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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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die Gegend zu treten, modrige Zeitungen, Plastikbecher, Limonadendosen. Die Salamander schienen vor dem Wasser zurückzuschrecken. Vielleicht hatten Feuerelementargeister nicht viel übrig für den Styx. Angesichts seines schlechten Rufs konnte Anya die Zurückhaltung durchaus nachvollziehen.
    »Weiß sie, dass wir kommen?« Anya klapperte zum Ufer. In ihrer Rüstung konnte sie den Fluss keinesfalls durchschwimmen. Sie strich mit den Fingern über die Nähte des Panzers. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr astrales Ich unter der Rüstung bekleidet war, aber sie nahm an, dass dem Fährmann der Toten nichts fremd war. Sie nahm den Helm ab und legte ihn auf einen sauberen Abschnitt in dem Kies zu ihren Füßen. Dann begann sie, die Handschuhe abzustreifen.
    »Wahrscheinlich nicht. Noch nicht.« Charon stapelte leere Milchflaschen und zählte mit einer Hand die Deckel. In der anderen zerrte er ein eingedrücktes grünes Planschbecken in der Form einer Schildkröte mit sich.
    Als sie versuchte, ihren Brustharnisch zu öffnen, stierte er sie an. »Was zum Teufel machst du da?«
    »Ich bereite mich darauf vor, da rüberzuschwimmen«, sagte sie in sachlichem Ton, auch wenn ihre Wangen glühten.
    Charon musterte sie, als wäre sie vollends übergeschnappt. »Menschen können nicht in dieses Wasser steigen. Das ist der Styx.«
    »Zunächst mal ist das ein Abwasserkanal, Blödmann. Aber ich bin in Ermangelung von Beweisen bereit anzuerkennen, es könnte, bestenfalls, auch ein Zubringer des Styx sein. Zweitens hat der Styx Achilleus unverwundbar gemacht. Und schließlich scheinst du es ja auch überlebt zu haben. Also leck mich am Arsch.«
    Charon fuhr sich mit einem Finger der Hand, die die Plastikdeckel hielt, über die Kehle. Seine Miene war finster. »Du weißt nicht, was dich das kostet. Jede Magie hat ihren Preis, und das ist beim Styx nicht anders. Aber, hey, wenn du unbedingt nackt rumlaufen willst, dann lass dich nicht aufhalten.« Charon wandte sich ab und begann, die Deckel auf Plastikflaschen für Limonade und Milch zu schrauben, aber Anya glaubte einen Funken verschrobenen Amüsements in seinen Zügen zu erkennen. Nur für einen kurzen Moment.
    »Schön … und wie zum Teufel komme ich sonst rüber? Gibt es irgendwo eine Brücke?« Anya konzentrierte sich darauf, ihre Finger wieder in die Handschuhe zu schieben.
    Charon schnürte die Plastikflaschen mit einem Stück Elektrokabel zusammen und band sie an dem soliden Rand des Schildkrötenplanschbeckens fest. »Wenn du aufhören würdest zu reden, dich auszuziehen und alle möglichen anderen Dinge zu tun, die nur vom Wesentlichen ablenken, würdest du vielleicht erkennen, dass ich bereits an dem Problem arbeite.«
    Anya bedachte ihn mit einem mürrischen Blick. Wenigstens hatte er ihre Nacktheit als Ablenkung bezeichnet. Das war der einzige Funke Menschlichkeit, den sie bisher an ihm hatte entdecken können.
    Charon drehte sein Werk um. Das Planschbecken sah aus wie ein von einem durchgeknallten Künstler aus Abfällen hergestellter Entwurf einer Qualle. Luftgefüllte Flaschen hingen fest verzurrt unter dem Rand. Charon warf das Becken ins Wasser, wo es platschend auftraf, was die Salamander veranlasste, fauchend die Flucht zu ergreifen. Das Becken schwamm und zog Tentakel aus Plastik und Draht hinter sich her.
    »Da hast du dein Scheißboot.«
    Anya starrte das provisorische Wasserfahrzeug an. »Äh, ja, danke.«
    Charon zog das Boot nahe ans Ufer, und Anya kletterte auf das seltsame Konstrukt. Der Kunststoff schwankte heftig unter ihrem Gewicht und zerbröselte noch etwas mehr, als Sparky und die anderen Salamander ebenfalls an Bord sprangen. Die Molche tänzelten nervös quiekend am Rand entlang und fürchteten offensichtlich, sie könnten sich ihre zarten Tatzen benetzen.
    Anya warf Sparky einen verwunderten Blick zu. »In der physischen Welt hast du kein Problem mit Wasser. Verdammt, du hast sogar deine Eier in der Badewanne gelegt.«
    »Der Styx ist anders« , sagte Charon und ließ das Boot los, woraufhin es träge zu kreiseln begann.
    Anya klammerte sich am Rand des Beckens unter dem Schildkrötenkinn fest. Für Charon war an Bord des braven Bootes mit Namen Schildkröte kein Platz mehr. »Was ist mit dir?« Für einen Moment fürchtete sie, er würde nicht mitkommen, und der Schrecken ging ihr durch und durch.
    Charon schritt in das Wasser. Sein schwarzer Mantel wehte hinter ihm wie die Schwingen eines Raben. Er ergriff das Elektrokabel und zog die Schildkröte in

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