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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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auf oder
machte Bewegungen mit
den Händen, als versuchte er, jemandem zu helfen, den sie
nicht sehen konnten.
    Prinz Edmunds Schemen war im Halbdunkel deutlich
zu sehen, der leuchtende, bläuliche Umriß des nur
schattenhaft erkennbaren
Körpers. »Wir sind in Sicherheit«,
wiederholte er. »Die Toten haben wichtigere
Dinge zu tun, als uns zu verfolgen.«
    Alfred erschauerte bei dem ernsten, unheilvollen
Tonfall dieser Worte. »Wichtige Dinge zu tun? Was meint Ihr
damit?«
    Der Schemen richtete die glitzernden Augen auf
die Tür. »Ihr habt sie gehört.
›Wir sind erst dann frei, wenn unsere Tyrannen
tot sind.‹ Sie meint die Lebenden. Alle Lebenden.«
    »Sie haben vor, alle Lebenden
…« Alfred erschrak
bis auf den Grund seines Herzens. Sein Verstand weigerte sich, das
Unvorstellbare zu fassen. Er schüttelte den Kopf.
»Nein, das kann nicht sein!«
Doch er mußte an die Worte der Lazar denken, an den Ausdruck
des Gesichts, das
einmal tot, dann wieder von gräßlichem Leben
erfüllt war.
    »Wir müssen die Leute warnen«,
murmelte er,
obwohl ihm bei dem Gedanken, seinen müden und zerschlagenen
Körper wieder in
Bewegung setzen zu müssen, fast die Tränen kamen. Er
hatte nicht gewußt, wie
erschöpft er war.
    »Zu spät«, sagte der Schemen.
»Das Morden hat
begonnen, und nun, da Kleitus ein Lazar geworden ist, wird er ein
Blutbad
anrichten. Wie Jera vorhergesagt hat, wird er wahre Macht schmecken
– Macht auf
ewig. Die Lebenden sind die einzige Bedrohung für ihn, und er
wird diese
Bedrohung ausmerzen, so schnell und gründlich wie
möglich.«
    »Aber was können die Lebenden gegen ihn
ausrichten? Er ist – er ist tot!« Alfred
fröstelte bei der furchtbaren
Erinnerung.
    »Kennt Ihr nicht einen Zauber, der die Toten zu
töten vermag?« erwiderte Prinz Edmund.
»Und wenn Ihr ihn kennt, dann vielleicht
noch ein anderer. Kleitus ist nicht gewillt, ein Risiko einzugehen.
Aber selbst
wenn es keinen Grund gäbe – die Lazar
würden aus Haß morden. Kleitus und Jera
verstehen jetzt beide, was die Lebenden den Toten angetan
haben.«
    »Und Ihr?« Alfred musterte den Schemen
verwirrt.
»Ihr habt gesagt, daß Ihr versteht. Und doch
spüre ich in Euch nur tiefes
Bedauern, keinen Haß.«
    »Ihr wart dort. Ihr habt es gesehen.«
    »Ich habe es gesehen, aber nicht verstanden?
Könnt Ihr es mir erklären?«
    Die Augen des Schemens wirkten plötzlich
verschleiert, als hätten unsichtbare Lider sich gesenkt.
»Meine Worte sind für
die Toten bestimmt, nicht für die Lebenden. Nur wer suchet,
wird finden.«
    »Aber ich bin ein Suchender!« beharrte
Alfred.
»Ich möchte wissen, verstehen!«
    »Wenn es so wäre, bedürftet Ihr
meiner nicht.«
    Jonathan stieß einen furchtbaren Schrei aus,
griff sich an die Brust und sank nach vorn. Alfred lief zu ihm.
    »Was ist passiert?« stöhnte er
und blickte über
die Schulter. »Werden wir angegriffen?«
    »Eine Waffe aus der Vergangenheit hat ihn
getroffen«, erklärte der Schemen. »Er
vermag sich nicht aus der Vision zu
befreien. Ihr solltet versuchen, ihn aufzuwecken.«
    Alfred drehte Jonathan herum. Er sah die
verkniffenen blauen Lippen und die hervorquellenden Augen,
fühlte die klamme Haut
und den rasenden Herzschlag. Das grausame Geschehen in längst
vergangener Zeit
hatte den jungen Herzog so sehr in den Bann gezogen, daß er
jederzeit an Schock
sterben konnte. Aber ihn aufzuwecken richtete womöglich noch
größeren Schaden
an. Alfred warf einen Blick auf den schlafenden Haplo, dessen zuvor von
Erschöpfung und Krankheit verzerrte Züge
gelöst und friedvoll wirkten.
    Schlaf. Oder wie die Alten ihn genannt hatte:
der kleine Tod.
    Alfred wiegte den Herzog in den Armen, murmelte
beruhigend Worte und sang leise Runen. Jonathans verkrampfte Glieder
entspannten sich, das schmerzverzerrte Gesicht wurde glatt und still.
Er holte
tief und zitternd Atem, die Augen schlossen sich. Alfred wartete noch
einen
Moment, um sicherzugehen, daß sein Schützling
wirklich schlief, dann bettete er
ihn vorsichtig auf den harten Boden.
    »Armer Mann«, sagte er mitleidig.
»Er wird mit
dem Wissen leben müssen, daß er dieses
Verhängnis über sein Volk gebracht hat.«
    Prinz Edmund schüttelte den Kopf. »Was er
tat,
hat er aus Liebe getan. Es ist Unheil daraus entstanden, aber wenn er
stark
genug ist, wird das Gute sich behaupten.«
    Diese lautere Einfalt mochte einem Kindermärchen
angemessen sein, aber

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