Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:

Privattrakt in die Katakomben
versetzt worden sein können, wenn man von dem
störenden Eisengitter absah.
Hinter den Gitterstäben saß, umgeben von jedem nur
vorstellbaren Luxus, eine
gut erhaltene Untote in einem Lehnstuhl und trank Luft aus einer leeren
Teetasse. Die Leiche trug Kleider aus silbern glänzenden
Stoffen, Gold und
Juwelen glitzerten an wächsernen Fingern. Ihr silbernes Haar
war gepflegt und
kunstvoll frisiert.
    Eine junge Frau in schlichtem Schwarz saß neben
ihr auf einem Stuhl und machte lustlos Konversation. Mit
Bestürzung erkannte
Alfred, daß sie lebte. War es soweit gekommen, daß
die Lebenden den Toten
dienten?
    »Der Königinmutter persönliche
Nekromantin«,
sagte Jera.
    Die Miene der jungen Frau hellte sich auf, als
sie der Besucher ansichtig wurde. Sie erhob sich schnell und
respektvoll von
ihrem Platz. Der Leichnam der Königinmutter schaute zu ihnen
her und forderte
sie mit hoheitsvoller Gebärde auf, näher zu treten.
    »Ich werde hier warten«,
verkündete der
Hofmarschall. »Bleibt nicht zu lange. Ihre
allergnädigste Majestät ermüden
rasch.«
    »Laßt Euch durch uns nicht von Euren
Pflichten
abhalten«, protestierte Jera fürsorglich.
»Wir kennen den Weg.«
    Erst wollte der Hofmarschall davon nichts hören,
aber die Herzogin war überaus charmant und der Herzog
überaus nachlässig mit
einem Beutel Goldmünzen, der unversehens in die Hand des guten
Mannes fiel,
worauf der ein Einsehen hatte und sich auf den Rückweg machte.
Man hörte den Stab,
Zeichen seines Amtes und seiner Würde, in
regelmäßigen Abständen auf den Boden
krachen. Alfred, der ihm nachschaute, glaubte zu sehen, wie er dem
schwarzgewandeten Bewahrer zunickte. Was ging hier vor? Der Sartan
fühlte, wie
ihm der kalte Schweiß ausbrach. Jeder Nerv seines
Körpers drängte ihn, entweder
zu fliehen oder in Ohnmacht zu fallen.
    Die junge Frau war herangekommen, um die
Zellentür aufzuschließen.
    Jera schüttelte den Kopf. »Nein, meine
Liebe, es
wird nicht nötig sein«, wehrte sie leise ab.
    Die Verschwörer standen dicht beisammen,
lauschten und warteten darauf, daß das Pochen des Stocks
verklang. Als es nicht
mehr zu hören war, gab ihnen der Bewahrer hastige Zeichen.
    »Hier entlang!« rief er gedämpft.
    Sie folgten ihm unverzüglich. Nur Alfred schaute
noch einmal zurück, sah die bittere Enttäuschung im
Gesicht der jungen Frau,
sah sie zu ihrem Stuhl zurückkehren und hörte, wie
sie mit dumpfer,
gleichgültiger Stimme ihr Gespräch mit der Toten
wiederaufnahm.
    Der Bewahrer ging ihnen voraus, in die der
Wohnung der Königinmutter entgegengesetzte Richtung. Es war
dunkel in dem Gang,
man konnte fast nicht die Hand vor Augen sehen. Alfred, der neben Tomas
ging
und Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten, bemerkte die
Gaslampen an den
Wänden, aber ein Luftzug mußte sie ausgeweht haben
– oder man hatte sie
gelöscht.
    Nur weiter vorne brannte noch ein Licht und ließ
die umgebende Dunkelheit noch undurchdringlicher erscheinen. Als er
näher kam,
sah Alfred, daß die Lampe einen Toten beschien, der auf einem
Steinpodest saß
und blicklos geradeaus stierte, während die Arme schlaff
zwischen seinen Knien
baumelten.
    »Das ist die Zelle des Prinzen!«
erklärte Tomas
mit halblauter, rauher Stimme. »Euer Freund ist in der Zelle
gegenüber.«
    Jera konnte ihre Ungeduld nicht mehr bezähmen
und lief voraus. Jonathan eilte hinterher. Alfred versuchte zu folgen,
doch er
mußte ständig auf seine
unbotmäßigen Füße achten und
stellte plötzlich fest,
daß er den Anschluß verloren hatte. Der Bewahrer
war hinter ihm
zurückgeblieben, und auch Tomas schien verschwunden zu sein.
    Aus der Dunkelheit ertönte das leise Klirren von
Metall. Gefahr! Alfred konnte nichts erkennen, und doch stand sie ihm
deutlich
vor Augen. Er holte tief Luft, um einen Warnruf auszustoßen,
vergaß in der
Aufregung, auf den Weg zu achten, stolperte prompt über seine
eigenen Füße und
fiel so unglücklich hin, daß ihm die Luft wegblieb.
Der warnende Ruf kam als
dumpfes Stöhnen heraus, gefolgt vom Singen einer Bogensehne
irgendwo hinter
ihm. Ein Pfeil schwirrte über seinen Kopf hinweg und
durchbohrte die Luft an
der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte.
    Alfred rang schnaufend nach Atem, er fühlte sich
von dem Sturz wie gelähmt. Weiter vorn sah er Jonathan und
Jera. Als scharf
umrissene Silhouetten vor dem erleuchteten Hintergrund,

Weitere Kostenlose Bücher