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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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sie, dennoch mußte er zugeben,
daß sie ein schönes Volk waren,
von einem inneren Leuchten erfüllt. Die Sartan hier wirkten
müde, blaß, alt;
ihr Licht schien dem Erlöschen nahe zu sein. Einige von ihnen
sahen wahrhaftig
erschreckend aus. Haplo fühlte sich von ihnen
abgestoßen und bemerkte den
gleichen Widerwillen in Alfreds Gesicht.
    »Sie haben sich zu irgendeiner Zeremonie
versammelt«, flüsterte Alfred.
    Haplo wollte ihm über den Mund fahren, als ihm
der Gedanke kam, daß er vielleicht etwas Nützliches
erfahren konnte, wenn er
Alfred reden ließ. Er schluckte die groben Worte hinunter und
zwang sich zur
Geduld – eine der harten Lektionen, die er im Labyrinth
gelernt hatte.
    »Ein Begräbnis«, sagte Alfred
mitleidig. »Es
sind Begräbnisfeierlichkeiten für ihre
Toten.«
    »Wenn das stimmt, haben sie sich reichlich Zeit
damit gelassen«, brummte Haplo.
    Zwanzig Leichname aller Altersstufen, von einem
kleinen Kind bis zu einem hochbetagten Greis, lagen auf dem felsigen
Boden der
Höhle nebeneinander aufgereiht. Die Menge hielt sich in
respektvollem Abstand
und ermöglichte den heimlichen Beobachtern einen ungehinderten
Blick. Man hatte
den Toten die Hände auf der Brust gekreuzt und die Augen zum
ewigen Schlaf
geschlossen. Einige waren offenbar schon vor geraumer Zeit gestorben.
Der
Geruch von Verwesung hing in der Luft, obwohl es den Sartan –
vermutlich durch
ihre Magie – gelungen war, den Verfall des Fleisches
aufzuhalten.
    Die Haut der Toten schimmerte bleich und
wächsern, die Wangen und Augen waren eingesunken, die Lippen
blau verfärbt. Manche
hatten unnatürlich lange Nägel und wirres, struppiges
Haar. Irgend etwas an dem
Anblick mutete Haplo vertraut an, doch er wußte nicht was
genau. Als er Alfred
daraufhin ansprechen wollte, bedeutete der ihm, still zu sein.
    Ein Mann war vorgetreten und stand neben den
Toten. Vor seinem Erscheinen war die Höhle vom
Flüstern und Raunen der Menge
erfüllt gewesen, doch jetzt herrschte plötzlich
Schweigen, und alle Augen
richteten sich auf ihn. Haplo spürte fast körperlich
die Liebe und den Respekt,
die man dem Unbekannten entgegenbrachte. Er war nicht
überrascht, Alfred leise
sagen zu hören-. »Ein Sartanprinz.«
    Der Prinz hob um Aufmerksamkeit heischend die
Hände, eine überflüssige Geste, denn die
Blicke sämtlicher Anwesenden ruhten
auf ihm.
    »Mein Volk« – es schien, als
spräche der Mann
ebenso zu den Toten wie zu den Lebenden – »wir
haben unsere Heimat, unsere
geliebte Heimat, weit hinter uns gelassen …«
    Seine Stimme brach, und er schwieg einen Moment,
bis er seine Fassung wiedergewonnen hatte. Es sah aus, als liebte sein
Volk ihn
um so mehr für seine Schwäche. Haplo sah auf vielen
Gesichtern Tränen
schimmern.
    Der Sprecher holte tief Atem und fuhr fort:
»Aber das ist jetzt Vergangenheit. Was geschehen ist, ist
geschehen. Es ist an
uns, den Blick nach vorn zu richten, auf den Trümmern des
alten ein neues Leben
aufzubauen.« Der Prinz streckte die Hand aus und deutete,
ohne es zu ahnen, auf
Haplo und einen erschreckten Alfred. »Vor uns liegt die Stadt
der Unseren …«
    Zorniges Gemurmel durchbrach die Stille. Der Prinz
gebot mit einer freundlichen, aber dennoch entschiedenen
Gebärde zu schweigen,
und das Gemurmel verstummte.
    »Ich sage ›die Unseren‹, und
ich meine ›die
Unseren‹. Sie sind Angehörige unseres Volkes,
vielleicht die letzten
Angehörigen unseres Volkes überhaupt, auf dieser Welt
oder den anderen.
    Was sie uns Böses getan haben, haben sie
unwissentlich getan. Das schwöre ich!«
    »Sie haben uns alles geraubt, was wir
besaßen!«
rief schrill eine alte Frau und schüttelte die knochige Faust.
Das Gewicht der
Jahre gab ihr das Recht zu sprechen. »Uns allen sind die
Gerüchte zu Ohren
gekommen, auch wenn du versucht hast, sie uns zu verheimlichen. Sie
stahlen uns
das Wasser und die Wärme! Durch ihre Schuld wären wir
verdurstet, wenn uns die
Kälte nicht schon vorher getötet hätte oder
der Hunger. Und du sagst, sie
wußten es nicht! Ich behaupte, sie wußten sehr
wohl, was sie taten, und es
kümmerte sie nicht einen Deut!« Die alte Frau kniff
die Lippen zusammen und
nickte heftig.
    Der Prinz lächelte sie geduldig und liebevoll
an. Offenbar weckte sie in ihm angenehme Erinnerungen.
»Dennoch bleibe ich
dabei, daß sie nichts von uns wußten, Marta, und
ich bin sicher, daß ich recht
habe. Wie

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