Feuertaufe für Darlene
aus der Klemme, in die er geraten war, doch noch einmal herauskommen konnte. Doch er musste einsehen, dass die Lage so gut wie aussichtslos war.
Jetzt konnte ihn nur noch ein Wunder retten.
»Hast du dein Testament schon gemacht?«, wollte Richfield wissen. »Wenn nicht, ist es dafür jetzt zu spät. Richte dem Teufel einen schönen Gruß von mir aus. Denn du wirst ihm schon bald gegenüberstehen.«
Lassiter rechnete damit, dass ihm jeden Moment eine aus nächster Nähe abgefeuerte Kugel den Oberkörper durchbohren und ihn in einen schwarzen Abgrund reißen würde, der ihn für immer verschlingen würde.
Doch anstelle des ohrenbetäubenden Knalls eines Schusses ertönte ein weiteres Klirren. Ein dumpfes Poltern auf dem Boden schloss sich an.
Lassiter wirbelte herum.
Voller Erstaunen stellte er fest, dass das Wunder, dem er sein Leben verdankte, nicht nur eine feuerrote Lockenmähne hatte, sondern auch ansonsten eine äußerst attraktive Erscheinung war.
Das hübsche Saloongirl stand nicht einmal zwei Armeslängen von ihm entfernt. Es hielt die Überreste der Flasche, mit dem es den Banditen niedergestreckt hatte, noch immer in der Hand.
»Besten Dank.« Lassiter stieß erleichtert die Luft aus. »Wenn ich bisher noch nicht an Schutzengel geglaubt habe, hast du mich eben gerade vom Gegenteil überzeugt.«
»Ach, das ist schon in Ordnung.« Seine schöne Retterin ließ den Arm sinken. »Das habe ich doch gerne getan.«
»Jennie, was ist denn bloß in dich gefahren?«, fragte eine Stimme von der Theke her. Sie stammte von Hancock, der seine Angestellte entgeistert ansah. »Hast du den Verstand verloren?«
»Absolut nicht.« Das Saloongirl warf dem Saloonbesitzer über die Schulter hinweg einen gereizten Blick zu. »Hätte ich etwa tatenlos zusehen sollen, wie dieser Bastard einen wehrlosen Mann einfach abknallt? Eigentlich wäre das deine Aufgabe gewesen, Gareth. Wenn ich mich richtig erinnere, war er es nämlich gewesen, der dir erst kurz zuvor deinen feigen Arsch gerettet hat!«
»Kann schon sein.« Hancock verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber du weißt genauso gut wie ich, dass es verdammt riskant ist, wenn man …«
Jennie brachte ihn mit einer verärgerten Geste zum Schweigen. »Alles was ich weiß, ist, dass es in dieser Stadt offensichtlich nur erbärmliche Schlappschwänze gibt, die alles mit sich machen lassen, ohne auch nur einmal aufzumucken. Eine Schande ist das!« Erst als sie sich wieder zu Lassiter umwandte, wurde auch ihr Blick sanfter. »Zum Glück gibt es aber doch noch Kerle, die aus einem ganz anderen Holz geschnitzt sind.«
Der grinste sie an. »Schön, wenn es mir gelungen sein sollte, dass du den Glauben an uns Männer doch noch nicht komplett verloren hast.«
»Noch war es dafür nicht zu spät.« Das Saloongirl schürzte die vollen Lippen. »Die Hoffnung stirbt schließlich bekanntlich zuletzt.«
»Ganz meine Meinung. Ich werde mich für deine Unterstützung auf jeden Fall noch erkenntlich zeigen«, versprach Lassiter. Aber dann bemerkte er, dass Richfield sich allmählich wieder zu rühren begann. Also zog er seinen Remington, um den Banditen in Schach zu halten. »Doch vorher werde ich diesen Gentleman noch beim Sheriff abliefern. Der hat bestimmt ein hübsches Zimmer mit schwedischen Gardinen für ihn frei.«
***
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?« Dave Freeley schnellte hinter dem Schreibtisch auf, als die Tür zu seinem Office aufging und Richfield mit erhobenen Händen das Büro betrat. »Soll das etwa ein Scherz sein?«
»Absolut nicht.« Lassiter folgte dem Banditen dichtauf. Sein Revolver war noch immer auf den Verbrecher gerichtet. »Stecken Sie den Kerl hinter Gitter, Sheriff. Dort kann er wenigstens kein Unheil mehr anrichten.«
»Wie soll ich das verstehen?« Die Miene des Gesetzeshüters verfinsterte sich zusehends.
»Der Bastard hat im Coyote’s Inn Ärger gemacht«, erklärte Lassiter. »Er wollte dem Besitzer an den Kragen. Ich konnte im letzten Moment verhindern, dass er ihm eine Kugel verpasst. Daraufhin hat er es bei mir versucht. Wer dabei den Kürzeren gezogen hat, sehen Sie selbst.«
Freeley schluckte, als habe er an einem zu großen Bissen zu kauen. Offensichtlich schien ihm das, was er da hörte, nicht zu schmecken. »War er allein?«, erkundigte er sich und zog dabei ein Gesicht wie ein geprügelter Hund.
»Nein, sie waren zu zweit.« Lassiter schüttelte den Kopf. »Aber nachdem ich seinen Komplizen auf ziemlich schlagkräftige Art
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