Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
und trank es in einem Zug aus.
»Bubba liebt sein Kool-Aid«, sagte der Fernsehprediger.
Grimes, dessen Lippen rot wie nasse Erdbeeren waren, grinste in die Kamera.
Beim bloßen Zuschauen wurde einem schlecht.
Ich ging an meinen Schreibtisch in der Bibliothek und tippte Earl Deitrichs Nummer ins Telefon.
»Was gibt’s denn jetzt schon wieder?«, sagte er, als er meine Stimme erkannte.
»Ich habe neulich Ihre Frau heimgefahren, weil Sie sie mit einem verstauchten Knöchel auf dem Bürgersteig haben stehen lassen. Das war alles. Ich hoffe, die Sache ist damit klar.«
»O ja. Deshalb habt ihr am gleichen Nachmittag in einer Bar miteinander getanzt ... Sind Sie noch dran? Fällt Ihnen dazu keine spitze Bemerkung ein?«
Ich blickte benommen aus dem Fenster auf die Flügel des Windrads, das sich hinter dem Scheunendach drehte.
»Ihre Frau hat nichts Unrechtes getan, Earl. Wenn hier irgendjemandem etwas vorzuwerfen ist, dann bin ich das«, sagte ich.
»Ganz recht.«
Ich wollte leise den Hörer auflegen, es dabei bewenden lassen, meinen Stolz, die Wut und die Gehässigkeit bezähmen, die an mir haftete wie ein Netz, seit ich Ronnie Cruise bei der Kirche über den Weg gelaufen war. Aber aus irgendeinem Grund sah ich ständig Bubba Grimes’ grinsende rote Lippen vor mir.
»Dieser psychopathische Pilot, der Typ, den Sie bezahlt haben, damit er Lügen über Wilbur Pickett verbreitet. Er ist mit seiner Maschine auf meiner Weide gelandet. Er wollte Ihnen einen Strick drehen. Ich wäre ein bisschen wählerischer mit dem Gesindel, das ich anheure, Earl«, sagte ich und legte auf.
Ich ging runter zum Steilufer über dem Fluss und warf Steine auf eine angeschwemmte, von Würmern zerfressene Pyramidenpappel, bis mir der Arm wehtat.
Jeff Deitrich kehrte weder an diesem Morgen noch am Nachmittag nach Hause zurück. Hugo Roberts und seine Deputys suchten den ganzen Bezirk nach Cholo Ramirez’ 1949er Mercury ab, erkundigten sich in Fernfahrerkneipen, bei Tankstellen und Motelbetreibern, grasten Val’s Drive-in ab, diverse Lagerplätze und die bewaldete Bergkuppe hoch über dem Fluss, Die Klippen genannt, wo die Teenager hingingen, wenn sie kiffen und rumknutschen wollten.
Hugo Roberts und seine Deputys waren eindeutig Earl Deitrichs Hiwis und wollten Schadensbegrenzung für ihn betreiben, aber unglücklicherweise, jedenfalls für Earl, wollte das Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung des Staates Texas nicht mitspielen. Als der Homosexuelle, den Jeff bei Shorty’s verprügelt hatte, Anzeige gegen ihn erstattete, wurde an die Verkehrspolizei eine Beschreibung von Cholos Wagen samt Autonummer durchgegeben.
Jeff schlief auf dem Beifahrersitz des Mercury, als ein Verkehrspolizist, der an diesem Sonntag in der Morgendämmerung auf einem Rastplatz parkte, Esmeralda auf der zweispurigen Straße vorbeirasen sah. Der Polizist schaltete Blinklicht und Sirene ein und verfolgte den Mercury fünf Meilen weit quer durch die Hügel und eine Kleinstadt mit einer einzigen roten Ampel, hängte sich an ihn, als er aufs Bankett ausscherte, um einen Hühnerlaster zu überholen, driftete hinter ihm über eine mit Kies bestreute Ausweichstelle am Flussufer, dass die Steine wie Schrotkugeln aufs Wasser prasselten.
Wie Konfetti wurden Köderbehälter und mit Fischblut getränkte Zeitungen vom Fahrtwind in die Luft gewirbelt, als sie mit hundertvierzig Sachen über eine schmale Betonbrücke rasten. Dann führte die Straße in einer langen Geraden am Fluss entlang, und Esmeralda drehte auf. Der Motor des Mercury röhrte mit voller Kraft los und stauchte die Karosserie förmlich in die Federn. Steine spritzten unter den Reifen auf, zerschlugen die Windschutzscheiben entgegenkommender Autos und knallten scheppernd wie Hammerschläge auf die Verkehrsschilder.
Der Streifenwagen des Verkehrspolizisten wurde langsamer, aber nicht, weil er sich geschlagen gab.
Ein Stück weiter vorn, kurz vor der Bezirksgrenze, hatten Hugo Roberts und seine Deputys eine Straßensperre errichtet.
Unmittelbar nach einer Kurve, hinter Büschen und einem Wegweiser, sodass sie ein Autofahrer, der sich mit hoher Geschwindigkeit von Süden näherte, nicht sehen konnte, bis er dicht davor war.
Esmeralda scherte aufs Bankett aus, hob mitsamt der Karre ab und flog über den Straßengraben hinweg in ein Tomatenfeld. Der Mercury stellte sich quer und schlitterte gut dreißig Meter weiter, wirbelte dicke Wolken aus zimtrotem Staub auf und schlug eine Schneise in die
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