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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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konnten sie es wissen?« Der Prinz hob den Blick zu
der Felsendecke
über seinem Kopf, aber seine Augen schienen das Gestein zu
durchdringen und in
eine andere Welt zu schauen. »Wir, die wir dort droben
lebten, sind lange von
denen unseres Blutes getrennt gewesen, die hier unten wohnen. Wenn sie
ebenso
schwer zu kämpfen hatten wie wir, ist es nicht verwunderlich,
daß sie unsere
Existenz ganz und gar vergessen haben. Wir können uns
glücklich schätzen, weise
Männer in unseren Reihen zu haben, die die Geschichte unseres
Volkes bewahren
und die Erinnerung daran, woher wir gekommen sind.«
    Der Prinz legte die Hand auf den Arm eines
Mannes, der unauffällig neben ihn getreten war. Als er dieses
Mannes ansichtig
wurde, holte Alfred tief und bestürzt Atem.
    Der Prinz und die meisten der Umstehenden waren
dick vermummt, überwiegend in Pelze und Felle, als stammten
sie aus einer
Region extremer Kälte. Der Mann, dem sich der Prinz zugewandt
hatte, war
gänzlich anders gekleidet. Er trug ein schwarzes
Käppchen und lange, schwarze
Gewänder, die abgewetzt, aber peinlich sauber waren. Haplo
musterte die
Verbrämung aus silbernen Runen und erkannte sie als Sartan,
doch er vermochte
sie nicht zu deuten.
    Haplo wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem
Sartan zu.
    »Wir haben unsere Toten über all diese
langen
und schweren Meilen mit uns geführt. Viele sind unterwegs
gestorben.« Der Prinz
kniete bei einer der Leichen nieder, die vor den übrigen lag
und auf dem
schütteren weißen Haar eine goldene Krone trug.
»Unter ihnen mein eigener
Vater. Und ich schwöre euch im Angesicht unserer Verstorbenen,
daß ich die
Bevölkerung von Kairn Nekros für schuldlos halte an
dem Leid, das sie uns
zugefügt haben. Ich glaube, wenn sie davon erfahren, werden
sie bittere Tränen
vergießen und uns bei sich aufnehmen, wie wir es tun
würden, kämen sie zu uns.
Davon bin ich so fest überzeugt, daß ich selbst zu
ihnen gehen werde, allein
und unbewaffnet, um mich ihrer Gnade auszuliefern!«
    Die Männer hoben Speere und schlugen damit gegen
die Schilde. Lautes, erschrecktes Stimmengewirr erhob sich. Auch Haplo
erschrak
– die friedliebenden Sartan trugen tatsächlich
Waffen. Hände deuteten anklagend
auf die Reihen der Toten, und Haplo bemerkte, daß vier davon
junge Männer
waren, die auf ihren Schilden lagen.
    Der Prinz sah sich gezwungen, die Stimme zu
erheben, um den Lärm zu übertönen. Er
schaute sich mit funkelnden Augen um, und
die Menge verstummte, eingeschüchtert von seinem Zorn.
»Ja, sie haben uns
angegriffen. Was habt ihr erwartet? Ohne Vorwarnung in ihre Stadt
einzudringen,
bis an die Zähne bewaffnet und Forderungen stellen!
Hättet ihr Geduld bewahrt
…«
    »Es ist nicht leicht, Geduld zu bewahren, wenn
man seine Kinder hungern sieht!« knurrte ein Mann und schaute
auf den kleinen,
mageren Jungen, der sich an sein Bein klammert. Er strich
tröstend über das
lockige Köpfchen. »Wir haben nur um Speise und Trank
gebeten.«
    »Mit der Waffe in der Hand«, sagte der
Prinz,
aber die Strenge seiner Züge milderte sich, und ein Unterton
von Mitleid nahm
den Worten die Schärfe. »Raef, glaubst du denn, ich
könnte das nicht verstehen?
Ich hielt den Leichnam meines Vaters in den Armen. Ich
…«
    Er senkte den Kopf und legte die Hand vor die
Augen.
    Der Mann im schwarzen Gewand sagte etwas zu ihm,
der Prinz nickte und hob wieder den Blick. »Es ist geschehen
und nicht mehr zu
ändern. Ich trage die Schuld. Im nachhinein begreife ich,
daß es unklug war,
euch vorzuschicken, während ich zurückblieb, um den
Leichnam meines Vaters für
die Reise vorzubereiten. Ich werde die Unseren um Verzeihung bitten.
Bestimmt
werden sie Verständnis für uns haben.«
    Das Murren seiner Zuhörer verriet, daß kaum
jemand
seine Überzeugung teilte. Die alte Frau brach in
Tränen aus. Sie trippelte auf
den Prinzen zu, umfaßte mit ihren kraftlosen Händen
seinen Arm und bat ihn, um
ihrer aller willen, sich nicht so leichtfertig in Gefahr zu begeben.
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun,
Marta?« fragte der Prinz und streichelte sanft die
verkrümmten Finger.
    Plötzliche Wildheit verzerrte das von Runzeln
durchzogene Gesicht. »Kämpfen wie ein Mann!
Zurückholen, was man uns gestohlen
hat!«
    Das unwillige Raunen der Menge wurde lauter;
wieder klirrten Speere gegen Schilde. Der Prinz stieg auf einen Felsen,
von wo
aus er sein Volk

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