mit dem schlingernden Mercury auf die Asphaltpiste bretterte.

9
    Am Sonntagmorgen putzte ich meine Stiefel, zog einen Anzug an, sattelte Beau und ritt einen mit Brombeerstauden überwucherten Hang hinauf. Danach kam ein Kiefernwald, in dessen Schatten Sonnenflecken auf dem dicken Nadelteppich tanzten, der Beaus Huftritte dämpfte, und kurz darauf stieß ich auf den aus blanker, festgebackener Erde bestehenden Hinterhof des Hauses, in dem Pete wohnte, ein mexikanischer Mischlingsjunge, mit dem ich jede Woche zur Messe ging.
    Pete war elf Jahre alt und hatte eine Frisur, die aussah wie eine aufrecht stehende Schuhbürste. Obwohl er eine Alkoholikerin zur Mutter hatte und keinen Vater, hatte er bereits eine Schulklasse übersprungen und war ausgefuchster als die meisten Erwachsenen. Ich beugte mich im Sattel hinunter und zog ihn auf Beaus Rumpf hoch.
    »Ich weiß ’nen guten Witz«, sagte er. »Ein alter Mann hockt vor seiner Tankstelle und spielt mit seinem Cockerspaniel Dame. Ein Typ aus Kalifornien fährt vor und sagt: ›Guter Mann, das muss der schlaueste Hund sein, der je geboren wurde.‹
    Sagt der alte Mann: ›Meiner Meinung nach ist er gar nicht so schlau. Er hat schon drei von fünf Partien verloren.‹«
    Pete schüttete sich aus vor Lachen über seinen Witz.
    Wir ritten einen Hügelkamm entlang, an dem die Grenze meines Grundstücks verlief. Unsere Schatten wanderten vor uns her, schnitten sich mit denen der Bäume, dann stießen wir auf eine staubige Straße, an der die mit einem Ziegeldach gedeckte Kirche und die katholische Grundschule standen. Hinter den Kiefern auf dem Friedhof konnte ich das kleine weiße Café erkennen, in dem Pete und ich nach der Messe immer frühstücken gingen. Ronnie Cruises orangerot gespritzter T-Bird stand auf dem Parkplatz, die Tür sperrangelweit offen, damit der Wind durchzog. Ronnie hatte den Sitz zurückgeklappt und sich ausgestreckt, den Unterarm über den Augen.
    »Bring Beau in den Schatten. Ich komme gleich nach«, sagte ich zu Pete.
    »Kennst du den Typ?«, fragte er,
    »Leider ja.«
    »Das ist ein Schlägertyp, Billy Bob. Der hat hier nichts verloren.«
    »Vielleicht will er zur Beichte gehen«, sagte ich und zwinkerte ihm zu.
    Doch Pete fand das nicht komisch. Bedrückt führte er Beau unter die Kiefern, schaute wiederholt zu mir zurück, als ob ich irgendwie einen Pakt mit dem Feind geschlossen hätte.
    »Wollen Sie mich sprechen?«, sagte ich zu Ronnie.
    »Ja, die Frau, mit der Sie bei der Werkstatt gewesen sind, die war bei Ihrem Haus joggen. Sie hat gesagt, dass ich Sie hier antreffe. Esmeralda ist letzte Nacht nicht heimgekommen.«
    »Sollte ich etwa wissen, wo sie ist?«
    Er kratzte sich am Gesicht. »Wissen Sie’s?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Ich bin draußen bei Jeff Deitrich gewesen. Ein Typ namens Fletcher hat mich am Tor aufgehalten. Er hat gesagt, wenn ich mich für den Job als Gärtner interessiere, soll ich morgen noch mal wiederkommen. Er hat gesagt, ich soll nicht an die Haustür klopfen.«
    Er nahm die Sonnenbrille vom Armaturenbrett und klappte die Drahtbügel zusammen.
    »Wollen Sie mir sonst noch irgendwas mitteilen?«, sagte ich.
    Er warf mir einen fragenden Blick zu. »Ist Ihnen irgendwas über die Leber gelaufen?«, fragte er.
    »Vier Feuerwehrmänner sind auf Earl Deitrichs Grund und Boden verbrannt. Ich glaube, Sie sind neulich abends zu meinem Haus gekommen, damit man Sie nicht am Arsch kriegt.«
    »Sie wollen sagen, dass ich Ihnen Scheiße erzählt habe, was?«, sagte er.
    »Nein, ich will damit sagen, dass es Sonntagmorgen ist und ich keine Lust auf den Schmu

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