Feuertango
Ruhe kommen, wenn sie Trevor gefasst hatten. Er presste sie an sich, gab ihr den Trost, den sie so dringend brauchte.
„Schhh, Liebes.“ Sie nahm einen zitternden Atemzug, wobei Sean ihn voller Verzweiflung ansah. Sean wusste nicht mehr, was er tun sollte, eine ungewohnte Situation für jemanden, der immer die Zügel straff in den Händen hielt. In diesem Moment kam Alexis in die Küche. Wenn sie jetzt erneut mit Neid reagierte, würde er sie an Ort und Stelle zurechtweisen.
Doch ihr Blick wurde ganz weich, sobald sie Hazels aufgelösten Zustand bemerkte. Sie ging neben Hazel in die Hocke. „Es tut mir leid, Hazel. Ihr alle habt mich mit offenen Armen aufgenommen, und ich blöde Kuh … wollte nicht zugeben, dass ich eifersüchtig bin. Sorry. Und ich … ich bin schuld, dass Trevor …“ Alexis wirkte, als wollte sie es Hazel gleichtun und ebenso in Tränen ausbrechen.
Sean schritt ein, zog Alexis hoch und setzte sich auf den nächstbesten Stuhl, mit ihr auf dem Schoß. Nach einem kurzen Kampf, den Alexis niemals gewinnen würde, nahm sie den Trost an, den Sean ihr gewährte. Und es tat Sean genauso gut wie ihr.
„Danke, Keith“, wisperte Hazel.
Er drückte Hazel eine Serviette in die Hand, und sie putzte sich lautstark die Nase.
Brandgeruch waberte durch die Küche.
„Shit! Mein Pfannkuchen“, rief Sean.
Keith zog die Bratpfanne vom Herd, warf das schwarze Ding auf einen Teller. Hazel reichte ihm eine zweite Bratpfanne, und Alexis bereitete Tee zu. Die alltäglichen Handgriffe erweckten den Hauch von Normalität, doch das Trevorarschloch lauerte hinter jeder Ecke. Keith befürchtete, dass Hazel die Anspannung nicht mehr lange durchhielt, und auch Sean wirkte wie ein Tiger, der sich jeden Moment in eine reißende Bestie verwandeln könnte. Selbst Vino merkte, dass etwas nicht in Ordnung war. Verstört trabte er winselnd zwischen Hazel und Alexis hin und her.
Sean zuckte sogar zusammen, als die Klingel ertönte.
Keith ging zum Videodisplay. „Das sind Gregory und Timothy.“ Er drückte auf die Fernbedienung, um das Tor zu öffnen.
„Ladys, ihr entschuldigt uns.“ Sean küsste Hazel auf den Scheitel, während Keith es vorzog, Alexis auf den Po zu schlagen, sanft, aber die Geste zählte.
Keith zwang sich zur Ruhe, nachdem er die Haustür geöffnet hatte. Gregory und Timothy sahen aus, als hätten sie wochenlang nicht mehr geschlafen. Besonders bei Gregory fiel dies ins Auge, denn er kannte ihn als stets perfekt gekleideten Mann. Heute trug er ein zerknittertes T-Shirt, war zudem unrasiert. Nach einer kurzen Begrüßung gingen sie in Seans Arbeitszimmer.
„Wir wissen, wer Trevor Blake wirklich ist“, sagte Gregory. Keith nahm einen tiefen Atemzug. Endlich gab es einen Anhaltspunkt.
Timothy zog zwei Mappen hervor und reichte Keith und Sean jeweils eine, nachdem sie sich hingesetzt hatten.
William Holt. Der Name sagte ihm im ersten Moment nichts. Doch der Nachname war mit unliebsamen Erinnerungen verbunden. Christopher Holt hatte vor ein paar Jahren mehrere Frauen vergewaltigt, und die letzten beiden waren an den Verletzungen verstorben. Sean und er hatten ihm eine Falle gestellt, ihn gefasst, und er würde erst als sehr alter Mann das Gefängnis verlassen.
Dem Essay nach war William Christophers jüngerer Bruder. Keith las weiter, blätterte um, und die Fotos zeigten ihm deutlich, dass Christopher keine Chance mehr hatte, die Haftanstalt jemals wieder zu verlassen. Er war vor ein paar Jahren an einer inneren Blutungen verstorben, verursacht durch eine Eisenstange. Einer der Insassen war ein entfernter Cousin von einem der beiden toten Mädchen gewesen, der sichergestellt hatte, dass Christophers Tod eine lange qualvolle Angelegenheit gewesen war. Ausgleichende Gerechtigkeit. Doch jetzt war sein Bruder auf einem Rachefeldzug, und den hatte er von langer Hand geplant. Und es verwunderte Keith nicht, dass er als Teenager auffällig gewesen war und dass der Vater nach einem Treppensturz verstorben war.
„Wir waren von Anfang an das Ziel.“ Sean legte die Mappe neben sich auf die Couch. „Er hat die Frauen leiden lassen, um sich an uns zu rächen.“
Schuld war ein unberechenbares Gefühl, und in diesem Moment schlug es seine Klauen und Zähne in Keith, aber auch in Sean, biss zu und riss ihnen stückchenweise das Fleisch vom Körper, das sah er seinem Freud glasklar an.
Sie alle setzten ihre Hoffnungen auf Schottland, hofften, dass die Ratte dort zuschlagen würde. Doch was, wenn er nicht
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