Feuertaufe
Mädchen wirbelte abermals herum, erreichte ihn mit zwei tänzelnden Schritten, schlug nochmals zu, ein Schwall von Blut spritzte auf die Stände, der Leichnam stürzte zu Boden, der Sand rings um ihn färbte sich augenblicklich rot. Jemand schrie auf. Ein anderer Gauner bückte sich, zog ein Messer aus dem Stiefelschaft, fiel aber im selben Moment hin - Giselher hatte ihn mit dem metallbeschlagenen Stiel der Reitpeitsche getroffen.
»Ein Toter reicht!«, schrie der Anführer der Ratten. »Der da war selber schuld, er hat nicht gewusst, mit wem er sich anlegt! Zurück, Falka!«
Erst jetzt ließ die Aschblonde das Schwert sinken.
Giselher hob einen Geldbeutel und ließ ihm klimpern. »Nach dem Recht unserer Bruderschaft werde ich für diesen Getöteten bezahlen. Ehrlich, nach Gewicht, einen Taler für jedes Pfund seines räudigen Kadavers! Und damit Schluss mit dem Streit! Habe ich recht, Kameraden? He, Pinta, was sagst du?«
Flamme, Kayleigh, Reef und Asse hatten sich hinter den Anführer gestellt. Ihre Gesichter waren wie von Stein, die Hände hielten sie an den Schwertgriffen.
»Ehrlich«, erwiderte aus der Gruppe der Banditen Schwanzausreißer, ein untersetzter, krummbeiniger Mann in einem Lederwams. »Hast recht, Giselher. Schluss mit dem Streit.«
Servadio schluckte, während er versuchte, in die Menge einzutauchen, die sich um den Vorgang schon gesammelt hatte. Er fühlte plötzlich, dass er nicht für einen Groschen Lust hatte, sich in der Nähe der Ratten und des aschblonden Mädchens, das sie Falka nannten, herumzudrücken. Er war plötzlich zu der Einsicht gelangt, dass der vom Präfekten versprochene Preis keineswegs so hoch war, wie er gedacht hatte.
Falka steckte ruhig das Schwert in die Scheide, blickte um sich. Servadio erstarrte, als er sah, wie sich ihr feingliedriges Gesicht plötzlich veränderte und verzog.
»Meine Zuckerwatte«, seufzte das Mädchen klagend und schaute auf die Leckerei, die im schmutzigen Sand lag. »Meine Zuckerwatte ist mir heruntergefallen ...«
Mistle umarmte sie. »Ich kauf dir eine andere.«
Der Hexer saß auf dem Sand inmitten der Korbweiden, finster, wütend und nachdenklich. Er betrachtete die Kormorane, die auf einem vollgeschissenen Baum saßen.
Cahir war nach dem Gespräch im Gebüsch verschwunden und zeigte sich nicht. Milva und Rittersporn suchten etwas Essbares. In dem von der Strömung angetriebenen Boot hatten sie unter Netzen einen kleinen Kupferkessel und einen Binsenkorb mit Gemüse entdeckt. Sie stellten in einer Rinne am Ufer die im Boot gefundene Weidenreuse auf, sie selbst trotteten am Ufer entlang und rührten mit Stöcken zwischen den Wasserpflanzen, um Fische in die Falle zu treiben. Der Poet fühlte sich schon wieder gut, er ging mit seinem heldenhaft bandagierten Kopf stolz wie ein Pfau einher.
Geralt war nachdenklich und wütend.
Milva und Rittersporn zogen die Reuse heraus und begannen zu fluchen, denn statt der erhofften Welse und Karpfen wimmelte und schimmerte silbrig nur Kroppzeug darin.
Der Hexer stand auf. »Kommt mal her, ihr beiden! Lasst diese Reuse sein und kommt her. Ich habe euch etwas zu sagen.«
»Kehrt nach Hause zurück«, begann er ohne Umschweife, als sie näher kamen, nass und nach Fisch stinkend. »Nach Norden, in Richtung Mahakam. Ich reite allein weiter.«
»Was?«
»Unsere Wege trennen sich, Rittersporn. Genug von diesem Unfug. Du kehrst nach Hause zurück und schreibst Gedichte. Milva wird dich durch die Wälder geleiten... Was ist?«
»Ach, nichts.« Milva warf mit einer heftigen Bewegung die Haare von der Schulter zurück. »Ach, nichts. Red, Hexer. Ich bin gespannt, was du sagen wirst.«
»Ich habe weiter nichts zu sagen. Ich reite nach Süden, ans andere Ufer der Jaruga. Durch Nilfgaarder Gebiet. Das ist ein gefährlicher und weiter Weg. Aber ich darf keine Zeit mehr verlieren. Darum reite ich allein.«
»Nachdem du dich des lästigen Gepäcks entledigt hast.« Rittersporn nickte. »Des Klotzes am Bein, der das Vorwärtskommen behindert und Schwierigkeiten macht. Mit anderen Worten, meiner.«
»Und meiner«, fügte Milva hinzu, den Blick zur Seite gewandt.
»Hört zu«, sagte Geralt, schon wesentlich ruhiger. »Das ist meine eigene, persönliche Angelegenheit. Das geht euch alles nichts an. Ich will nicht, dass ihr euren Kopf für etwas hinhaltet, was ausschließlich mich angeht.«
»Das geht ausschließlich dich an«, wiederholte Rittersporn langsam. »Du brauchst niemanden. Gefährten stören
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