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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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verbesserte sein Befinden erheblich.
    Gegen Mittag kamen sie wieder in sonnendurchflutete Weidengehölze, hinter denen sich die breite Fläche der Großen Jaruga erstreckte. Sie schlugen sich durch Altwasser, wateten durch Untiefen und Lachen. Und sie trafen auf eine Insel, eine trockene Stelle inmitten der Sümpfe und Werder zwischen den zahlreichen Flussarmen. Die Insel war von Buschwerk und Korbweiden überwuchert, es wuchsen auf ihr auch ein paar Bäume, kahl, vertrocknet, weiß von Kormorankot.
    Milva erblickte als Erste im Schilf das Boot, das die Strömung angetrieben haben musste. Als Erste entdeckte sie auch zwischen den Korbweiden eine Lichtung, die sich bestens zur Rast eignete.
    Sie machten halt, und der Hexer kam zu dem Schluss, dass es Zeit für ein Gespräch mit dem Nilfgaarder sei. Unter vier Augen.
     
    »Ich habe dir auf Thanedd das Leben geschenkt. Du hast mir leidgetan, armer Schlucker. Der größte Fehler, den ich im Leben gemacht habe. Letzte Nacht habe ich einen höheren Vampir laufen lassen, den ich vor der Klinge hatte und der zweifellos mehr als ein Menschenleben auf dem Gewissen hat. Ich hätte ihn töten müssen. Aber ich habe nicht an ihn gedacht, denn mich treibt nur ein Gedanke: denen ans Leder zu gehen, die Ciri Leid zugefügt haben. Ich habe mir geschworen, dass diejenigen, die ihr Leid zugefügt haben, dafür mit ihrem Blut bezahlen werden.« Cahir schwieg.
    »Deine Offenbarungen, von denen mir Milva erzählt hat, ändern nichts. Aus ihnen ergibt sich nur eins: Auf Thanedd ist es dir nicht gelungen, Ciri zu entführen, obwohl du dir größte Mühe gegeben hast. Also schleichst du mir jetzt nach, damit ich dich abermals zu ihr führe. Damit du sie wieder in die Pfoten bekommst, vielleicht schenkt dir dein Kaiser dann das Leben, schickt dich nicht aufs Schafott.«
    Cahir schwieg. Geralt fühlte sich schlecht. Sehr schlecht.
    »Deinetwegen hat sie nachts geschrien«, knurrte er. »In ihren Kinderaugen bist du zu einem Albtraum angewachsen.
    Dabei warst und bist du doch nur ein Werkzeug, nur ein elender Lakai deines Kaisers. Und am schlimmsten ist, dass ich nicht verstehe, warum ich dich trotz alledem nicht töten kann. Ich verstehe nicht, was mich zurückhält.«
    »Vielleicht«, sagte Cahir leise, »dass wir entgegen allen Annahmen und allem Anschein etwas gemeinsam haben, du und ich?«
    »Was könnte das wohl sein?«
    »Wie du will ich Ciri retten. Wie du kümmere ich mich nicht darum, wenn das jemanden wundert und überrascht. Wie du habe ich nicht vor, jemandem meine Beweggründe zu erklären.«
    »Ist das alles?«
    »Nein.«
    »Ich höre also.«
    »Ciri«, begann der Nilfgaarder langsam, »reitet durch ein raucherfülltes Dorf. Mit sechs jungen Leuten. Unter diesen Leuten ist eine junge Frau mit kurzen Haaren. Ciri tanzt in einem Schuppen auf dem Tisch und ist glücklich ...«
    »Milva hat dir meine Träume erzählt.«
    »Nein. Sie hat mir nichts erzählt. Du glaubst mir nicht?«
    »Nein.«
    Cahir senkte den Kopf, drehte den Absatz im Sande.
    »Ich habe vergessen, dass du mir nicht glauben, mir nicht vertrauen kannst. Das verstehe ich. Aber du hattest ja, so wie ich, noch einen Traum. Einen Traum, den du niemandem erzählt hast. Denn ich bezweifle, dass du Lust hattest, ihn wem auch immer zu erzählen.«
     
    Man kann sagen, dass Servadio einfach Glück hatte. Nach Loredo war er ohne die Absicht gekommen, jemand Bestimmten auszuspionieren. Doch das Dorf wurde nicht ohne Grund »Räubermarkt« genannt. Loredo lag am Banditenweg, Briganten und Gauner aus der ganzen Umgebung der Oberen Velde schauten hier vorbei, trafen sich, um Beute zu verkaufen oder zu tauschen, sich mit allem Nötigen zu versorgen, sich auszuruhen und sich in guter Banditengesellschaft zu vergnügen. Das Dorf war mehrmals niedergebrannt worden, doch die wenigen alteingesessenen und die vielen zugereisten Bewohner hatten es immer wieder aufgebaut. Sie lebten von den Banditen, und zwar recht auskömmlich. Spitzel und Zuträger wie Servadio aber hatten immer Chancen, in Loredo irgendeine Information zu erlangen, die dem Präfekten ein paar Florins wert war.
    Jetzt hoffte Servadio auf mehr als ein paar. Denn ins Dorf kamen die Ratten geritten.
    Es führte sie Giselher an, flankiert von Flamme und Kayleigh. Hinter ihnen ritten Mistle und die Neue, Aschblonde, die Falka genannt wurde. Asse und Reef beschlossen den Zug; sie führten Handpferde mit, zweifellos geraubt und zum Verkauf bestimmt. Sie waren erschöpft und

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