Feuersturm: Roman (German Edition)
sprechen, Ms Kalinczyk … Das ist ein interessanter Halsreif.«
Anyas Hand ging instinktiv zu dem Schmuckstück. Es war so sehr ein Teil von ihr, dass sie bisweilen glaubte, es wäre den Blicken anderer Menschen ebenso verborgen wie Sparky. »Danke.«
Hope beäugte den Reif wie ein Gemmologe einen Diamanten, und die Drohung in ihren nächsten Worten wog schwer. »Solch ein wertvolles Stück würde ich stets genau im Auge behalten. Derlei Kostbarkeiten verschwinden nur allzu leicht.«
Anya kniff die Augen zusammen, aber ihre Finger umfassten weiter den Halsreif, selbst dann noch, als sie das Gebäude verließ und zurück in den Sonnenschein trat, der es doch nicht schaffte, die von Hope ausgehende Kälte zu vertreiben.
Das Detroiter Kriminallabor war jahrelang geschlossen gewesen, nachdem eine Kontrolle einen grob fahrlässigen Umgang mit Beweisen ergeben hatte. Zwar war das Labor kürzlich wieder in Betrieb genommen worden, doch der Schatten seines ehemaligen Rufs lastete noch immer auf ihm. Die neu angeworbenen Mitarbeiter reagierten empfindlich und gereizt auf Kritik, waren aber zugleich wild entschlossen, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Das Kriminallabor, das in den oberen Stockwerken des Polizeihauptquartiers in einem Gebäude aus den 1920ern nördlich von Greektown untergebracht war, wirkte wie ein metallisch schimmernder Anachronismus. Computermonitore verströmten ihr Licht über Edelstahltische, auf denen versiegelte und beschriftete Beweismittelbeutel lagen. Auf den einzelnen Arbeitsplätzen standen fein säuberlich geordnet Mikroskope, Probengläser und Klebebandrollen. Das Licht der Leuchtstoffröhren an der Decke fiel auf gelbe Metallschränke, die geheimnisvolle Werkzeuge zur Durchführung von DNS-Analysen, Fasernuntersuchungen und ballistischen Tests enthielten.
Sparky fand die Gerätschaften unwiderstehlich, weshalb Anya ihre Besuche im Labor auf kurze Stippvisiten beschränkte. Noch während sie durch die Glastür trat, konnte sie fühlen, wie sich der Salamander an ihrem Hals regte.
»Lieutenant Kalinczyk.« Jenna Bentham, die Schichtleiterin, kam mit einem Klemmbrett in der Hand auf sie zu. Ihr weißer Kittel war perfekt gebügelt, ihre Zöpfe gestreng aus dem Gesicht gebunden. Anya sah die dicken Akten, die sich hinter ihr auf dem Schreibtisch stapelten. Trotz aller Bemühungen der Mitarbeiter hatte das Labor Arbeitsrückstände zu beklagen, doch was immer Gina den Leuten erzählt hatte, sie hatten Anyas Fall offenkundig Priorität eingeräumt.
»Was haben Sie für mich?«
»Etwas recht Interessantes. Soll ich mit dem üblichen Zeug anfangen und mich zu dem eher ungewöhnlichen vorarbeiten?«
»Gern.« Anya fühlte, wie Sparky ihren Rücken hinunterkroch. Unten angelangt, tapste er zu einem Tresen und erklomm einen Hocker. Sogleich fing er an, mit den Knöpfen einer Kochplatte herumzuspielen. Derzeit kochten auf der Platte keinerlei Beweise in Bechergläsern vor sich hin. In der Annahme, dass hier keine größeren Katastrophen zu erwarten waren, ließ Anya Sparky gewähren und widmete sich Jenna und ihren Laborergebnissen.
»Sprechen wir über die Überreste. Die Asche und die Gewebeproben, die uns vom Gerichtsmedizinischen Institut geschickt wurden, sind chemisch unauffällig. Gaschromatographie und Massenspektrometer haben keine der üblichen entflammbaren Substanzen in den Überresten des Opfers oder den Fasern des Sofas, die Sie uns geschickt haben, aufgedeckt. Keine chemischen Rückstände von Benzin, Kerosin oder dergleichen.«
»Wie steht es mit Brandbeschleunigern, die bei hohen Temperaturen abbrennen? Ich meine das eher exotische Zeug wie Feuerwerkskomponenten, Dünger, Thermitmischungen?« Anya hatte immer noch einen Funken Hoffnung, eine konventionelle Erklärung für das Geschehen zu finden.
Jenna runzelte die Stirn. »Wir hatten, offen gestanden, so etwas erwartet … aber es wurden keine Hochtemperatur-Brandbeschleuniger gefunden. Außerdem würden die auch nicht zum Tatort passen. Stoffe, die über zweitausend Grad erzeugen können, hätten den Raum stärker in Mitleidenschaft gezogen. Nein, der tatsächlich entstandene Schaden stützt diese Theorie nicht.«
»Also müssen wir davon ausgehen, dass die Leiche über längere Zeit bei niedrigerer Temperatur vor sich hin geschmort hat?« Anya legte die Stirn in Falten, denn das wiederum passte nicht zum zeitlichen Ablauf.
»Mehr haben wir nicht zu bieten.« Jenna blätterte in den Papieren auf ihrem Klemmbrett. »Da
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