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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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nicht garantieren. Die einzige mögliche Schutzmaßnahme bestand darin, wie ein Grab zu schweigen oder falsch auszusagen, aber dann mussten alle zusammenhalten. Wie die Familie von Milan.
    Der Bandenmord entwickelte sich mehr und mehr zu einem ermittlungstechnischen Albtraum. Das Schlimmste war, dass es sich nicht um die erste und sicherlich auch nicht um die letzte Ermittlung handelte, die die zunehmende Bandenkriminalität betraf. Es hatte schon früher etliche ähnlich zähe Ermittlungen gegeben, die viel Zeit und Personal in Anspruch genommen hatten. Niemand vertraute der Polizei oder wollte mit ihr zu tun haben. Stattdessen nahmen die Gangs die Gerechtigkeit in ihre eigenen Hände. Es bestand also die Gefahr, dass weitere junge Männer schwer verletzt oder getötet werden würden.
    Einziger Lichtblick war ein Projekt, das das örtliche Revier und die Sozialarbeiter von Bergsjön, Gunnared und Biskopsgården vor einem Monat in Angriff genommen hatten. Es hatte zum Ziel, das Anwerben Jugendlicher durch kriminelle Vorort-Gangs zu verhindern und diese so von einer kriminellen Laufbahn abzuhalten. Zielgruppe dieser Aktion waren Jungen und Mädchen im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren. Meist handelte es sich um Jugendliche, die mit Drogen erwischt worden waren oder die des Diebstahls oder Einbruchs verdächtigt wurden. Jede festgenommene Person erhielt einen eigenen Wiedereingliederungsplan. Der Chef des örtlichen Reviers war erstaunt gewesen, wie viele man aufgegriffen hatte und wie jung die meisten gewesen waren.
    Am Donnerstag geschah dann auf einmal alles gleichzeitig. Es begann damit, dass das Telefon auf Irenes Schreibtisch kurz nach acht klingelte. Fast hätte sie ihre Kaffeetasse umgeworfen, als sie die Hand nach dem Hörer ausstreckte. Ehe sie noch ihren Namen nennen konnte, prasselten die Worte einer resoluten Frauenstimme auf sie nieder: »Hier ist Schwester Ulla vom Seniorenheim Glückshügel. Sind Sie die Polizistin, die letzte Woche bei Ingrid Hagberg war? Die das Gebäck dabei hatte?«
    »Ja … Kriminalinspektorin Irene Hu …«
    »Waren Sie schon wieder hier?«
    Die verblüffte Irene wusste nicht so recht, was sie antworten sollte. Vorsichtig fragte sie: »Wie meinen Sie das? Wollen Sie wissen, ob ich Ingrid Hagberg ein weiteres Mal besucht habe?«
    »Genau. Haben Sie?«
    »Nein. Ich hatte alle Hände voll zu tun. Ich …«
    »Sie liegt wieder im Krankenhaus. Aus demselben Grund. Jemand hat ihr Süßigkeiten gegeben. Eine Schachtel Wienernougat.«
    »Wie bitte?« Irene fiel keine klügere Antwort ein.
    »Wienernougat. Jemand hat ihr eine große Schachtel Nougatpralinen gegeben. Wir haben die Schachtel gefunden. Natürlich leer.«
    Ehe Irene noch etwas sagen konnte, fuhr die Kranken schwester fort: »Ingrid Hagberg wurde letzten Samstag ent lassen, obwohl ihr Blutzuckerspiegel immer noch katastrophal war. Aber das war schließlich nichts Neues. Er lässt sich kaum noch regulieren. Hauptsächlich beruht das darauf, dass sie ihre Diät immer vernachlässigt hat. Seit ihrer Schädelverletzung geht es überhaupt nicht mehr. Heute Morgen fand ich sie wieder im Zuckerkoma, als ich den Blutzuckerwert abnehmen wollte.«
    »Haben Sie die Pralinenschachtel noch?«, beeilte sich Irene zu fragen, als die Schwester innehielt, um Atem zu schöpfen.
    »Ja. Die liegt noch auf ihrem Küchentisch.«
    »Seien Sie so nett und fassen Sie sie nicht an. Lassen Sie auch kein Reinigungspersonal ins Zimmer.«
    »Ich sage ihnen, sie sollen warten, falls da heute überhaupt geputzt werden sollte.«
    »Gut. Könnte ich mir dann zusammen mit einem Kriminaltechniker etwa in einer Stunde die Wohnung von Ingrid Hagberg ansehen?«
    »Natürlich. Ich gebe Ihnen meine Handynummer. Dann können Sie mich anrufen, wenn Sie da sind.«
    Irene rief bei der Spurensicherung an. Glücklicherweise war Svante schon da und versprach ihr, sie nach Torslanda zu begleiten. Tommy betrat das Zimmer, und Irene wollte ihm gerade erzählen, was sie bei der Halloweenparty in Erfahrung gebracht hatte, als das Telefon erneut klingelte.
    »Kriminalinspektorin Irene Huss.«
    »Hallo. Hier ist Erik Johansson«, trompetete eine jüngere Männerstimme.
    »Ja?«, erwiderte Irene unsicher, da ihr zu dem Namen im ersten Augenblick nichts einfiel.
    »Berzéns Immobilien. Wir haben uns letzten Freitag auf dem Bauernhof in Björkil getroffen.«
    »Natürlich. Bei mir ist nur nicht gleich der Groschen gefallen. Entschuldigen Sie.«
    »Kein Problem. Ich habe den Hof

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