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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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einmal sein Verbündeter gewesen war.
»Er ist – verrückt
geworden!«
    Alfred kniete neben Tomas nieder, beschrieb mit
den Händen die Runenzeichen über ihm und sang mit
gedämpfter Stimme die
Beschwörungen.
    »Wiege ihn nicht in den Schlaf, Sartan. Wir
brauchen Informationen von ihm!«
    Alfred warf Haplo einen strengen, vorwurfsvollen
Blick zu.
    »Willst du ihn tragen?« fragte Haplo
sarkastisch. »Oder ihn einfach hier liegen lassen?«
    Betroffen nickte der Sartan. Die Bewegungen
seiner Hände woben eine unsichtbare Decke über dem
Verstörten. Tomas’ Schreie
verstummten, er atmete leichter, doch er schaute immer noch mit
aufgerissenen
Augen um sich und zitterte am ganzen Leib. Haplo hockte sich neben ihn.
Der
Hund, der seinem Herrn gefolgt war, schnüffelte mit
großem Interesse an Tomas’
Gewändern. Haplo befühlte den Stoff. Er war feucht.
Als er die Hand ins Licht
hielt, sah er, daß sie voll Blut war.
    Alfred schob den Saum der Robe in die Höhe und
untersuchte das Bein. Bis auf einige Abschürfungen und
Prellungen war es
unverletzt. Das Blut stammte nicht von ihm. Alfred wurde kreidebleich.
    »Ihr kennt diesen Mann?« wollte Haplo von
Jonathan wissen.
    »Ja, ich kenne ihn.«
    »Sprecht zu ihm. Versucht, aus ihm
herauszubekommen, was dort oben vor sich geht.«
    »Tomas – ich bin’s, Jonathan.
Erkennt Ihr mich
nicht?« Der Zorn des Herzogs war Mitleid gewichen. Er
streckte langsam die Hand
aus.
    Tomas’ Augen folgten der Hand, dann heftete sich
ihr Blick plötzlich auf das Gesicht des jungen Herzogs.
»Ihr lebt!« stöhnte er.
Er griff nach Jonathans Hand, umklammerte sie mit kalten Fingern.
»Ihr lebt!«
flüsterte er wieder und wieder und begann krampfhaft zu
schluchzen.
    »Tomas, was ist mit Euch geschehen? Seid Ihr
verletzt? Da ist Blut …«
    »Blut!« Der Mann schauderte.
»Die Luft ist voll
davon, ich kann es schmecken! Atmen! Lachen, Tümpel, brennt
wie Magma. Es
tropft, tropft. Ich kann es hören. Den ganzen Zyklus lang.
Tropf, tropf.«
    »Tomas …« sagte Jonathan
drängend.
    Tomas hörte ihn nicht, er starrte in die
Schatten. »Sie kam – zu ihrem Vater. Sein Blut
sickerte durch den Boden …
tropf, tropf.«
    Jonathans Gesicht wurde grau. Er befreite die
Hände aus Tomas’ Umklammerung und rückte
ein Stück von ihm ab.
    Haplo beschloß, daß es Zeit war
einzugreifen. Er
schob den Herzog beiseite, packte Tomas an der Schulter und
schüttelte ihn.
»Was geht in der Stadt vor? Was ist da oben los?«
    »Nur einer lebt noch. Nur einer
…« Er begann zu
röcheln, zu würgen. Die Augen traten aus den
Höhlen, die Zunge trat zwischen
den Lippen hervor.
    »Sartan! Tu was, verdammt! Er hat einen Anfall!
Ich muß wissen …«
    Alfred beugte sich über Tomas. Zu spät. Die
Augen des Mannes verdrehten sich, bis nur noch das Weiße zu
sehen war. Sein
Körper bäumte sich auf und sank dann schlaff
zurück. Haplo fühlte nach dem
Puls, schüttelte den Kopf.
    »Ist er …? Ist er tot?«
Jonathans Stimme war
kaum zu hören. »Woran ist er gestorben?«
    »Die Angst hat ihn getötet«,
sagte Alfred. »Und
was er dort oben gesehen hat.«
    »Nur einer lebt noch.« Haplo sprach die
Worte
langsam vor sich hin.
    »Ich höre die Stimmen der Toten«,
sagte der
Schemen. Prinz Edmund stand neben Jonathan, die glitzernden Augen des
Schemens
musterten den Gestorbenen gleichgültig. »Sie sind
zahlreich und voller Haß. Sei
nicht betrübt, armer Schatten«, fügte er
hinzu, an ein Wesen gewandt, das nur
er sehen konnte, »du wirst nicht lange warten
müssen. Bald ist es soweit. Die
Prophezeiung wird sich erfüllen.«
    Die Prophezeiung! Haplo hatte sie ganz
vergessen. Er stand auf. »Erzählt mir von dieser
…«
    Der Hund knurrte. Seine Nackenhaare sträubten
sich. »Verdammt! Geht aus dem Lichtschein!« befahl
Haplo leise und trat ins
Dunkel zurück. »Seid still!« Schattenhafte
Gestalten tauchten auf, Gesichter
unter Kapuzen verborgen.
    »Er ist hier entlanggelaufen«, sagte eine
Stimme. »Ganz sicher. Ich kann Wärme
spüren. Es ist Leben hier unten.«
    »… Leben hier unten
…« folgte den Worten das
raunende Echo.
    »Lazare«, hauchte Alfred. Er seufzte
kraftlos
und glitt an der Wand hinunter zu Boden.
    »Er ist ohnmächtig!«
flüsterte Jonathan.
    Ausgerechnet wenn dieser Bastard sich vielleicht
einmal hätte nützlich machen können! Haplo
fluchte leise. Er schaute in die
Richtung, aus der sie gekommen waren.

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