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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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der Lazar.
    Alfred spähte in die von waberndem, rotem Licht
gespenstisch erhellte Kammer. Stahl funkelte düster in der
toten Hand der
Herzogin. Die Klinge drang tief in die Brust des Herrschers.
    Der heftige Schwall zorniger Flüche und Befehle
wurde zu einem Schmerzensschrei.
    Die Lazar zog den blutigen Dolch
zurück
und stach erneut zu.
    Kleitus brüllte in Todesqual, packte zu, wollte
ihr den Dolch entwinden. Sie stach wieder auf ihn ein, und die
Leibgarde von
Toten folgte ihrem Beispiel. Der Herrscher verschwand unter schlagenden
Fäusten, niedersausenden Schwertern und geschwungenen Speeren.
    Ein heftiger Ruck kugelte Alfred beinahe den Arm
aus dem Gelenk. Er fiel taumelnd gegen Haplo, der ihn zur Seite
stieß und
selbst durch den winzigen Spalt der fast geschlossenen Tür
spähte. Alfred hörte
einen flehenden Ruf, der mit einem erstickten Röcheln abbrach
– der Kanzler,
der als treuer Vasall seinem Herrn nachfolgte.
    Die Tür schob sich quietschend ins Schloß.
Doch
jeder der Lebenden in dem finsteren Gang konnte die Stimme der Lazar
vernehmen,
entweder durch den Fels hindurch oder in seinem von kaltem Schrecken
erfüllten
Herzen:
    »Jetzt, Herrscher, sollst du erfahren, was Macht
bedeutet. Abarrach wird uns gehören, den Toten
…«
    Und das Echo: »… den Toten
…«
    Die Stimme der Lazar erhob sich über das Raunen
der Wiedergänger und sang die Runen der Auferstehung.
    Alfreds Augen gewöhnten sich allmählich an
die
Dunkelheit in dem Gang, die nicht so undurchdringlich war, wie er
zuerst
gefürchtet hatte. Es herrschte ein rötlich
gefärbtes Zwielicht, genährt von
einer Quelle weiter vorn, die für sie noch unsichtbar war,
aber es konnte sich
eigentlich nur um einen Magmapfuhl handeln. Alfred wollte Haplo fragen,
ob er
die Wegweiser beschwören sollte, doch als er sich zu ihm
herumdrehte, sah er
den Patryn langsam zu Boden sinken.
    Besorgt eilte er zu ihm.
    Der Hund stand vor seinem Herren, entblößte
die
Zähne und knurrte warnend.
    Alfred versuchte es mit gutem Zureden: »Ich will
nur sehen, ob er verletzt ist. Ich kann ihm helfen
…« Er streckte die Hand aus
und wagte sich einen Schritt weiter vor.
    Das Knurren wurde tiefer, der Hund duckte sich
und legte die Ohren platt an den Kopf. Wir haben schon einiges zusammen
erlebt,
schien er Alfred bedeuten zu wollen, und ich halte dich eigentlich
für einen
netten Kerl. Es täte mir leid, wenn dir etwas
zustieße, aber wenn die Hand noch
ein Stückchen näher kommt, sehe ich mich gezwungen
zuzubeißen.
    Alfred zog die Hand und sich selbst erschreckt
zurück. Der Hund beobachtete ihn wachsam.
    Alfred versuchte aus sicherer Entfernung, über
den Hund hinweg zu erkennen, ob dem Patryn etwas fehlte, und kam
schließlich zu
dem Schluß, daß er doch nicht verletzt war. Er
schlief tief und fest – entweder
der Gipfel der Tapferkeit oder der Gipfel der Dummheit, Alfred konnte
sich
nicht recht entschließen.
    Vielleicht war es auch nur gesunder
Menschenverstand. Er glaubte sich erinnern zu können,
daß Patryn die Fähigkeit
besaßen, sich im Schlaf zu heilen. Davon abgesehen war er
selbst am Ende seiner
Kräfte. Es fiel ihm erst jetzt auf; das schiere Entsetzen
über die Vorgänge im
Sanktuarium hätte ihn weiter und weiter getrieben, bis er
schließlich
umgefallen wäre. Doch nüchtern betrachtet war es
besser, daß er ausruhte und
neue Kräfte sammelte für das, was noch vor ihnen lag.
Nervös und ängstlich
betrachtete er die versiegelte Tür.
    »Ob – ob wir hier sicher sind?«
fragte er laut
in die Stille hinein.
    »Sicherer als überall sonst in dieser dem
Untergang geweihten Stadt«, antwortete Prinz Edmund.
    Der Wiedergänger wirkte lebendiger als die
Lebenden. Der Schemen hatte den Körper wieder verlassen, aber
beide schienen in
Übereinstimmung zu handeln. Man hatte allerdings den Eindruck,
als wäre der
Körper der Schatten.
    »Was ist denn mit ihm?« Alfreds
mitleidiger
Blick richtete sich auf Jonathan, der sich wie ein Kind von dem Prinzen
aus der
Kammer hatte führen lassen. »Hat er – hat
er den Verstand verloren?«
    »Er sah, was Ihr gesehen habt. Im Gegensatz zu
Euch ist er noch in der Vision befangen.«
    In seinem Trancezustand war Jonathan sich
offenbar der gegenwärtigen Situation nicht bewußt.
Dem sanften Drängen des
Wiedergängers folgend, setzte er sich auf den Boden. Seine
Augen blickten
zurück in die Vergangenheit. Manchmal schrie er

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