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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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teilte und verzweigte sich, mündete und kreuzte. In diesem
unterirdischen Netz
völlig gleicher Korridore hatte Alfred längst die
Orientierung verloren, und er
bewunderte den Hofmarschall, der sich mit schlafwandlerischer
Sicherheit in dem
Irrgarten zurechtfand.
    Auch Alfred hätte sich zurechtgefunden, wenn der
Hofmarschall den magischen Runenzeichen gefolgt wäre, doch er
würdigte sie
keines Blicks. Alfred konnte sie im Dunkeln nicht sehen und wollte
keine
Aufmerksamkeit erregen, indem er sie aktivierte, also stolperte er
blindlings
weiter und mußte denken, daß die
Königinmutter an einem sehr merkwürdigen Ort
ihre Besucher zu empfangen pflegte.
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Kapitel 26
Die Katakomben,
Abarrach
    Nach einiger Zeit wurde der Boden eben, und wie
im Palast verbreiteten Gaslampen ein freundliches gelbes Licht. Alfred
hörte,
daß Jeras Atem sich beschleunigte; dicht neben sich konnte er
fühlen, wie
Jonathans Muskeln sich spannten. Im Schein einer Gaslampe war
Tomas’ Gesicht
grau wie das eines Wiedergängers. Es fiel Alfred nicht schwer
zu erraten, daß
sie sich ihrem Ziel näherten. Sein Herz raste, seine
Hände zitterten, doch er
verbannte mannhaft jeden tröstlichen Gedanken an eine Ohnmacht
aus seinem Kopf.
    Der Hofmarschall gebot ihnen mit herrischer
Gebärde stehenzubleiben. »Bittet wartet hier. Man
wird Euch anmelden.« Er ging
allein weiter. Nach ein paar Schritten hörte man ihn rufen:
»Bewahrer! Besuch
für die Königinmutter!«
    »Wo sind wir?« Alfred nutzte die
Gelegenheit, um
Jonathan flüsternd diese Frage zu stellen.
    »In den Katakomben!« antwortete der junge
Herzog. Seine Augen blitzten abenteuerlustig.
    »Was?« Alfred war verblüfft.
»In den Katakomben?
Wo Haplo und der Prinz …«
    »Ja, natürlich!« raunte Jera.
    »Wir haben doch gesagt, es wird ganz einfach
sein«, fügte Jonathan vergnügt hinzu.
    Tomas sagte nichts, sondern hielt sich abseits,
im Halbdunkel zwischen den Gaslampen.
    »Natürlich müssen wir diese Farce
mit dem Besuch
bei der Königinmutter weiterspielen«,
flüsterte Jera und hielt ungeduldig nach
dem verschwundenen Hofmarschall Ausschau. »Wo bleibt er
nur?«
    »Die Königinmutter! Hier unten!«
Alfred schaute
ratlos von einem zum anderen. »Hat sie ein Verbrechen
begangen?«
    »Liebe Güte, nein!« Jonathan
schüttelte den
Kopf. »Sie war zu Lebzeiten eine große Dame, eine
einflußreiche Persönlichkeit
bei Hofe. Ihr Leichnam jedoch entwickelte sich zu einem
Störenfried.«
    »Ihr Leichnam«, wiederholte Alfred matt
und
lehnte sich gegen die feuchte Steinwand.
    »Sie mischte sich überall ein«,
erklärte Jera
mit gedämpfter Stimme. »Sie konnte einfach nicht
begreifen, daß sie nicht mehr
ihre frühere Stellung innehatte. Ihr Leichnam platzte zu den
unpassendsten
Augenblicken in Beratungen und Empfänge. Schließlich
blieb dem Herrscher nichts
anderes übrig, als sie hier unten einzusperren, wo sie keinen
Schaden anrichten
kann. Inzwischen ist es regelrecht Mode geworden, sie zu besuchen. Und
den
Herrschers freut es. Er war ein guter Sohn, wenn auch sonst nicht viel
für ihn
spricht.«
    »Leise!« mahnte Tomas. »Der
Hofmarschall kommt!«
    »Hier entlang, wenn Ihr so gut sein
wollt!«
ertönte die Stimme ihres Führers.
    Das Rascheln von Stoff und das Geräusch von
Schritten kamen näher. Ein Mann in schwarzem Gewand, ohne
Abzeichen von Rang
oder Stand, verneigte sich und trat ehrerbietig zur Seite. Alfred war
nicht
ganz sicher – wechselten Tomas und diese schwarze Gestalt
tatsächlich einen
vielsagenden Blick? Er begann zu zittern vor Kälte und innerer
Anspannung.
    Sie gelangten zu einer Kreuzung. Alfred warf
einen raschen Blick in den Gang rechter Hand. Von dunklen Schatten
erfüllte
Zellen reihten sich bis in ein grauschwarzes Zwielicht. Er versuchte,
hinter
den Gitterstäben die Umrisse einer Gestalt auszumachen, doch
auf den ersten
Blick war nichts zu erkennen, und er wagte es nicht, genauer
hinzusehen.
Vielleicht bildete er sich auch das nur ein, doch er hatte das
unbehagliche
Gefühl, daß die Augen des Bewahrers auf ihm ruhten.
    Der Hofmarschall wandte sich nach links, und die
angeblichen Besucher der Königinmutter folgten ihm.
    Nach dem Halbdunkel des Ganges mußten sie
geblendet stehenbleiben, als ihnen hinter einer Biegung helles Licht
entgegenströmte.
    Die prunkvoll ausgestattete Höhle, die sich vor
ihnen auf tat, hätte geradewegs aus dem königlichen

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