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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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retten.«
    »Was war das?« fragte Jera.
»Alfred, habt Ihr
etwas gesagt?«
    »Ich – ich habe mich nur gefragt, ob man
vielleicht weiß, was meinem Freund fehlt?«
    »Der Bewahrer ist der Ansicht«, antwortete
Tomas, »daß die Magie Eures Freundes nicht stark
genug ist, ihn in dieser Welt
am Leben zu erhalten. Es ergeht ihm wie den Nichtigen.«
    »Ich verstehe«, murmelte Alfred, aber er
verstand es nicht und glaubte es auch nicht. Er hatte in Haplos Gestalt
nur
einen flüchtigen Eindruck von dessen Heimat, dem Labyrinth,
gewonnen, aber es
war schon sehr unwahrscheinlich, daß jemand, der an einem
solchen Ort überleben
konnte, vor Abarrach kapitulieren würde. Irgend jemand hatte
Tomas belogen –
oder Tomas belog seine Mitverschwörer. Ein nervöses
Zucken begann in Alfreds
rechtem Bein. Er massierte den verkrampften Muskel und bemühte
sich, mit fester
Stimme zu sprechen:
    »In dem Fall muß ich darauf bestehen, Euch
zu
begleiten. Ich bin sicher, daß ich ihm helfen kann.«
    Jera wiegte den Kopf, dann wandte sie sich an
ihren Vater, der Alfred verdrossen musterte. »Jonathan und
ich müssen uns um
den Prinzen kümmern. Tomas kann nicht allein mit einem kranken
oder – verzeiht
mir – toten Mann fertig werden. Und ob tot oder lebendig, wir
überlassen Haplo
nicht der Willkür des Herrschers.«
    »Wäre ich zwanzig Jahre jünger
…«
    »Aber das bist du nicht, Vater!«
    »Ich bin besser zu Fuß als er!«
donnerte der
alte Graf und stieß den knochigen Finger in Alfreds Richtung.
    »Aber du wärst nicht imstande, Haplo zu
helfen.«
    »Unser Plan bleibt doch im großen und
ganzen
unverändert«, warf Tomas vermittelnd ein.
»Wir sind nur einer mehr, das ist
alles.«
    »Eure Tochter und Tomas haben alles so fabelhaft
geplant, daß gar nichts fehlschlagen kann«,
fügte Jonathan hinzu und
betrachtete seine Frau voller Stolz. »Sobald wir den Prinzen
haben, treffen wir
Euch wie besprochen am Tor.«
    »Es wird schon alles gutgehen, Vater.«
Jera
küßte den alten Mann auf die faltige Wange.
»Diese Schlafenszeit steht für den
Anfang vom Ende der Kleitus-Dynastie.«
    Der Anfang vom Ende. Ihre Worte erschütterten
Alfred wie ein Kräuseln der Welle, ein stechendes Prickeln
rieselte durch
seinen ganzen Körper, aber der beklemmenden Erregung folgte
ein Gefühl tiefer
Mattigkeit.
    »Ihr könnt nicht in diesen Kleidern bei
Hofe
erscheinen«, sagte Jera zu Alfred und musterte ihn von Kopf
bis Fuß, die
abgeschabten samtenen Kniehosen und den fadenscheinigen Rock.
»Ihr würdet viel
zuviel Aufmerksamkeit auf Euch ziehen. Wir müssen etwas
anderes für Euch
finden.«
    »Nimm’s mir nicht übel,
Liebste«, meinte
Jonathan, nachdem Alfred neu eingekleidet worden war, »aber
viel besser ist das
auch nicht.«
    Alfreds gebeugte Haltung vermittelte einen
falschen Eindruck von seiner Größe; er wirkte
kleiner, als er tatsächlich war.
Zuerst hatte Jera daran gedacht, ihm eine graue Robe von Tomas zu
geben, aber
der junge Mann war ziemlich klein für einen Sartan, und das
Gewand reichte Alfred
nur bis zur halben Wade. Es war ein erheiternder Anblick. Die Herzogin
kramte
nach etwas anderem und steckte den Sartan schließlich in eine
von Tomas’
abgelegten Staatsroben.
    Alfred fühlte sich äußerst
unbehaglich in dem
schwarzen Gewand eines Nekromanten und wagte einen schwachen Protest,
aber
niemand beachtete ihn. Der Saum endete knapp über seinen
plumpen Knöcheln, aber
wenigstens durfte er seine eigenen Schuhe anziehen; es war auch kein
anderes
Paar aufzutreiben, in das seine großen
Füße auch nur annähernd
hineingepaßt
hätten.
    »Man wird ihn für einen Flüchtling
halten«,
meinte Jera seufzend. »Zieht die Kapuze ins
Gesicht«, forderte sie Alfred auf,
»und sprecht mit niemandem. Das Reden
überlaßt mir.«
    Zu dem Gewand gehörte ein lose geschnallter
Gürtel,
an dem eine bestickte Tasche getragen wurde, die Tomas ebenfalls zur
Verfügung
stellte. Jera schlug vor, einen Dolch in der Tasche zu verbergen, aber
diesmal
wehrte sich Alfred mit aller Entschiedenheit.
    »Nein, ich trage keine Waffe«, sagte er
und zuckte
vor dem Messer zurück, als wäre es eine der giftigen
Dschungelschlangen von
Arianus.
    »Nur als Vorsichtsmaßnahme«,
versuchte Jonathan
ihn zu überreden. »Keiner denkt auch nur einen
Augenblick daran, daß es nötig
sein könnte, diese Waffe tatsächlich zu benutzen.
Seht her, ich trage auch
eine.«

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