Feuertango
aus der Deckung kam, sondern wartete, bis ihre Aufmerksamkeit nachließ? Sich an Hazel oder Alexis vergriff? Keith hatte das Gefühl, er hätte Steine zum Frühstück gegessen, dabei war sein Magen noch leer.
„Wir haben die Cops bereits informiert. Sie fahnden nach ihm. Irgendjemand wird ihn erkennen“, sagte Timothy.
Keith konnte nur hoffen, dass sie sich nicht irrten und dass ihre Vorsichtsmaßnahmen ausreichend waren.
Gregory suchte Keiths Blick. „Ich habe Neuigkeiten über Alexis’ Vater. Er ist letztes Jahr gestorben – an Krebs. Sein Bruder hat die ganze Sache nicht an die große Glocke gehängt, und ich musste behutsam bei meinen Nachforschungen vorgehen, daher habe ich es erst jetzt herausgefunden.“
Wenigstens ein Übel weniger. Dennoch wusste Keith nicht, wie Alexis die Nachricht aufnehmen würde. Trotz allem war er ihr Dad gewesen. Jemandem die Pest an den Hals zu wünschen war einfach, doch wenn derjenige die Krankheit tatsächlich bekam …
„Du bist mir nicht böse?“ Alexis fasste nach Hazels Hand.
„Nein, vergeben und vergessen. Ich sehe dir an, dass dir dein Verhalten zu schaffen macht. Und anders als in manch anderer Beziehung gibt Keith dir keine Gelegenheit, mit deinem Verhalten davonzukommen. Ich bin ebenso wenig vollkommen wie du. Schäme dich nicht für deine Schwächen. Keith wird dich zwingen, an ihnen zu arbeiten – wenn du es möchtest.“ Hazel lächelte sie an. „Mich würde es äußerst erregen, wenn Sean dich über seinen Schoß ziehen und dir den Arsch versohlen würde. BDSM kommt in vielen Formen vor, und jeder hat seine ganz eigenen Hemmschwellen und Verhaltensweisen, die verbessert werden könnten.“
Alexis’ Wangen brannten bei der Vorstellung, dass es Hazel anmachte, wenn Sean sie bestrafen würde, und ihr die Idee nicht so schrecklich erschien, wie sie es ihrer Meinung nach sollte.
Schweigend tranken sie den Tee und starrten in den Garten, der so friedlich wirkte. Aber irgendwo lauerte Trevor. Auf dem Tisch stand ein Stapel Pfannkuchen, den sie zubereitet hatten.
„Glaubst du, Gregory und Timothy haben gute Nachrichten?“
Hazel presste die Lippen aufeinander. „Auf jeden Fall haben sie etwas herausgefunden.“
„Erzählst du mir von Grace?“ Bis jetzt hatte Alexis es vermieden, Hazel erneut auf die Freundin anzusprechen, doch sie spürte, dass Hazel über sie reden wollte.
„Ich vermisse sie so sehr. Sie war so … lebendig. Grace hat einen Scheißdreck darauf gegeben, was andere von ihr dachten. Und sie war so verrückt. Einmal hat sie in einer Vorlesung einen Rock angezogen und darunter kein Höschen.“ Hazel lachte. „Dem armen Professor sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Und ihre Schneemänner … Rate mal, wo sie die Salatgurken hingesteckt hat!“
Alexis prustete los. Die ganze Angespanntheit entlud sich in ihrem beinahe hysterischen Gelächter.
„Du hast sie sehr geliebt.“
„Über alles.“ Hazel seufzte. „Doch jetzt habe ich Viola, Kim, Sally und dich. Ihr teilt euch den Platz in meinem Herzen.“ Sie lehnte sich zu ihr herüber. „Falls du Keith das Herz brichst, bekommst du es mit uns zu tun. Wir sehen nur auf den ersten Blick unschuldig aus.“
„Apropos unschuldig. Ob sie schon wissen, was wir getan haben?“
Hazel erbleichte und rutschte auf dem Stuhl herum, als würde ihr Po in diesem Moment spüren, was sie erwartete, wenn die Master ihnen auf die Schliche kamen. „Zurzeit plagen sie andere Sorgen, allerdings früher oder später …“ Sie grinste breit. „Du passt einfach zu gut zu uns. Bleib hier, sonst muss ich Sean doch bitten, dich übers Knie zu legen.“
Alexis schluckte hart, weil sie ahnte, dass Hazel nicht scherzte.
Während sie die Küche aufräumten, kamen Sean und Keith zurück. „Lust auf einen Spaziergang?“, fragte Keith. Seine ausdrucksstarken Augen streichelten ihre Haut, und sie wusste, was auch immer er ihr mitteilen wollte, in seinen Armen würde sie es ertragen. Er schnappte sich drei Pfannkuchen, rollte sie zusammen und biss hinein.
Eine halbe Stunde später liefen sie durch die Felder, begleitet von Vino, der fröhlich um sie herumhüpfte. Keith blieb mitten auf dem Feldweg stehen, fasste sie an den Schultern.
„Cara, dein Vater ist tot“, sagte er sehr sanft.
Alles um sie herum schien sich zu verlangsamen, während ihr Gehirn zu begreifen versuchte, was Keith gesagt hatte. Für endlos erscheinende Sekunden spürte sie gar nichts, weder Trauer noch Erleichterung,
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