Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
krampfhaft und schlug in einem fort auf die Bodenplatte. Verständnislos schaute er die anderen an, als wüsste er nicht, wer er war. Eine Plane knatterte in der Stille.
Nachdem der verletzte Arbeiter ins Krankenhaus gebracht worden war, zog Jeff wieder seine vernieteten Arbeitshandschuhe an und wartete darauf, dass der Mann, der das Hebewerk hoch droben auf der Gestängebühne bediente, das nächste Rohrstück herabließ. Dann bemerkte er, dass ihn der Bohrmeister und die anderen Männer anschauten, auf irgendwas warteten.
»Du hast drei Fehler in einer Nacht gemacht, Jeff. Geh zum Zahlmeister und hol dir deinen restlichen Lohn ab«, sagte der Bohrmeister.
»Tut mir Leid, wenn ich Mist gebaut habe. Ich bin heute einfach nicht ganz auf dem Posten«, sagte Jeff.
»Ist halt nicht jedermanns Sache. Zum Kuckuck, wenn ich so aussehn würde wie du, war ich längst nach Hollywood gegangen. Wie dem auch sei, nimm’s leicht, mein Junge«, sagte der Bohrmeister.
Kurz darauf stand Jeff draußen in der Dunkelheit, abseits der Lichter und vom Lärm auf dem Nachtturm, wie die Männer auf dem Ölfeld dazu sagten, und sah zu, wie seine ehemaligen Kollegen den Bohrmeißel einbrachten, den Schlamm von der Plattform spritzten und ihrer Arbeit nachgingen, als hätte es ihn nie gegeben.
Beim Frühstück, als er mit Esmeralda und Lucas in der Küche des Farmhauses saß, ging Jeff den Vorfall auf der Arbeitsbühne ein ums andere Mal durch, versuchte festzustellen, was schief gegangen war, dachte laut darüber nach, was er dem Bohrmeister hätte sagen sollen, fragte sich, ob er tatsächlich an dem Unfall schuld war oder ob man ihn nur zum Sündenbock abgestempelt hatte, weil er dem Bohrmeister zuvor eine patzige Antwort gegeben hatte.
»Da draußen werden ständig Arbeiter abserviert, Jeffro. Das ist doch ganz normal. Da ist nichts weiter dabei«, sagte Lucas.
»Ganz recht, Jeff«, sagte Esmeralda. »Außerdem gibt’s derzeit in San Antonio jede Menge Arbeit.«
»Wo denn zum Beispiel?«
»In dem Restaurant, in dem ich arbeite. Die suchen einen stellvertretenden Geschäftsführer«, erwiderte sie.
Er war müde und mitgenommen, doch mit einem Mal stieg ihm die Wut zu Kopf, wie ein schwarzes Tier, das nicht von einem ablassen mag, und er funkelte sie an.
»Wir könnten dort noch heute Morgen vorbeifahren. Ich muss sowieso in den Waschsalon und danach zum Supermarkt. Cholo braucht dringend neue Unterwäsche«, sagte sie.
»Denkst du, ich verbringe meinen Vormittag damit, Unterwäsche für deinen Bruder zu kaufen?«, sagte Jeff.
»Schatz, du hast ’ne schlimme Nacht hinter dir. Nun lass mal gut sein«, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm.
Er wandte sich ab, sowohl von Esmeralda als auch von Lucas, und starrte durch den rostigen Fliegendraht hinaus auf das Fallrohr der Dachrinne, das im Wind schaukelte, und den von Pappelstöcken überwucherten Hof.
Später schaltete Lucas den Ventilator hinten im Schlafzimmer ein und legte sich hin. Er wurde in der stickig gelben Nachmittagshitze vom heftigen Wortwechsel draußen im Wohnwagen geweckt, den Beleidigungen, die sich die beiden an den Kopf warfen, einem lauten Krachen, als vermutlich ein Tisch umgestoßen wurde, Geschirr am Boden zerbrach.
»Es geht doch gar nicht um den blöden Job auf einem Bohrturm. Du führst mich in Bars aus, in denen es dunkel ist. Wir gehen in Restaurants, wo dich keiner kennt. Du willst bei Tageslicht nicht mit mir gesehen werden«, rief Esmeralda.
Jeff stürmte ohne Hemd und Schuhe auf den Hof und setzte sich ans Steuer seines Kabrios. Dann stellte er fest, dass er die Schlüssel drin vergessen hatte. Er legte den Kopf auf die Arme und fing an zu weinen. Esmeralda kam in abgeschnittenen Jeans und einem Trägerhemd heraus, betrachtete ihn voller Mitgefühl und streichelte seine Haare und den Nacken. Dann gingen sie alle beide eng umschlungen in den Wohnwagen zurück und blieben dort, bis die Sonne unterging.
Lucas hatte an diesem Abend frei und wollte eigentlich in die Stadt gehen. Aber Jeff und Esmeralda kamen an seine Tür, strahlend, mit glühenden Gesichtern, erfüllt von den Verheißungen eines Sommerabends, so als sei all das, was sich an diesem Tag zugetragen hatte, vergeben und vergessen. Jeff nahm einen letzten Zug von einem fast abgebrannten Joint, behielt den Rauch lange in der Lunge und ließ ihn dann lässig im Wind wegtreiben. Er hatte ein maßgeschneidertes beiges Sportsakko und eine dunkelblaue Hose an. Sie trug ein rosa Kleid
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