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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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herablief, schwer auf ihm. Er zog das Boot an das kiesbedeckte Flussufer und stolperte ins Trockene.
    Anya sprang unbeholfen aus dem kleinen Schildkrötenboot, und die Salamander hüpften wie auf Sprungfedern quiekend hinterher.
    »Alles in Ordnung?«
    Charon saß am Boden, die Arme auf den Knien, den Kopf gesenkt und triefnass. »Ja, lass mir nur eine Minute Zeit zum Ausruhen.« Er hob den Kopf und starrte schwer atmend zur Decke empor.
    Das blonde Haar fiel ihm triefend über die Augen. Ohne die Punkerstacheln war er eigentlich ganz attraktiv. Anya verspürte den Drang, Charon die nassen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen.
    Nicht berühren , sagten ihre Instinkte. Gift.
    Ob ihr Unbewusstes nun das Wasser oder Charon selbst meinte, Anya gehorchte und faltete die Hände hinter dem Rücken. Sie überwachte den Landgang der übrigen Molche und zählte ihre Köpfe, als sie über das Ufer tapsten.
    Plötzlich hielten die Molche inne und drehten sich um. Ein Grollen erklang in der Dunkelheit hinter ihnen, leise, aber so tief, dass der Kies am Ufer erbebte. Ehe Anya irgendetwas tun konnte, stürzte Sparky mit gebleckten Zähnen auf den Ursprung des Geräuschs zu.
    »Nicht« , keuchte Charon, doch es war zu spät.
    Eine gewaltige schwarze Kreatur donnerte in ihr Blickfeld. Drei Köpfe, die aussahen wie Hundeköpfe, knurrten und sabberten unter löwenartigen Mähnen. Der Körper der Kreatur schimmerte wie ein Ölteppich, zäh und glänzend. Sie griff Sparky an und schleppte einen Schwanz hinter sich her, der an den eines Warans erinnerte. Im Gegensatz zu den Geistern sah diese Kreatur verdammt massiv und solide aus.
    Anya stürzte voran und glitt auf Händen und Knien vor Sparky in den Kies. Die dreiköpfige Kreatur bäumte sich auf. Anya bedeckte das Gesicht mit den Händen und wartete darauf, dass sich die Zähne des Wesens in ihre Rüstung bohrten.
    »Kerberos.« Charons Stimme durchschlug die Luft wie ein Peitschenknall.
    Anya lugte mit einem Auge über den Ellbogen hinweg. Die Kreatur saß auf dem Hintern, alle drei Köpfe in die Richtung gedreht, aus der Charons Stimme erklungen war. Anya nutzte die Gelegenheit, um sich auf die Beine zu stemmen.
    »Entschuldige. Das ist Kerberos.«
    »Das sehe ich selbst.« Blinzelnd musterte Anya die Kreatur, die etwa so groß war wie ein Pony. Mit geschlossenen Mäulern erinnerten die drei Hundeköpfe an Labrador Retriever. Anya fiel auf, dass sie Halsbänder trugen: ein rosarotes, an dem ein Kristallanhänger mit dem Namen Prinzessin baumelte; eines in Tarnfarbe mit der Aufschrift Muffel ; ein schwarzes Lederhalsband mit silbernen Jou-Jous, die zusammen das Wort Mäuschen ergaben. Prinzessin legte den Kopf schief und richtete die Hundeohren auf. Mäuschen schnüffelte an Sparky, und Muffel schob seine Nase unter Charons Hand. Charon rubbelte Muffel Ohren und Kinn und redete in einer Art Babysprache mit ihm, die vage, aber doch nicht ganz nach Latein klang. An Muffels Halsband hing eine gut dreieinhalb Meter lange, abgerissene Kette.
    Anya zog sich mit Sparky zu den Molchen zurück, die immer noch alarmiert am Ufer entlangwanderten wie Lemminge in der Falle. Sparky schlängelte sich um ihre Knie und reckte den spatenförmigen Schädel vor, um an Mäuschens feuchter Nase zu schnüffeln. Zur Belohnung fuhr dieser ihm mit der Zunge durch das Gesicht.
    »Ist er … dein Vertrauter?«, brachte Anya mit schwacher, rauer Stimme zustande.
    »Wir sind nicht an der Hüfte zusammengewachsen wie du und Sparky. Kerberos sitzt größtenteils hier fest und bewacht das Tor zur Unterwelt. Und er, Kerberos, das sind eher drei Kreaturen.« Er verstummte und untersuchte das abgerissene Ende der Kette.
    »Deshalb die Halsbänder?«
    »Ja. Nach ein paar Tausend Jahren haben sie gewissermaßen ihre eigenen Persönlichkeiten entwickelt.« Der dreiköpfige Hund legte Charon die Pfoten auf die Schultern und fuhr ihm schwanzwedelnd mit gleich drei Zungen durch das Gesicht.
    Sparky und die Molche sahen Anya fragend an. Anya fiel nichts Besseres ein, als mit den Schultern zu zucken.
    Charon streichelte die Flanken des Höllenhundes, doch als er die Hand zurückzog, waren seine Finger rot vor Blut. Als Anya genauer hinsah, erkannte sie eine lange, klaffende Wunde an den Rippen des Hundes. Vor der glatten, schwarzen Haut war das Blut schwer zu sehen. Anya fiel lediglich auf, dass das Schwarz an einigen Stellen einen stärkeren Glanz hatte.
    Charons Augen wurden dunkler, bis sie die Farbe eines Gewittersturms

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