Feuersbrut - Der Untergang
haben. Ein Krieg, aus dem die Mazari niemals als Sieger hervorgehen konnten. Der Feind war übermächtig. Was war dagegen ein verlorener Rang oder ein paar Kameraden, die ihn auslachten oder anspuckten?
Yanil fasste einen neuen Entschluss, wie so häufig in den letzten Tagen. Seine eigene Flatterhaftigkeit ging ihm auf die Nerven. Bei allen Göttern, weshalb konnte er nicht ein einziges Mal an einem Vorhaben festhalten? War er tatsächlich so feige? Wenn das so weiterging, würde er verhungern, ohne überhaupt je irgendwo anzukommen.
Sein neuer Entschluss sah vor, so lange im Wald von Azkatar zu bleiben, bis der Krieg entweder vorüber war oder er sich von seinen Verletzungen so weit erholt hatte, dass er den weiten Rückweg in seine Heimat antreten konnte. Eine feige Entscheidung, aber die einzig logische. Allerdings hatte er das bei seinen anderen Absichten auch jedes Mal geglaubt ...
Er wandte sich ab und verharrte in der Bewegung. Ein Schreck fuhr im derart heftig in die Glieder, dass seine Knie für die Dauer eines Herzschlags unter ihm nachgaben. Er taumelte einen Schritt zur Seite.
Keinen Steinwurf entfernt starrte ihn ein Monster aus gelben Augen an. Es stand auf einem aus dem Gebirgsgestein herausragenden Vorsprung etwas oberhalb von Yanils Standort, struppiges graues Fell bedeckte seinen gesamten Körper. Geifer tropfte von handlangen spitzen Reißzähnen. Yanil schätze, dass das Vieh drei Mal mehr wog als er. Ein Wort schoss ihm in den Kopf.
Wark.
Er hatte von den Bestien des Nordens gehört, jenen Riesenwölfen, die in den Steppen Fjondryks ihr Unwesen trieben. Er hatte nicht damit gerechnet, den scheuen Jägern jemals zu begegnen. Alles, was er über sie wusste, kannte er aus Märchen und Sagen. Es gab auch im Süden wilde Wölfe und Hunde, doch sie waren weniger als halb so groß wie dieses Ungetüm!
Yanil sandte ein Stoßgebet zu den Göttern. Er würde sterben. Jetzt. Er trug keine Waffe bei sich, war zu schwach, um wegzulaufen. Das Biest betrachtete ihn aus seltsam wissenden Augen, eine gewisse Intelligenz war ihm nicht abzusprechen. Es knurrte und baute sich bedrohlich auf, als genieße es, sein Opfer zu ängstigen.
Es sprang von dem Vorsprung herunter, trotz seines massigen Köperbaus leichtfüßig und anmutig, den Schößling der Erle wischte er mit einem Hieb seiner Pranke beiseite, als handelte es sich um einen Grashalm.
Der Wark riss sein Maul auf, eine Reihe schneeweißer spitzer Zähne blitzte Yanil entgegen. Der Mazari ging einen Schritt rückwärts, stolperte und fiel auf sein Hinterteil. Er betete, einen schmerzlosen Tod zu sterben, bettelte förmlich um eine erlösende Ohnmacht.
Verdammt, weshalb beherrsche ich nur eine nutzlose Form von Magie? Mit Gedanken kann ich nicht töten!
Yanil hasste sich in diesem Moment dafür. Er wollte die Augen schließen, wollte nicht sehen, wie ihm der Wark an die Kehle sprang, doch er konnte einfach nicht wegsehen. Sein Blick klebte an dem bulligen Kopf des Tieres, an seinen Zähnen, den gelben Augen. Yanil öffnete den Mund, um einen verzweifelten Schrei auszustoßen, aber nur ein heiseres Krächzen entwich seiner Kehle.
Der Wark beschleunigte sein Tempo, fiel in Trab und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, das im Gebirge einen mehrfachen Widerhall fand. Yanil riss die Hand nach oben, hielt sich den Unterarm vor die Augen, wartete auf den Schmerz.
Doch er kam nicht.
Alles, was er hörte, war ein gurgelndes Heulen, jenseitig und unmenschlich, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
Yanil nahm den Arm herunter, er zitterte am ganzen Körper. Der Wark lag auf Armeslänge von ihm entfernt im Geröll, die Augen geschlossen, die riesige violette Zunge hing aus seinem Maul heraus. Er verströmte einen widerlichen Geruch.
Yanils Blick fiel auf einen hölzernen Bolzen, der dem Wark seitlich aus der Brust ragte. Sein Verstand war nicht in der Lage, die Ereignisse in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Noch immer zitterte er am ganzen Körper. Er war sich sicher, der Wark würde sogleich aufspringen und ihn erneut attackieren. Yanils Atmung stockte, sein Brustkorb fühlte sich zu klein an für seine Lungen. Er japste, rang nach Luft. Weshalb konnte es nicht einfach nur schnell vorüber sein? Er hatte sich immer für tapfer gehalten, aber im Angesicht des Todes schienen andere Regeln zu gelten.
Gelächter drang an seine Ohren, ganz in der Nähe. Nur einen Lidschlag später tauchte jemand hinter dem massigen Körper des Warks auf, er
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