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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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zurückzuholen.« Marsh beugte sich vor und tätschelte unbeholfen ihre Schulter. »Ruhen Sie sich etwas aus. Ich bringe Ihnen die Berichte vorbei, wenn Sie wieder auf den Beinen sind.«
    Dann duckte er sich unter dem Vorhang hindurch und verschwand.
    Brian sah ihm mit angespannter Miene nach. Anya zupfte an seinem Ärmel, wünschte, sie könnte diesen Ausdruck aus seinem Gesicht wischen. »Schon gut, Brian. Alles wird wieder in Ordnung kommen.«
    Er schüttelte den Kopf und atmete hörbar aus. »Nein. Nein, wird es nicht.« Fest umfasste er ihre Hand. »Ciro … Ciro hatte einen Herzanfall.«
    Anyas Atem stockte, und plötzlich erinnerte sie sich daran, das Gesicht des alten Mannes auf dem Bahnhof gesehen zu haben. »Ist er …?« Sie kannte die Antwort bereits, dennoch konnte sie sich nicht überwinden, die Frage auszusprechen: Ist er tot?
    Brian schüttelte den Kopf. »Er hat es nicht geschafft, Anya. Tut mir leid.«
    Anya presste den Handrücken an die Lippen. Der Schluchzer, der sich in ihrer Kehle fing, hörte sich für sie so an wie ein verschlungener Geist, der versuchte, ihr zu entkommen.
    »Ciro hat gesagt, er würde diesen Ort nie verlassen wollen.«
    Jules stand mit gesenktem Kopf vor dem Tresen im Devil’s Bathtub . Der Spiegel hinter der Bar fing sein Bild ein, die Falten auf seiner Stirn, das Sakko, dessen Knöpfe er über dem Bauch nicht mehr schließen konnte, die Bibel in seinen Händen. Der Spiegel reflektierte auch Anya, Brian, Katie und Max. Er reflektierte die blaue Urne, die inmitten der Schnapsflaschen stand, die Urne, die Ciros Asche enthielt.
    »Anya … kannst du ihn hier irgendwo spüren?«, fragte Katie. Sie trug ein bodenlanges Kleid, das sie eigens für Ciros Beerdigung in einem Second-Hand-Laden gekauft hatte. In dieser düsteren Kleidung sah sie mehr denn je wie eine Hexe aus.
    Anya biss sich auf die Lippe und barg das Gesicht an Brians Schulter. Seine Anzugjacke roch nach Mottenkugeln. Sie wischte sich die Nase am Rücken eines der weißen Handschuhe ab, die zu ihrer Feuerwehr-Ausgehuniform gehörten. Ihre Mütze hatte sie unter den Arm geklemmt. »Nein. Und ich sehe auch Renee nicht mehr.« Ohne die sonst stets vernehmbare Musik wirkte der Ort unheimlich still.
    Sparky schmiegte sich an sie und tschirpte leise. Sie wusste, er vermisste Ciro ebenso wie die Molche. Sie war mitten in der Nacht erwacht und hatte gesehen, wie sich seine Pfoten im Traum bewegt und er nach den Molchen gerufen hatte wie eine Katzenmutter, die nicht mehr wusste, wo sie ihre Jungen zurückgelassen hatte.
    Jules seufzte erleichtert und schlug die Bibel zu. »Er ist jetzt in einer besseren Welt. Und sie auch.«
    Was von den DAGR übrig war, stand unbehaglich schweigend in der Bar. Anya blickte zu Brian auf. Seine linke Hand tauchte in seine Tasche und betastete sein iPhone. Anya wusste, dass er ALANN verloren hatte – er hatte ihr erzählt, dass sich das neuronale Netzwerk, das die Intelligenz hervorgebracht hatte, »spontan aufgelöst« hätte. Anya hatte es nicht über sich gebracht, ihm zu erzählen, was wirklich passiert war … dass sie ihn befreit hatte.
    Irgendwie bezweifelte sie, dass sie das je tun würde. Er würde – konnte – das nicht verstehen. Und sie hatte keine Ahnung, wie tief der Abgrund war, den dieser Mangel an Ethik in seinen Charakter getrieben hatte. Sie hoffte, es war nur ein oberflächlicher Riss … aber sie war nicht imstande, ihre Zweifel abzulegen. Noch nicht. Vielleicht nie.
    »Was wird jetzt aus dem Devil’s Bathtub ?«, fragte Max und zerrte an der Krawatte an seinem Hals. Sie gehörte Jules und war zu lang für ihn.
    Katie faltete die Hände hinter dem Rücken. »Ciro hat ein Testament hinterlassen. Nach dem, was sein Anwalt gesagt hat, erbt Anya das Devil’s Bathtub. «
    Anyas Kopf ruckte hoch. »Was?«
    »Er hat gesagt, Anya gehöre zur Familie. Wir alle täten das.«
    Anya blinzelte gegen die Tränen an. Dieser verrückte alte Mann war ihr mehr ein Vater gewesen als ihr eigener … was immer der war. Sie hatte versucht, nicht mehr an ihren Erzeuger zu denken, aber ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem flammenden Mann im Schlafzimmer ihrer Mutter zurück … und zu der Frage, was das für sie bedeutete.
    Jules legte seine Pranke auf den Tresen und sah zu, wie sich um sie herum Dunst auf der polierten Oberfläche niederschlug. »Er hätte nicht sterben dürfen«, grollte er.
    »Er war ein alter Mann, Jules«, sagte Katie.
    »Er hätte nicht sterben dürfen.« Jules

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