Feuerscherben
bin«, antwortete Ben und reichte dem Mann ein Trinkgeld. »Ja, Sir. Sofort.«
Ben betrat einen Fahrstuhl mit Seitenwänden aus Rauchglas und einem königsblauen Teppichboden, in den in Beige das Wort Sunday gestickt war. Ben wusste bis heute nicht, ob man die Besucher damit beeindrucken wollte, dass es sieben verschiedene Teppiche – für jeden Wochentag einen – für den Fahrstuhl gab, oder ob es ein Hinweis für die Hausbewohner sein sollte, die derart mit der Verwaltung ihres Reichtums beschäftigt waren, dass für so unwichtige Dinge wie der Wochentag kein Platz in ihrem Gehirn war. Ben hatte den Verdacht, dass Letzteres zutraf.
Ein älterer Mann in schwarzem Jackett, grauer Weste und Nadelstreifenhose stand in Evelyns Diele, als der Fahrstuhl im achten und letzten Stock zum Stand kam, und begrüßte Ben. Bainbridge arbeitete seit einem Viertel Jahrhundert bei den Campbells. Ben hatte ihn kennengelernt, als er vor sechs Jahren seine Stellung bei Campbell Industries antrat. Er war vorher nie einem echten Butler begegnet, und der Mann hatte ihn regelrecht eingeschüchtert. Inzwischen war er weltgewandter und nicht mehr so leicht zu beeindrucken.
Ben räusperte sich und widerstand dem Impuls, an seinem Kragen zu zupfen. »Guten Abend, Bainbridge.« Noch ein paar Jahre, und er brachte vielleicht den Mut auf, den Butler nach seinem Vornamen zu fragen. »Guten Abend, Mr. Maxwell.«
»Ist es nicht ein schöner Abend? Sehr milde für diese Jahreszeit.«
Der Butler nickte zustimmend. »In der Tat, Sir. Wir haben diesen Monat Glück mit dem Wetter. Darf ich Ihre Aktentasche nehmen, oder möchten Sie sie bei sich behalten?«
»Danke, ich behalte sie bei mir«, antwortete Ben. »Möglicherweise benötige ich einige Unterlagen, die sich darin befinden. Ist Mrs. Campbell bereit, mich zu empfangen?«
»Ja, Sir. Mrs. Campbell hat ein leichtes Abendessen ins Terrassenzimmer bestellt. Wenn Sie schon durchgehen würden, werde ich dafür sorgen, dass es sofort serviert wird. Ich glaube, der Koch hat kalten pochierten Lachs und ein Sorbet aus frischen Früchten vorbereitet.«
»Das klingt köstlich, danke.« Ben war sich der Ehre bewusst, ohne Begleitung des Butlers das Terrassenzimmer betreten zu dürfen. Er nickte Bainbridge zu und ging los. Seine Schritte hallten auf dem Marmorboden wider.
Evelyn hörte ihn kommen und trat an die Tür zum Terrassenzimmer, um ihn zu begrüßen. Ein flüchtiger Hauch von »Joy«-Parfüm wehte ihm entgehen. Sie trug ein elegantes Abendkostüm aus dunkelblauer Shantungseide und reichte ihm strahlend ihre zarte, makellos manikürte Hand. »Ben, Sie sind sogar früher hier, als ich erwartet hatte. Ihre Maschine muss genau nach Flugplan gelandet sein.«
»Ja, zum Glück war sie pünktlich. Und der Verkehr von La Guardia in die Stadt lief ziemlich flüssig.« Ben schüttelte die Hand und staunte über den Gegensatz zwischen Evelyns kühler Eleganz und Diannas sinnlicher Schönheit. Können die beiden tatsächlich Mutter und Tochter sein?, überlegte er. Im Moment schien es ihm fast unmöglich.
Evelyn schlug vor, nach draußen zu gehen, und er folgte ihr zur Flügeltür, die auf einen riesigen Balkon führte.
»Der Blick von hier oben erstaunt mich immer wieder«, gab Ben zu, während er hinaustrat und den Duft von einem Dutzend hochstämmigen Geranien und Nelken einatmete, die extra wegen dieses Parfüms gezüchtet worden waren. »Er ist fantastisch.«
»In einer Sommernacht hat Manhattan einen ganz eigentümlichen Reiz«, gab Evelyn zu. »Dieses Jahr hat es gerade genug geregnet, dass der Central Park grün und in Blüte geblieben ist. Ich bin sicher, das ist der Grund für die bessere Luft in diesem Stadtteil. Oh, da kommt Consuela mit unserem Essen. Ich glaube, wir gehen lieber hinein, damit uns die Mücken und Fliegen nicht belästigen.«
Das Hausmädchen stellte schweigend mehrere zugedeckte Schüsseln auf einen Tisch an der Flügeltür, der bereits für zwei Personen gedeckt war. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, trat Bainbridge mit einer Flasche Champagner in einem Eiskübel ein. Neben Earl-Grey-Tee war dies das einzige Getränk, das Ben Evelyn je hatte trinken sehen. Bainbridge stellte den silbernen Kübel neben den Tisch, schenkte zwei Sektflöten voll und verneigte sich höflich vor Evelyn. »Darf ich Ihnen sonst noch etwas bringen, Madam?«
»Nein, danke. Es ist alles in Ordnung.« Der Butler verbeugte sich erneut und zog sich zurück. Evelyn gab Ben ein Zeichen, mit
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