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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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anderer Leute habe. Wenn Sie deswegen eingeschnappt sind, ficken Sie sich ins Knie.«
    Ich ging aus der Sonne, auf den Rasen vor der Kirche und unter die Kiefern, wo Pete auf mich wartete. Ich hörte, wie Ronnie sein Auto anließ, auf den unbefestigten Weg zurücksetzte und in Richtung Staatsstraße fuhr. Dann bremste er ab und kehrte unter dem Überdach einer aufgegebenen Pure-Tankstelle um, von deren Zementboden das Grollen seiner verchromten Auspuffrohre widerhallte. Er hielt vor der Kirche und ließ das Auto mit laufendem Motor stehen. Er sprang über den Abwassergraben aufs Gras und packte mich mit zwei Fingern am Hemdsärmel, ohne auf die Blicke der Leute zu achten, die in die Kirche gingen.
    »Ich hab keine Feuerwehrmänner verbrannt, Mann. Und niemand redet so mit mir. Niemand. «
    Als ich wieder nach Hause kam, brachte ich Beau in die Scheune, nahm ihm den Sattel ab und führte ihn hinaus auf die Koppel. Ich war auf dem Weg zum Haus, als ich Temple Carrol sah, die unten an der Auffahrt vorbeijoggte, dann innehielt und zu mir herschaute, als wüsste sie nicht recht, was sie tun sollte.
    Sie kam über die Auffahrt auf mich zu, hatte die Haare unter eine Baseballkappe geschoben.
    »Du siehst aus, als hättest du dich schwer ins Zeug gelegt«, sagte ich.
    »Mir macht etwas zu schaffen. Ein Freund von mir ist nicht ganz dicht im Kopf. Aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich ihm das sagen soll«, erwiderte sie. Sie trug verblichene rosa Shorts und hatte die Zipfel ihrer Bluse unter den Brüsten verknotet. Ihre Haut glänzte vor Schweiß, und sie zwinkerte, als ihr das Salz in die Augen lief. Sie wischte sich das Gesicht an der Bluse ab.
    »Worum geht’s, Temple?«, fragte ich.
    »Wenn du dich in deinem Privatleben zum Narren machen willst, ist das deine Angelegenheit. Aber an Wilbur Picketts Verteidigung bin auch ich beteiligt. Du hast etwas getan, wozu du kein Recht gehabt hast.«
    »Was denn bitte?«
    Sie hatte die Hände in die hinteren Hosentaschen geschoben und blickte mit glänzenden, geröteten Augen zu mir auf. Ihre Brüste hoben und senkten sich unter der Bluse.
    »Das ist eine Kleinstadt. Peggy Jean hatte vor dem Langtry-Hotel Krach mit ihrem Mann. Dann seid ihr zwei gemeinsam abgehauen«, sagte sie.
    »Sie hat sich den Knöchel verdreht. Ich habe sie nach Hause gebracht.«
    »Tja, dann sieh mal zu, wie du das wieder hindrehen willst. Du hast es fertig gebracht, dich in aller Öffentlichkeit mit der Frau des Mannes einzulassen, der deinen Mandanten angezeigt hat. Du kotzt mich derart an, dass ich dich am liebsten vermöbeln möchte.« Sie stieß mir die Hand ans Brustbein. Dann stieß sie ein weiteres Mal zu, wurde zusehends röter im Gesicht, und das Wasser stieg ihr in die Augen.
    »Es ist nichts passiert, Temple. Ich schwör’s.«
    Sie drehte sich um und ging weg, riss sich dann die Baseballkappe vom Kopf und schüttelte ihre Haare aus. Das Hinterteil ihrer verblichenen Shorts war voller Schmutzflecken.
    »Komm zurück, Temple«, sagte ich.
    Doch sie kam nicht.
    Ich ging ins Haus und stellte den Fernseher an, wollte die Zimmer mit so viel Lärm wie möglich ausfüllen, um Temples Worte zu übertönen.
    Ein Fernsehprediger aus Houston saß mit seinen beiden Assistenten, einer Blondine mittleren Alters und einem weißhaarigen Schwarzen, der eher wie ein Mitglied einer Minstrel-Show wirkte als wie ein echter Farbiger, auf einer Bühne. Sie hielten sich alle drei an den Händen und empfingen angeblich telepathische Bitten um Beistand von ihrer elektronischen Gemeinde. Ihre Augen waren zusammengekniffen, die Gesichter vor Anstrengung gerunzelt, so als litten sie an Verstopfung.
    Ich starrte ungläubig auf den Bildschirm, als Bubba Grimes, der Pilot, zwischen dem Gitterwerk voller Plastikblumen Platz nahm. Er redete über Hilfsflüge zu Flüchtlingen aus Ruanda, über Missionare, die ihr Leben in Dschungeln riskierten, in denen es jede Menge wilder Tiere und allerhand Tropenkrankheiten gab. Grimes’ Gesicht legte sich in tausende feiner Falten, wenn er grinste, wie die Rippen in einem Tabakblatt. Der Fernsehprediger saß vornübergebeugt da, kommentierte und moderierte mit salbungsvoller Stimme Grimes’ trockenderbe Schilderungen über humanitäre Hilfsmaßnahmen des Westens in Zentralafrika.
    Die Blondine und der Schwarze, dessen Haut wie Fettschminke wirkte und dessen Haare weiß wie Neuschnee waren, nickten ehrfürchtig.
    Grimes nahm einen Krug voll Eis und Kool-Aid, goss sich ein Glas ein

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