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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Faden über einem
brodelnden Inferno. Sie mußten hintereinander gehen.
    Die Tätowierungen auf Haplos Haut leuchteten blau
und schützten ihn vor der Hitze und den Gasen. Alfred sang
leise vor sich,
seine Magie erleichterte ihm entweder das Atmen oder das Gehen. Haplo
war nicht
sicher, doch vermutlich war es das Gehen, denn der unbeholfene Sartan
überstand
den prekären Balanceakt unbeschadet.
    Jonathan kam hinter ihnen. Er hatte den Kopf
gesenkt, hing seinen eigenen Gedanken nach und achtete nicht auf das,
was die
anderen sprachen. Doch seit dem Tag zuvor hatte er sich
verändert. Er bewegte
sich nicht mehr fahrig und ziellos, sondern zielbewußt und
entschlossen. Er
zeigte Interesse an seiner Umgebung und hatte offenbar nicht mehr die
Absicht,
sich das Leben zu nehmen, denn er überquerte die schmale
Brücke vorsichtig und
konzentriert.
    »Schließlich ist er jung«,
meinte Alfred
halblaut, während er ängstlich darauf wartete,
daß der Herzog, gefolgt von dem
Wiedergänger, das Ende der Brücke erreichte.
»Der Lebenswille hat die Oberhand
über den Schmerz behalten.«
    »Schau dir sein Gesicht an«, sagte Haplo
und
wünschte sich zum hundertsten Mal, Alfred möchte
aufhören, in seinem Gehirn
herumzustöbern und seine Gedanken auszusprechen.
    Jonathan hatte den Kopf gehoben, um das
Schattenbild des Prinzen anzusehen, das dicht neben ihm schwebte. Das
junge
Gesicht, vom roten Leuchten des Magmas angestrahlt, wirkte vorzeitig
gealtert;
Leid und Grauen hatten bittere Linien um den einst lächelnden
Mund eingegraben
und den heiteren Glanz der Augen ausgelöscht. Aber die
finstere
Gleichgültigkeit von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit war
einer nachdenklichen,
grüblerischen Miene gewichen. Sehr häufig ruhte sein
Blick auf dem toten
Prinzen.
    Der Gang wurde steiler, als könnte er nicht
erwarten, die Schrecken der Tiefe hinter sich zu lassen. Aber welche
Schrecken
erwarteten sie in der Oberwelt? Haplo wußte es nicht und
wollte jetzt auch
nicht daran denken.
    »Was, zum Henker, hast du mit diesem Zauberbann
angerichtet?« Er redete, um sich abzulenken, auch von dem
Dunst, der ihn mehr
und mehr peinigte. Eine Handbewegung befahl dem Hund, in der
Nähe des Herzogs
und des Wiedergängers zu bleiben.
    »Es war nur ein simpler Schlafzauber«,
verteidigte sich Alfred und fiel über seine eigenen
Füße.
    Haplo ging verbissen weiter, ohne sich von dem
Stöhnen erweichen zu lassen.
    »Es ist ziemlich dunkel geworden«, meinte
Alfred
zaghaft nachdem er den Patryn wieder eingeholt hatte. »Wir
könnten die
Runenwegweiser als Beleuchtung …«
    »Nichts da! Ich habe genug Sartanmagie für
mein
ganzes Leben gehabt. Und ich habe nicht von deinem Schlafzauber
gesprochen. Ich
meinte die Beschwörung, mit der du uns in der Gruft dort
hinten beglückt hast.«
    »Du irrst dich. Das war nicht meine
Beschwörung.
Ich sah, was du gesehen hast und was er gesehen hat. Wenigstens glaube
ich, daß
es so ist …« Alfred betrachtete Haplo von der
Seite. Der angefangene Satz war
eine unverhohlene Aufforderung, über das zu sprechen, was sie
erlebt hatten.
    Der Patryn schnaufte geringschätzig und ging
schweigend weiter.
    Der Tunnel verbreiterte sich und wurde heller.
Andere Gänge zweigten ab, die Luft war kühler,
feuchter, leichter zu atmen.
Gaslampen zischten, Tümpel aus Licht wechselten mit
Tümpeln aus Dunkelheit. Es
gab keinen Zweifel daran, daß sie sich der Stadt
näherten.
    Und was erwartete sie oben? Wachen, die mit
gezogenen Schwertern auf Sie warteten? Besetzte Ausgänge?
    Wasser. Das war im Moment Haplos einziger
Gedanke. Für einen Schluck war er bereit, gegen ein Heer von
Toten zu kämpfen.
    Hinter ihm unterhielten sich der Prinz und Jonathan
mit gedämpfter Stimme. Der Hund trabte neben ihnen her, ein
stiller,
unaufdringlicher Belauscher ihres Gesprächs.
    »Was immer geschieht, es ist meine
Schuld«,
sagte Jonathan. Es war eine Feststellung, bedauernd, aber nicht voller
Selbstmitleid. »Ich bin immer schon gedankenlos gewesen,
unbedacht! Ich vergaß
alles, was man mich gelehrt hatte. Nein, das stimmt nicht ganz. Ich
habe es absichtlich vergessen. Ich wußte, daß ich etwas
Falsches tat, als ich die Beschwörung
sprach. Aber ich konnte es nicht ertragen, Jera zu verlieren!«
    Nach kurzem Zögern fügte er hinzu:
»Wir Sartan
waren besessen von der Vorstellung des ewigen Lebens. Wir verloren die
Achtung
vor dem Tod. Selbst ein

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