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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Stadt südlich von Fort Worth. Wesley hatte Chug noch nie leiden können; er war so wie die meisten Fetten – hinter all dem Speck steckte ein ganz mieser Typ, der gern kleine Jungs drangsalierte. Warren war ein anderer Fall. Von dem zu lang geratenen Oberkörper einmal abgesehen, wirkte er mit seinen kräftigen Armen, der flachen Brust und dem sandfarbenen Haar wie ein Surfer oder Filmstar. Warren holte ein Budweiser nach dem anderen aus der Kühlbox, riss es auf und reichte es Wes, bot ihm eine Kippe an, sagte sogar, dass sie diese Moppkopf-Kiste seiner Ansicht nach abblasen sollten. Aber wie will man das einem Typ wie Jeff beibringen, wenn er völlig vernagelt ist?
    »Ich hab gedacht, wir fahren nach Dallas«, sagte Wesley.
    »Jeff will sich die Typen an einer ganz bestimmten Stelle vornehmen. Wenn du sie an der Strippe hast, liest du ihnen die Wegbeschreibung auf dem Zettel hier vor«, sagte Warren.
    »Zu einem Steinbruch? Da kommen die nicht hin«, sagte Wesley.
    »Hoffentlich doch, Wes. Jeff ist mies gelaunt. Ich komm ihm gar nicht gern in die Quere, wenn er so drauf ist«, sagte Warren. Versonnen schüttelte er den Kopf.
    Wesley nahm zwei Ladungen Speed und spülte sie mit Bier runter.
    Er rief von dem Münztelefon neben der geschlossenen Tankstelle an, während ihn die anderen aus der schwülen Dunkelheit beobachteten. Insekten schwärmten um die Lampe über ihm. Seine Haut fühlte sich an wie in klamme Wolle gehüllt.
    Der Moppkopf meldete sich, tat aber so, als ob er jeden Tag von irgendjemandem massenhaft Geld bekäme.
    »Woher kriegst du vier Riesen, Mahn?«
    »Die gehören ’nem Hinterlader, dem Typ, für den ich die Blauen besorgt hab.«
    »Wir denken mal drüber nach. Wir treffen uns mit dir am Highway. Ander lieber deinen Lebenswandel, Mahn. Treib dich nich mit dem Aids-Volk rum.«
    Der Moppkopf beschrieb Wesley den Weg zu einem Dairy Queen und legte auf, bevor Wesley widersprechen konnte. Erschrocken starrte Wesley aus der hellen Telefonzelle auf Jeffs Gesicht.
    »Ich hab euch doch gesagt, die kommen nicht zum Steinbruch. Ich kann nix dafür«, sagte er.
    »Du hast das prima gemacht. Die wollen dich ausnehmen, junger Freund«, sagte Hammie.
    Er verstand überhaupt nichts mehr. Was meinten sie damit? Wesley tat der Kopf weh.
    Jetzt grinsten sie ihn alle an, aber verständnisvoll, gönnerhaft, als ob sie ihn in ihre Reihen aufgenommen hätten.
    »Habt ihr noch ein Bier?«, sagte er.
    Eine halbe Stunde später saß Wesley am Steuer von Chugs Auto, während Chug auf dem Beifahrersitz einen Bananen-Split aß und den Mund mit Eiscreme, Erdbeersaft und Schokolade verschmiert hatte. Wesley wollte ihn fragen, wieso er wie eine Schwuchtel gekleidet war, aber dann fiel ihm ein, wie Chug seine Gegner zugerichtet hatte, als er in der Schulauswahl Verteidiger gespielt hatte.
    »Jeff will doch bloß sein Zeug zurück?«, sagte er stattdessen. »Da kann doch nix Schlimmes passieren, was, Chug?«
    Chug rückte den Tweedhut auf seinem Kopf zurecht und zwinkerte. »Weißt du, dass Jerry Lee Lewis hier von der Bibelschule geflogen is?«, sagte er.
    Die zwei Moppköpfe fuhren mit einem schwarzen Mercedes auf den Parkplatz vor dem Dairy Queen, stiegen aus, bauten sich zu beiden Seiten von Chugs Auto auf und beugten sich zu den Fenstern hinab. Sie rochen nach Qualm, Zwiebeln, Fisch und ungewaschenen Haaren, die mit Aloe eingerieben waren.
    »Wir gehn nirgendwo hin, bevor wir Geld sehn, Mahn«, sagte der an Chugs Fenster.
    Chug hielt die Serviette hoch, die er im Schoß liegen hatte, und zeigte ihnen eine Rolle Hundertdollarscheine, die mit einem Gummi umwickelt waren. Er lächelte, leckte sich mit der Zunge über die Zähne. Ein kleiner grüner Stein glitzerte an seinem Ohrläppchen.
    »Da ist es, hart wie ’ne Gurke. Willst du’s anfassen?«, sagte er.
    »Ihr könnt uns folgen. Wir kennen eine Stelle, wo wir unsere Geschäfte machen. Aber red nich so mit mir, Mahn. Bei uns auf den Inseln gibt’s so was nicht«, sagte der Mann an Chugs Fenster, und seine Dreadlocks pendelten wie staubige Schlangen über seine Wangen.
    »Woher sollen wir wissen, ob ihr uns nicht aufmischen wollt?«, sagte Chug, dessen Gesicht mit einem Mal weich und verletzlich wirkte.
    »Weil du zu süß bist und der Kleine da zu wild«, sagte der Mann am Fenster.
    Die Moppköppe sind also sowohl Klugscheißer als auch Klaubrüder, dachte Wesley, als sie sich auf dem Highway an den Mercedes hängten. Sie machten sich lustig über ihn, genau wie alle

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