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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Er zeigte einen Dolch in einer Scheide aus Silber, die
mit kostbaren
Edelsteinen besetzt war. »Er gehörte meinem
Vater.«
    »Aber ich will nicht«, wiederholte Alfred
starrsinnig. »Ich habe gelobt …«
    »Er hat gelobt, er hat gelobt!«
höhnte der Graf
angewidert. »Laß ihn, Jera. Es ist besser so. Er
würde sich vermutlich die Hand
abschneiden.« Alfred blieb unbewaffnet.
    Er war davon ausgegangen, daß man sich
während
der Schlafzeit des Herrschers in den Palast schleichen wollte, deshalb
staunte
er, als Tomas kurz nach dem Mittagessen verkündete, es sei
Zeit aufzubrechen.
    Das Lebwohl war kurz und sachlich, wie zwischen
Leuten, die wissen, daß sie sich in Kürze
wiedersehen werden. Alle waren
aufgeregt, erwartungsvoll, und keiner schien sich wegen der Gefahr
Gedanken zu
machen – außer vielleicht Tomas.
    Nachdem er ihn dabei ertappt hatte, wie er über
Haplo eine offenkundige Unwahrheit sagte, beobachtete Alfred Tomas
wachsam und
glaubte zu sehen, daß das freundliche Lächeln
gezwungen wirkte, und die Augen
zur Seite irrten, sobald jemand ihm direkt ins Gesicht schaute. Alfred
erwog,
seine Beobachtung Jera mitzuteilen, doch entschied er sich dagegen.
    Ich bin ein Fremder, ein Außenseiter. Ihn kennen
sie viel länger als mich. Sie würde mir nicht
glauben, und womöglich mache ich
alles schlimmer anstatt besser. Sie trauen mir ohnehin nicht. Ein
kleiner Anlaß
genügt, und sie lassen mich vielleicht doch zurück!
    Alfred schaute noch einmal nach dem Hund, bevor
sie das Haus verließen.
    »Das Tier stirbt«, stellte der Graf
nüchtern
fest.
    »Ja, ich weiß.« Alfred
streichelte sanft das
seidige Fell.
    »Und was soll ich mit ihm anfangen?«
verlangte
der Graf zu wissen. »Ich kann nicht einen Hundekadaver mit
zum Tor schleppen.«
    »Laßt ihn liegen«, sagte Alfred
und erhob sich
mit einem Seufzer. »Wenn alles gutgeht, wird der Hund uns zu
finden wissen.
Wenn nicht, ist es ohne Belang.«
    Ungeachtet der Tatsache, daß der Herrscher nicht
erscheinen würde, herrschte am Hof reges Treiben. Alfred hatte
gedacht, das
Gedränge in den Tunnelstraßen wäre
unerträglich, bis er den Palast betrat. Die
meisten der lebenden Einwohner von Nekropolis waren abends dort zu
finden,
tanzten, erzählten den neusten Klatsch, saßen beim
Runenspiel und erfreuten
sich an den Speisen des Herrschers.
    In dem überfüllten Empfangssaal
fühlte Alfred
sich förmlich überwältigt von der Hitze, dem
Duft der Rezblüten, dem
ohrenbetäubenden Lärm der Stimmen und Musik. Der
Blumenduft war köstlich, süß
und würzig zugleich, doch es gelang ihm nicht, einen anderen
Geruch ganz zu
überdecken – den aufdringlichen Geruch des Todes.
    Die Lebenden aßen und tranken, scherzten und
kokettierten, während die Toten zwischen ihnen umhergingen und
ihnen
aufwarteten. Die Schemen im Gefolge der Wiedergänger
verblaßten zu einem Nichts
im hellen Schein der Lampen.
    Der Herzog und die Herzogin wurden von allen
Seiten enthusiastisch begrüßt.
    »Habt Ihr schon die Neuigkeit gehört? Es
wird
Krieg geben! Ist das nicht wahnsinnig aufregend?« rief eine
Frau ganz in Mauve
und verdrehte entzückt die Augen.
    Jera, Jonathan und Tomas lachten und tanzten und
plauderten und arbeiteten sich geschickt durch die Menge. Es
wäre noch besser
gegangen, wenn sie nicht einen stolpernden und deprimierten Alfred
durch das
Gedränge und Geschiebe hätten bugsieren
müssen. Vom Vorzimmer gelangten sie in
den Ballsaal, in dem sich noch mehr Gestalten aufhielten.
    Ein Moment der Unachtsamkeit, und Alfred sah
sich von seinen Begleitern getrennt. Er tat einen zögernden
Schritt in die
Richtung, in der er zuletzt Jeras Haar leuchten gesehen hatte, und
befand sich
plötzlich mitten in einer Gruppe junger Leute, die
amüsiert zusahen, wie ein
Auferstandener tanzte.
    Bei dem Wiedergänger handelte es sich um einen
älteren Herren mit ernsten und würdevollen
Zügen. Nach dem jämmerlichen Zustand
des Leichnams und seiner Bekleidung zu urteilen, war dieser Tote vor
langer,
langer Zeit wiederbelebt worden. Ermuntert von den kichernden
Zuschauern,
tanzte er, wie es vermutlich in seiner Jugend en vogue gewesen war.
    Die jungen Leute johlten und klatschten und
begannen, die altmodischen, gestelzten Schritte nachzuahmen. Der
Wiedergänger
schenkte ihnen keine Beachtung, sondern bewegte sich auf seinen
verwesenden
Beinen mit ergreifender Anmut zu den Klängen einer Musik,

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