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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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vereinen und
gemeinsam den Versuch zu unternehmen, eine Verbindung zu den drei
anderen
Reichen herzustellen. Sie erbauten zu diesem Zweck ein Gemach, in das
sie eines
der letzten uns gebliebenen Relikte der Vergangenheit stellten
– einen
hölzernen Tisch. Es gelang ihnen, Kontakt aufzunehmen
…«
    Jonathans Stimme wurde leiser. »Aber nicht mit
den Unseren in anderen Welten. Sie nahmen Kontakt auf mit einer
höheren Macht.
Sie sprachen mit einem, der lange, lange vergessen gewesen
war.«
    »Ketzerei!« schrie Kleitus.
»Ketzerei!«
wiederholten die dumpfen Stimmen der Toten.
    »Ja, Ketzerei«, überschrie
Jonathan das Getöse.
»Das war die Anklage, die man gegen jene Sartan damals
vorbrachte. Immerhin
sind wir die Götter, nicht wahr?
    Wir haben Welten geteilt! Neue erschaffen! Wir
hatten den Tod besiegt! Seht euch um.«
    Der Herzog breitete die Arme aus, wandte sich
nach links, nach rechts, deutete nach vorne und nach hinten.
»Wer hat
gewonnen?«
    Die Toten schwiegen still. Alfred, der zu
Kleitus aufschaute, der am Bug des Drachenschiffs stand, erkannte an
dem
verzerrten, hämischen Lächeln auf dem in
ständiger Verwandlung begriffenen
Gesicht des Lazars, daß der Herrscher wie eine Spinne sein
Opfer im Netz
zappeln ließ, bis es sich hoffnungslos verfangen hatte. Aus
behaglicher
Entfernung wollte er mit Vergnügen zusehen, wie sein Opfer
sich wand.
    Jonathan verschlimmerte die Lage, statt sie zu
bessern, doch Alfred wußte nicht, wie er ihn aufhalten konnte
– oder ob er
überhaupt das Recht hatte. Nie zuvor hatte der Sartan sich
dermaßen hilflos
gefühlt.
    Bei einer kalten Berührung am Bein wäre
Alfred
beinahe ins Meer gesprungen. Er dachte, es wäre die Hand eines
Wiedergängers,
und wartete mit zusammengekniffenen Augen auf das Ende, bis er ein
leises,
flehendes Winseln hörte.
    Alfred öffnete die Augen wieder und seufzte
erleichtert. Der Hund stand neben ihm. Sobald er sicher war,
daß der Sartan ihn
bemerkt hatte, lief er ein paar Schritte weg, kam zurück und
schaute ihn
erwartungsvoll an.
    Natürlich wollte er ihn zu seinem Herrn
führen.
Haplo stand auf dem Pier, kraftlos an einen Ballen Kairngras gelehnt.
Seine
Schultern hingen herab, er war totenbleich. Nur sein unbeugsamer Wille
und die
feste Entschlossenheit zu überleben hielten ihn noch bei
Besinnung.
    Mitleid, Mitgefühl, Erbarmen …
    Alfred holte tief Atem. Er nahm sein Herz in
beide Hände, zog den Kopf zwischen die Schultern, weil er das
Gefühl hatte,
jeden Moment von Pfeil, Speer oder Schwert durchbohrt zu werden, und
wand sich
möglichst unauffällig zwischen den Toten hindurch auf
Haplo zu. Jonathan fuhr
mit seiner Rede fort, die Alfred jetzt erbarmungswürdig in den
Ohren klang. Er
wußte, wie das Ende aussehen würde, und der junge
Herzog, wurde ihm plötzlich
klar, wußte es auch.
    »Unsere Ahnen fürchteten diese Leute, die
plötzlich vortraten, gegen die Nekromantie predigten und
mahnten, daß wir uns
ändern müßten, oder wir würden zu
guter Letzt nicht nur uns selbst zerstören,
sondern auch das Gleichgewicht, das im Universum herrscht. Die Antwort
unserer
Vorfahren bestand darin, die ›Ketzer‹ zu
ermorden, ihre Leichen in dem Gemach
einzuschließen, das vom Sanktuarium zu einer Gruft wurde, und
es mit warnenden
Runen zu umgeben.«
    Die toten Augen der Wiedergänger folgten Alfred,
aber sie machten keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Man ließ
ihn zu Haplo gehen,
bei dem er niederkniete. »Was – was kann ich
tun?« fragte er mit gedämpfter
Stimme.
    »Nichts«, antwortete Haplo mit vor Schmerz
zusammengebissenen Zähnen. »Außer es
gelingt dir, diesen Narren zum Schweigen
zu bringen.«
    »Solange er redet, haben wir Zeit
…«
    »Für was?« erkundigte sich Haplo
verbittert. »Um
einen letzten Brief nach Hause zu schreiben?«
    »Sie haben mir nichts getan.«
    »Warum auch? Sie wissen, daß wir ihnen
nicht
entkommen können.«
    »Aber dein Schiff …«
    »Einen Schritt darauf zu, und dieser Schritt
wird dein letzter sein.« Haplo unterdrückte ein
Stöhnen. »Wirf einen Blick auf
die Lazare. Die kostbare Herzogin ist an der Rede ihres Gemahls nicht
interessiert.«
    Alfred hob den Blick und sah, daß Jera
unverwandt zu ihnen herüberschaute.
    »Sie weiß von dem Schiff und dem Todestor,
erinnerst du dich?« Haplo richtete sich auf und knirschte mit
den Zähnen, als
ein brennender Schmerz sein verwundetes Bein durchzuckte.

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