Feuersturm: Roman (German Edition)
über das plüschig-weiße Allerheiligste wie Ameisen über Zucker.
»Sie haben kein Recht, hier einzudringen.« Hope zitterte vor Zorn. »Raus!«
Sparky stolzierte auf sie zu, hockte sich vor sie und knurrte. Sein Schwanz peitschte hin und her, und Hope trat einen Schritt zurück.
»Wir haben einen Durchsuchungsbefehl. Es geht um bestimmte Artefakte, die von einem Tatort entfernt wurden.« Anya hielt eine Kopie des Gerichtsbeschlusses hoch wie einen Schild und schob den Molchkoffer auf ihren Rücken. »Es ist Ihnen nicht gestattet, unsere Suche zu behindern.«
»Das können Sie nicht machen. Mein Anwalt …«
»Setzen Sie sich und seien Sie still, Gnädigste«, beschied ihr Anya. »Wir werden zumindest so höflich sein, Ihnen zu sagen, was wir mitnehmen.« Anders als Hope, die sich im Umgang mit Bernies Artefakten weniger taktvoll gezeigt hatte. Wie auch im Umgang mit seinem Leben. Oder dem von Leslie und Chris.
Anya ging um Hope herum zu den Bücherregalen hinter ihrem Schreibtisch. Mit Latexhandschuhen an den Händen nahm sie Bücher heraus und verglich den Schnickschnack in den Fächern mit den Gegenständen auf ihrer Liste. Sie wühlte sich durch Hopes Schubladen und die Anrichte und warf immer wieder einen Blick auf Hopes schriftliche Unterlagen. Sie konnte nichts von dem, was sie hier fand, als Beweis benutzen, wenn es nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Verbrechen stand. Hopes Papiere jedoch waren genau wie die Buchhaltungsunterlagen, die sie geschickt hatte, sorgfältig frisiert worden. In ihrem Büro gab es nicht ein Schriftstück, das mehr als drei Wochen alt war.
»Hier ist nichts, Lieutenant«, sagte einer der Cops.
Hope verzog die Lippen zu einem spöttischen Grinsen.
»Wir haben noch den Rest des Gebäudes«, entgegnete Anya gelassen, obwohl das Herz in ihrer Brust donnerte. Sie trat hinaus auf den Korridor und öffnete von Osten nach Westen eine Tür nach der anderen: ein Besprechungszimmer, eine kleine Küche, ein Waschraum, eine Besenkammer. Sie roch vage Rückstände von Magie, aber die kamen nicht von dieser Etage.
Am Ende des Korridors war eine Feuertür, aber die war verschlossen. Der Knauf war so kalt, dass ihre verschwitzten Finger beinahe an dem Metall festfroren. Sie dachte darüber nach, was Charon über die spirituelle Energieversorgung gesagt hatte, darüber, dass Energie einer Quelle entzogen werden musste, um eine Manifestation zu ermöglichen.
»Das ist ein Verstoß gegen die Brandschutzvorschriften«, blaffte Anya.
Hope und ihre Assistentin waren ebenfalls auf den Korridor hinausgetreten. »Ich weiß nicht, wo der Schlüssel geblieben ist.«
»Öffnen Sie diese Tür, oder ich werde sie gewaltsam aufbrechen.«
Hope zuckte mit den Schultern. »Mein Anwalt wird einen Heidenspaß haben, wenn er Sie wegen Sachbeschädigung belangt.«
»Sie dürfen uns den Zutritt zu Gebäudeteilen, die in dem Gerichtsbeschluss aufgeführt sind, nicht verwehren.«
»Sollen wir sie aufbrechen?«, fragte einer der Officer des DPD.
»Geben Sie mir noch eine Minute.«
Anya sah sich nach einem Feuerlöscher um und fand einen in einer Vitrine. Das rote Gehäuse stach aus Hopes Ambiente in Pfirsich und Creme heraus wie ein böser Pickel im Gesicht einer Braut.
Anya musterte die Prüfplakette. »Verdammt, Hope, das Ding ist seit mindestens sechs Monaten nicht mehr kontrolliert worden. Und das hier ist ein Geschäftsgebäude. Noch ein Verstoß gegen die Brandschutzvorschriften.«
»Fick dich!«
Anya grinste spöttisch. Der Feuerlöscher arbeitete mit CO 2 . Perfekt. Anya richtete den Schlauch auf die Tür und zog den Hebel durch. Eisiger Schaum spritzte aus der Düse und prasselte auf das Schloss. Anya hob den Feuerlöscher höher. Sie schwang den Behälter wie einen Hammer und ließ ihn auf das Schloss krachen. Es brach mit einem Geräusch, als würde eine Autotür zugeschlagen. Metallbruchstücke flogen umher. Sparky schnüffelte an einem eiskalten Stück Metall und rümpfte die Nase angesichts der Kälte und des chemischen Geruchs.
Anya stieß die Tür auf und schaltete ihre Taschenlampe ein. Der Gestank von Magie kroch die Stufen herauf und sammelte sich wie Öl um ihre Füße. Ihr Atem schlug sich als Dunst in der kalten Luft nieder. Als sie in den Keller hinabstieg, war es, als würde sie unter Wasser gehen. Die Luft war stickig und schwer, angefüllt mit einem scharfen, metallischen Ozongeruch. Sparky hastete vor ihr die rostigen Stufen hinunter, die unter ihrem Gewicht
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