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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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des inneren Kreises stellte Francesca kleine eiserne Dreifüße, auf diesen wiederum brachte sie vorsichtig und sorgfältig drei Kristalle an. Der Schliff der Unterseiten der Kristalle entsprach in der Form den oberen Enden der Dreifüße, so dass die Lage naturgemäß exakt sein musste, doch Francesca überprüfte alles mehrfach. Sie wollte lieber keinen Fehler riskieren.
    Unweit plätscherte ein Brunnen, das Wasser rann aus einem marmornen Krug, den eine marmorne Najade hielt, und fiel in vier Strahlen in das Becken, wo es die Blätter der Wasserlilien in Bewegung hielt, zwischen denen Goldfischlein hin und her huschten.
    Francesca öffnete eine Schatulle, nahm ein ziemlich kleines Nephritfigürchen heraus, das sich seifig anfühlte, und stellte es genau in die Mitte des Pentagramms. Sie trat zurück, schaute noch einmal in das auf einem Tischchen liegende Grimoire, holte tief Luft, hob die Hände und skandierte einen Spruch.
    Die Kerzen brannten sogleich heller, die Facetten der Kristalle blitzten auf und verströmten Lichtbündel. Die Bündel zielten auf die Figur, die alsbald die Farbe änderte - erst grün, wurde sie dann golden und gleich darauf durchsichtig. Die Luft erzitterte unter der magischen Energie, die gegen die Abschirmung schlug. Eine der Kerzen versprühte Funken, auf dem Fußboden begannen Schatten zu tanzen, das Mosaik erwachte zum Leben und änderte seine Formen. Francesca senkte die Hände nicht, unterbrach nicht die Beschwörung.
    Die Figur wuchs blitzschnell an, pulsierte und zitterte, veränderte Struktur und Gestalt wie eine über den Boden kriechende Rauchwolke. Das aus den Kristallen hervorbrechende Licht durchstieß den Rauch, in hellen Lichtstreifen erschienen Bewegung und sich verfestigende Materie. Noch ein Augenblick, und im Zentrum der magischen Kreise zeigte sich plötzlich eine menschliche Gestalt. Die Gestalt einer schwarzhaarigen Frau, die ohnmächtig am Boden lag.
    Die Kerzen sandten Rauchfäden empor, die Kristalle erloschen. Francesca senkte die Hände, entspannte die Finger und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Die schwarzhaarige Frau am Boden krümmte sich zusammen und begann zu schreien.
    »Wie heißt du?«, fragte Francesca mit lauter Stimme. Die Frau spannte sich an, begann zu heulen, presste beide Hände gegen den Unterbauch.
    »Wie heißt du?«
    »Ye... Yennef... Yennefeeer!!! Aaaaaa ...«
    Die Elfe atmete erleichtert auf. Die Frau wand sich noch immer, heulte, schlug mit den Fäusten auf den Boden, versuchte sich zu übergeben. Francesca wartete geduldig. Und ruhig. Die Frau, die eben noch eine Nephritfigur gewesen war, litt, das war offensichtlich. Und normal. Doch ihr Hirn war nicht geschädigt.
    »Na, Yennefer«, unterbrach sie nach einer Weile das Stöhnen. »Das reicht vielleicht schon, was?«
    Yennefer erhob sich mit sichtlicher Mühe auf alle viere, wischte sich die Nase am Unterarm ab, schaute sich unstet um. Ihr Blick glitt über Francesca hinweg, als sei die Elfe gar nicht in dem Hof, hielt inne und belebte sich erst, als er auf das plätschernde Wasser im Brunnen fiel. Nachdem sie mit großer Mühe hingekrochen war, wälzte sich Yennefer über den Rand und ließ sich platschend in das Becken fallen. Sie verschluckte sich, begann zu prusten, zu husten und zu spucken; schließlich schleppte sie sich auf allen vieren zwischen den Wasserlilien hindurch zu der marmornen Najade und setzte sich, den Rü cken gegen den Sockel der Skulptur gelehnt. Das Wasser rann von ihren Brüsten.
    »Francesca...«, stammelte sie, berührte den Obsidianstern an ihrem Hals und betrachtete die Elfe mit etwas bewussterem Blick. »Du ...«
    »Ich. Woran erinnerst du dich?«
    »Du hast mich gepackt... Verdammt, hast du mich gepackt?«
    »Ich habe dich ein- und ausgepackt. Woran erinnerst du dich?«
    »Garstang... Die Elfen. Ciri. Du. Und fünfzig Zentner, die mir plötzlich auf den Kopf fielen ... Jetzt weiß ich, was das war. Die Artefaktkompression ...«
    »Das Gedächtnis funktioniert. Das ist gut.«
    Yennefer senkte den Kopf, schaute zwischen ihre Schenkel, zwischen denen Goldfischchen hindurchhuschten.
    »Lass anschließend das Wasser in dem Becken wechseln, Enid«, murmelte sie. »Ich habe gerade reingepinkelt...«
    »Eine Kleinigkeit.« Francesca lächelte. »Achte aber darauf, ob nicht Blut im Wasser zu sehen ist. Es kommt vor, dass die Kompression die Nieren zerstört.«
    »Nur die Nieren?« Yennefer atmete vorsichtig ein. »Ich habe anscheinend kein gesundes Organ

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