Feuersturm: Roman (German Edition)
gerade als weitere Feuerwehrleute mit Atemschutzmasken herannahten. Die beiden Wachleute wurden eilends fortgebracht, raus an die frische Luft und zu den Sanitätern, die am Bordstein warteten. Anya folgte ihnen stampfenden Schritts.
Marsh ergriff ihren Arm, als sie sich die Maske vom Gesicht riss und die frische Luft tief in ihre Lunge sog. Sie hustete sich die Süße des Halons und die Bitterkeit der Magie aus ihren Atemwegen. In einer sauerstofffreien Umgebung war eine Atemschutzmaske nicht sonderlich nützlich. So kurz sie dem Gas auch ausgesetzt war, sie fühlte sich schwindelig und elend – wie mochte es da wohl den Wachleuten gehen, die das Zeug wer weiß wie lange eingeatmet hatten.
»Was zum Teufel ist da drin passiert?«, verlangte Marsh zu erfahren.
Anya schüttelte den Kopf und krächzte: »Das ist ein beschissenes Desaster. Sie hatten Halon in dem Saal. Wie lange ist es her, seit Alarm ausgelöst wurde?« Sie musterte das Gedränge auf den Stufen. Die Sanitäter machten nicht den Eindruck, als hätten sie es sonderlich eilig, und Anya wurde das Herz schwer.
»Über eine Stunde«, sagte Marsh. »Wir versuchen seit mehr als einer Stunde, in diesen verdammten Saal reinzukommen.« Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Wir haben damit gerechnet, zwei durchnässte Wachleute in einem Raum mit Sprinkleranlage vorzufinden, nicht zwei Tote.«
Als er weitersprach, tat er es mit unterdrücktem Zorn. »Niemand sollte so etwas in einem Gebäude einsetzen, in dem sich Menschen aufhalten. Eigentlich sollte es ein Alarmsystem geben, das die Leute warnt, damit sie das Gebiet räumen können, ehe der Raum versiegelt wird.«
Anya runzelte die Stirn und dachte an die kaputten Artefakte und den eisernen Vorhang. Sie lief zurück zu ihrem Dart, um ihre Ausrüstung zu ergänzen, und Marsh folgte ihr. Anya zog ein Atemschutzgerät mit einer Druckluftflasche aus dem Kofferraum und schlang sich die Gurte über die Schultern. Die Atemschutzmaske war nicht gerade ideal für den Aufenthalt in erstickenden Gasen, aber sie wollte auch keine unnötigen Risiken eingehen. Diese Flasche würde sie ungefähr fünfundvierzig Minuten mit frischer Atemluft versorgen.
»Wo wollen Sie hin?«
»Wieder rein und mich umsehen, solange der Brandort noch frisch ist«, sagte sie über ihre Schulter hinweg. Allerdings bezweifelte sie, dass sie noch viele Beweise finden würde. Nach dem Schaden, den das SWAT-Team angerichtet hatte, und ihrer eigenen Trampelei bei dem Bemühen, die Wachmänner herauszuholen, musste sie davon ausgehen, dass alle Beweise, die sie finden würde, bereits beeinträchtigt worden waren. Aber vielleicht stieß sie trotzdem auf etwas, das sich als nützlich erweisen mochte.
Ein vom grellen Schein der Notbeleuchtung erhellter Nebel aus weißem Gas hing noch immer in der Luft, wenn er auch nicht mehr so dicht war wie vorher. Anya schnappte sich ihre Kamera und begann, mit eingeschaltetem Blitzlicht Fotos zu schießen. Die Versicherungsgesellschaft würde dem DFD so oder so vorwerfen, seine Ermittler seien unfähig und den Fall selbst übernehmen, aber sie wollte sich zumindest absichern. Und selbst wenn es nicht mehr genug Beweise gab, um einwandfrei zu rekonstruieren, was hier vorgefallen war, wollte sie es doch wenigstens versuchen.
Sie schoss ein Bild von der Bank, die umgekippt vor der Wand lag. Die V-förmige Brandspur dort reichte hoch genug, um den Sensor des Brandschutzsystems des Museums zu aktivieren. Das ließ darauf schließen, dass das Feuer hier angefangen hatte. Sie untersuchte die Umgebung mit ihrer Taschenlampe, suchte nach Zigarettenkippen oder Feuerzeugen. Nichts.
Ihr Blick huschte über die Artefakte. Diese Dinge waren viel, viel wertvoller als alles, was Bernies Sammlung zu bieten hatte: Da gab es marmorne Edelfrauen- und Göttinnenköpfe, funkelnde römische Glasobjekte, Bronzemünzen und Freskenfragmente. Es ließ sich nicht mehr feststellen, welcher Gegenstand welche anderen beschädigt hatte und was, falls überhaupt, fehlte. Sie nahm an, dass das Antidiebstahlsystem irgendwie ausgelöst und der Raum etwa zur gleichen Zeit abgeriegelt worden war, als das Feuerunterdrückungssystem aktiv wurde, womit die beiden Männer in der Falle gesessen hatten. Eine dumme Computerpanne, ausgelöst durch mieses Timing? Aber das war nur eine Vermutung – sie würde sich die Logs des Sicherheitsunternehmens ansehen müssen, um Genaueres in Erfahrung zu bringen.
Vor einer mächtigen Vitrine in der Mitte
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