Feuertaufe
mehr in mir.. .Jedenfalls fühle ich mich so. Zum Teufel, Enid, ich weiß nicht, womit ich mir so eine Behandlung verdient habe...«
»Komm aus dem Becken.«
»Nein. Hier fühle ich mich wohl.«
»Ich weiß. Die Dehydrierung.«
»Degradation. Dégringolade! Warum hast du mir das angetan?«
»Komm heraus, Yennefer.«
Die Zauberin stand mit Mühe auf, hielt sich mit beiden Händen an der marmornen Najade fest. Sie schüttelte die Wasserlilien ab, riss mit einem heftigen Ruck ihr triefend nasses Kleid auseinander und warf es ab, stand nackt unter den herabfallenden Wasserstrahlen. Nachdem sie sich abgespült und sattgetrunken hatte, kam sie aus dem Becken, setzte sich auf den Rand des Bassins, drückte ihre Haare aus, schaute sich um. »Wo bin ich?« »Im Dol Blathanna.«
Yennefer wischte sich die Nase ab. »Dauert der Kampf auf Thanedd noch an?«
»Nein. Er ist zu Ende. Seit anderthalb Monaten.«
»Ich muss dich heftig gekränkt haben«, sagte Yennefer nach einer Weile. »Ich muss dir mächtig an die Nieren gegangen sein, Enid. Aber du kannst unser beider Rechnungen als ausgeglichen betrachten. Du hast dich tüchtig bemüht, wenn auch vielleicht ein bisschen zu sadistisch. Hättest du dich nicht damit begnügen können, mir die Kehle durchzuschneiden?«
»Red keinen Unsinn.« Die Elfe verzog den Mund. »Ich habe dich eingepackt und aus Garstang herausgebracht, um dir das Leben zu retten. Wir kommen darauf zurück, aber später. Bitte, hier ist ein Handtuch. Hier ein Laken. Ein neues Kleid bekommst du nach dem Bad. Am passenden Ort, in einer Wanne mit warmem Wasser. Du hast den Goldfischen schon genug geschadet.«
Ida Emean und Francesca tranken Wein. Yennefer trank Glukose und Möhrensaft. In riesigen Mengen.
»Fassen wir zusammen«, sagte sie, nachdem sie Francescas Bericht angehört hatte. »Nilfgaard hat Lyrien erobert, gemeinsam mit Kaedwen Aedirn zerteilt, Vengerberg niedergebrannt, die Lehnsherrschaft über Verden gewonnen und ist gerade im Begriff, Brugge und Sodden einzunehmen. Vilgefortz ist spurlos verschwunden. Tissaia de Vries hat Selbstmord begangen. Und du bist Königin des Blumentals geworden, Kaiser Emhyr hat sich bei dir mit Krone und Zepter für meine Ciri bedankt, die er so lange suchte und die er jetzt hat, die er nach eigenem Willen und Gutdünken benutzt. Mich hast du eingepackt und anderthalb Monate lang als Nephritstatuette in einer Schachtel aufbewahrt. Und sicherlich erwartest du, dass ich mich dafür bei dir bedanke.«
»Das wäre angebracht«, erwiderte Francesca Findabair kalt. »Auf Thanedd befand sich ein gewisser Rience, der es sich zu einer Frage der Ehre gemacht hatte, dich langsam und grausam zu Tode zu bringen, und Vilgefortz hatte versprochen, ihm dazu Gelegenheit zu geben. Rience machte im ganzen Garstang Jagd auf dich. Aber er fand dich nicht, weil du schon eine Nephritstatuette in meinem Dekollete warst.«
»Dieses Figürchen war ich siebenundvierzig Tage lang.«
»Ja. Ich wiederum konnte, wenn man mich fragte, ruhigen Gewissens antworten, dass sich Yennefer von Vengerberg nicht im Dol Blathanna befindet. Denn es wurde ja nach Yennefer gefragt, nicht nach der Statuette.«
»Was hat sich geändert, dass du dich schließlich entschlossen hast, mich auszupacken?«
»Vieles. Gleich werde ich es dir erklären.«
»Vorher erklärst du mir etwas anderes. Auf Thanedd war Geralt. Der Hexer. Du erinnerst dich, ich habe ihn dir in Aretusa vorgestellt. Was ist mit ihm?«
»Beruhige dich. Er lebt.«
»Ich bin ruhig. Sprich, Enid.«
»Dein Hexer«, sagte Francesca, »hat ihr Laufe einer einzigen Stunde mehr getan als mancher im ganzen Leben. Ohne mich in Kleinigkeiten zu verlieren: Er hat Dijkstra ein Bein gebrochen, Artaud Terranova den Kopf abgeschlagen und ungefähr zehn Scioa'tael bestialisch niedergemetzelt. Ach, fast hätte ich es vergessen: Er hat noch bei Keira Metz eine ungesunde Erregung ausgelöst.«
»Schrecklich.« Yennefer verzog übertrieben das Gesicht. »Aber Keira ist inzwischen doch wohl wieder zu sich gekommen? Sie hat ihm doch wohl nichts vorzuwerfen? Dass er sie, nachdem er sie erregt hatte, nicht durchgebumst hat, lag ganz bestimmt am Mangel an Zeit, nicht am Mangel an Wertschätzung. Versichere ihr das in meinem Namen.«
»Du wirst dazu selbst Gelegenheit haben«, sagte die Aster aus den Tälern. »Und zwar bald. Kehren wir jedoch zu den Angelegenheiten zurück, in Bezug auf die du erfolglos Gleichgültigkeit mimst. Dein Hexer hat sich mit
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