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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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eines Mannes noch immer hier herumlungerte. Seufzend lief sie hinter Charon her. Sparky trottete neben ihr, und die kleinen Salamander kamen hinterher und knabberten an ihren Fersen. Anya hoffte, sie waren nicht mehr hungrig, aber vielleicht konnte sie sie gegebenenfalls überzeugen, ein bisschen an Charon zu nagen.
    Die Straße vor ihr dehnte sich wie ein schwarz-weiß gestreiftes Band. Schneeflocken leuchteten in der Dunkelheit auf. Anya fühlte, wie die Kälte allmählich durch die Ritzen ihrer Rüstung kroch, als die Hitze des Feuers nachließ. Dort, wo die Minisalamander sie als Reitgelegenheit nutzten, drang jedoch eine sengende Hitze durch den Panzer, als hätten sie sich etwas von dem Feuer bewahrt, in dem sie zum Schlüpfen herangereift waren. Sparky tapste gemächlich neben ihr; sein Schwanz peitschte über die dünne Schneedecke und verwischte Charons Fußabdrücke. Kalte Luft verfing sich im Halsbereich von Anyas Rüstung, ein Geräusch, als würde ein Kind auf einer leeren Flasche blasen.
    Charon blieb am Bahnübergang stehen und drehte sich auf den Gleisen nach Westen um.
    »Dort entlang ist der Weg kürzer« , war alles, was er sagte. Dann ging er auf der Schiene weiter. Trittsicher fanden seine Stiefel den Weg.
    Anyas gepanzerte Füße hingegen eigneten sich nicht dazu, pfeilgeschwind über das Gleis zu laufen. Bedächtig hob sie einen Fuß nach dem anderen und trat von Schwelle zu Schwelle. Sparky hüpfte neben ihr, während die kleinen Salamander wie Grashüpfer hinter ihnen durch den Kies und den grün schimmernden Schotter sprangen.
    Stunden schienen vergangen zu sein, als ein inzwischen vertrautes Grollen in der Ferne erklang. Anya machte, dass sie von den Gleisen kam, und rief nach Sparky und den Minisalamandern. Sie konnte das Vibrieren der Schienen spüren.
    Charon blieb auf den Schienen stehen. »Wir können den Zug von hier aus erwischen.«
    Anya blinzelte verdattert. »Von den Schienen aus?« Schon sah sie die Lichter des Zuges in der Ferne aufflammen. »Er wird uns überfahren.«
    Charon schüttelte den Kopf. »Es wird genauso ablaufen wie im Bahnhof. Unangenehm, aber es wird dich nicht umbringen.« Er streckte eine Hand aus.
    Zähneknirschend ergriff Anya sie und kletterte auf die zweite, schlüpfrige Schiene. Sparky schmiegte sich an ihr Bein, und sie hörte ein metallisches Klimpern überall dort auf ihrer Rüstung, wo sich die Minisalamander festklammerten.
    Alles in ihr forderte sie auf, davonzulaufen, als der Zug auf Sichtweite herandonnerte, ein dunkles Gebilde hinter einem gelben Lichtkegel. Wenn sie auch wusste, dass er nicht real war, so klang das Horn doch überaus real, ebenso real, wie sich das Rumpeln in den Schienen anfühlte, und ihr Herz hämmerte so sehr, dass sie fürchtete, es würde ihr aus der Brust springen.
    Sie warf einen schnellen Blick auf Charon, der neben ihr auf der anderen Schiene balancierte. Seine Miene wirkte kühl und gleichmütig, und seine Hand lag kalt in der ihren.
    Das Licht wusch über sie hinweg. Anya schnappte nach Luft und bereitete sich auf den schrecklichen Aufprall vor, der sie wie eine Coladose plätten und die Salamander eine Meile weit über die Gleise verstreuen würde …
    … aber der Zug fuhr einfach durch sie hindurch und zerrte sie in einem Sog aus Dunkelheit und Schneeflocken mit sich. Anya empfand erneut Schwerelosigkeit, als sie durch die Schwärze wirbelte und den kalten Schnee auf ihren Lippen kostete. Als das Donnern verhallte, erinnerte sie sich, dass sie ihre Beine bewegen sollte, um im Laufen auf dem Boden aufzukommen, wie Charon es ihr gesagt hatte …
    … da trafen ihre kupferbewehrten Füße schon auf einen Untergrund aus geborstenem Beton. Benommen stürzte sie voran. Ihr Magen hüpfte ihr bis in die Kehle, und ihre Füße ratterten über den Boden wie ein halb abgerissener und mitgeschleifter Auspufftopf. Irgendwie schaffte sie es, nicht zu stürzen, obwohl Sparky, der sich an einem Bein festklammerte, sie mit seinem Gewicht aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Schlitternd kam sie schließlich zum Stehen.
    Es regnete Salamander, ausgespien von der Dunkelheit, die sie umfing. Sie überschlugen sich, krochen und krabbelten über den Asphalt, gekränkte Opfer des wenig zimperlichen Geisterzug-Personals, davon abgesehen aber unversehrt. Anya zählte fünfzig. Hatte sie einen verloren?
    Panisch sah sie sich um, zählte noch einmal und suchte nach dem fehlenden Salamander. Der Geisterzug verschwand donnernd am Horizont,

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