Feuersturm: Roman (German Edition)
Bernie?«
»Einige konnten wir ihm mit Hilfe seiner Militärakte zuordnen. Aber wir haben noch fünf andere Sätze gefunden, die nicht von ihm sind.«
»Nachbarn? Angehörige?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ein Satz passt zu keiner Person, die in der Datenbank des National Crime Information Center gespeichert ist. Die anderen vier stammen von einer ehemaligen Kellnerin, einem Postamtsvorsteher im Ruhestand, einem Landschaftsarchitekten und einem Collegestudenten von der Michigan State.«
»Toll. Haben Sie eine Liste der Namen?«
»Ja, habe ich, aber die wird Ihnen nicht helfen. Diese Leute sind alle tot.«
Anya blinzelte. »Tot? Sie meinen … kürzlich verstorben?«
»Der Postamtsvorsteher ist seit zwanzig Jahren tot. Der Junge aus dem College seit zwei. Die Kellnerin ist vor vier Jahren gestorben, der Landschaftsarchitekt vor zehn.«
Anyas Gedanken überschlugen sich. Was zum Teufel hatten diese toten Leute in Bernies Haus zu suchen gehabt? Bernie hatte seinen Haushalt beschissen geführt, aber dass dort bis zu zwanzig Jahre alte latente Abdrücke zu finden waren, klang sehr unwahrscheinlich.
»Können Sie mir sagen, wie frisch die Abdrücke sind?«
»Diese Frage habe ich erwartet. Wir schätzen den Ruß, in dem sie eingebettet waren, auf ein Alter von maximal sechs Monaten.«
Anya nagte an ihrer Lippe. Tote Leute hinterließen Fingerabdrücke in Bernies Haus? Sie wusste, dass Geister die physische Welt manchmal beeinflussen konnten, aber sie hatte noch nie gehört, dass sie Fingerabdrücke hinterließen. Auf was für einem bizarren Mist hatte Bernie sich da nur eingelassen?«
Jenna musterte sie lächelnd. »Sie bekommen immer die interessantesten Fälle, nicht wahr?«
Anya klappte den Mund auf, um ihr zu antworten, als sie Brandgeruch wahrnahm.
Sie wirbelte herum und sah, dass Sparky vergnügt auf dem Tresen vor der Kochplatte hockte und seinen runden Bauch an einer dreißig Zentimeter hohen gelben Flamme wärmte, die aus dem Gerät hervorloderte. Sie stürzte zu der Kochplatte und zog den Stecker.
Aber es war zu spät. Die Rauchmelder an der Decke heulten los, und das Sprinklersystem wurde aktiviert.
Jenna kreischte und versuchte, ihre Proben mit einem Aktendeckel zu schützen. Anya rannte in den Korridor, um den Hauptschalter zu suchen. Als sie schließlich das Nottelefon erreicht und den Sicherheitsdienst überzeugt hatte, den Sprinkler abzuschalten, waren die Leute bereits aus dem Haus und auf den Bürgersteig geflüchtet. Das Labor war eine klitschnasse Ruine. Pfützen zierten den Fliesenboden, Reagenzgläser hatten sich mit Wasser gefüllt, und ein Elektronenmikroskop stand in einer Wasserlache. Papiere und durchnässte Beweismittelbeutel klebten auf Tischen und Arbeitsplätzen.
Und mitten drin hockte Jenna auf einem Hocker, die Hände vors Gesicht geschlagen. »Nie und nimmer kriegen wir unsere Zulassung zurück«, schluchzte sie verzweifelt.
Alles, was Anya tun konnte, war, ihr die Schulter zu tätscheln. Sparky, der ihr Hosenbein emporkletterte und über ihre Schulter glitt, ignorierte sie. Der Salamander leckte in der Hoffnung, ihm würde vergeben, zaghaft das Wasser von Anyas Ohr. Sie reagierte nicht.
Er hatte richtig großen Mist gebaut, und er wusste es.
Der Übeltäter rollte sich um ihren Hals und verschmolz mit dem Reif, den Kopf schützend in den Pfoten geborgen.
KAPITEL SECHS
Anya erzählte den DAGR nichts von Sparkys Untat im Labor. Und so verfolgte sie die Abendnachrichten einigermaßen teilnahmslos, als diese von einem Unfall im Detroiter Kriminallabor berichteten, bei dem die Beweise von mehr als dreißig schwebenden Untersuchungen zerstört worden waren. Die Medien hatten sich auf die Story gestürzt und schlachteten sie aus, während einige hohe Tiere der Stadt lautstark die angebliche Inkompetenz des Labors verdammten und eine neuerliche Überprüfung der Einrichtung forderten. Anya wurde immer kleiner auf ihrem Sitz, während die News über den Fernsehschirm flimmerte, der im Devil’s Bathtub über dem Tresen hing. Sparky klammerte sich an ihren Hals und blickte nicht einmal auf.
Jules zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf das Fernsehgerät. »Hat dir das einen deiner Fälle vermasselt?«
»Wahrscheinlich«, sagte sie. Die meisten Beweise in ihrem Fall einer spontanen menschlichen Selbstentzündung waren beeinträchtigt worden, und niemand konnte sagen, ob das, was übrig war, vor Gericht standhalten würde. Aber sie würde Jules bestimmt nicht erzählen,
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