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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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hatten. »Wer hat dir das angetan?«
    Kerberos winselte und legte sich auf den Kies. Die Schlappohren flatterten, als er die Köpfe flach über den Boden schob.
    Charon machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zum Flussufer. Kerberos trottete hinter ihm her. Anya, Sparky und die Molche folgten ihnen zögernd, und Anya fragte sich, ob Charon hier noch andere Haustiere hatte.
    Ungefähr hundert Meter weiter blieb der Fährmann vor einem Loch in der irdenen Wand stehen, die den träge dahinströmenden Fluss flankierte. Das Loch war mit einem eisernen Gittertor verschlossen, das mit Rost und abblätternder grüner Farbe überzogen war. Schlicht und schmucklos wie es war, war es genau die Art von Tor, die Anya in einem Abflusskanal erwartete. Die Abstände in dem Gitter waren groß genug, dass Wasser und Ratten es passieren konnten, viel größer aber auch nicht. Verschlossen war es mit einer Kette und einem gewöhnlichen Vorhängeschloss, an dem sich schaumbedeckte Entengrütze verfangen hatte.
    Allerdings gab es einen großen Riss bei den Türbändern. Die Metallstrebe auf der linken Seite war so weit aus der Wand gerissen worden, dass ein Loch entstanden war, groß genug, damit eine Person hindurchschlüpfen konnte.
    Charon stand vor dem Tor und musterte das Loch mit finsterem Blick. Kerberos kauerte mit eingezogenem Drachenschwanz hinter ihm.
    »Es ist nicht deine Schuld« , murmelte er und kraulte das nächste Ohrenpaar. Dann löste er die abgerissene Kette von Muffels Halsband und wickelte sie um seinen Unterarm.
    »Was ist passiert?«, fragte Anya.
    »Schätze, das ist Hopes Werk. Sie hat Kerberos aufgemischt und das Tor zur Unterwelt aufgebrochen.«
    Anya blinzelte verblüfft. »Das ist das Tor zur Unterwelt?« Es wirkte so … gewöhnlich. Sie hatte angenommen, das Höllentor würde aussehen wie eines der mit kunstvollen Mosaiken geschmückten Tore der Ischtar im Museum. Oder wie diese Rodin-Skulptur, die mehr als sechs Meter hoch und von Szenen aus Dantes Inferno inspiriert worden war. Das hier war doch nur … ein jämmerliches kleines Gittertor.
    Charon kratzte sich an der Nase. »Es ist eines davon. Es mag nicht sonderlich kunstvoll sein, aber es erfüllt seinen Zweck.« Er trat gegen ein lose herabbaumelndes Stück am Gitter. »Jedenfalls hat es das einmal.«
    Der Höllenhund setzte sich vor das Tor.
    Charon schaute Anya und die Salamander durch die Gitterstäbe an. Seine Augen brannten in der Dunkelheit in einem machtvollen Blau wie eigenständige, biolumineszente Lebewesen. »Kommst du mit?«
    » In die Hölle? Ja, ich denke schon.« Anya schauderte, zog den Kopf ein und passierte das Tor.

KAPITEL NEUNZEHN
    Die Hölle war nicht ganz das, was Anya sich darunter vorgestellt hatte.
    Als sie auf die andere Seite des Tores trat, nahm sie eine spürbare Veränderung der Atmosphäre wahr. Zuerst glaubte sie, eine Art Druck auf den Ohren zu verspüren, doch wie sehr sie sich auch bemühte, sie bekam die schwere, dichte Finsternis nicht aus ihrem Helm. Es fühlte sich … klebrig an, so als hätte die Luft, die durch ihre Kehle in ihre Lunge drang, eine zusätzliche Viskosität. Es war zäh wie der Schlamm, der an ihren Füßen klebte, so als würde der Styx mit seinen Wasserfingern tief in den Tunnel hineinreichen.
    »Urgh«, machte sie. Sie hatte einen Geschmack im Mund, als würde sie Aluminiumfolie kauen.
    »Nach einer Weile gewöhnst du dich daran« , sagte Charon. Sie konnte ihn nicht sehen, aber seine Stimme klang sehr nahe. Wie lange eine »Weile« nach seinen Maßstäben dauerte, mochte sie nicht fragen.
    Die Salamander krabbelten nach ihr durch das Gitter und drängelten sich hinter ihren Beinen. Sparky schmiegte sich mit zuckenden Kiemenwedeln an sie. Die Kreaturen verbreiteten ein warmes, bernsteinfarbenes Licht, das die grob behauenen Wände eines Tunnels mit einer niedrigen Decke aus dem Dunkel schälte, einer Decke, so niedrig, dass Anya beinahe mit dem Helm dagegenstieß, wenn sie aufrecht ging. Von Charon sah sie kaum den Rücken. Sein schwarzer Mantel verschmolz regelrecht mit den Schatten. Kurz drehte er den Kopf und deutete mit dem Kinn auf den weiterführenden Tunnel.
    »An Hopes Stelle würde ich einen Ort suchen, an dem ich die Büchse der Pandora sicher verstecken kann.«
    »Die Hölle scheint mir ein geeigneter Ort dafür.«
    Charon drehte sich um und bedachte sie mit einem schiefen Grinsen. Anya zwang sich, nicht vor ihm zurückzuweichen. Seine Augen glühten immer noch in

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