Feuertaufe
geheimnisvollen Loge vorfinden würde. Und was sie dort erwartete. Ihre entfesselte Phantasie drängte ihr Bilder von umwerfend schönen Frauen auf, Diamantkolliers auf den entblößten Brüsten mit karminrot gefärbten Brustwarzen, Frauen mit feuchten Mündern und Augen, die vor Alkohol und Drogen blitzten. Im Geiste sah Fringilla schon, wie die Beratungen des geheimen Konvents in eine wilde und zügellose Orgie mündeten, mit frenetischer Musik, Aphrodisiaka, Sklaven beiderlei Geschlechts und ausgefallenen Accessoires.
Der letzte Teleport ließ sie zwischen zwei Säulen von schwarzem Marmor landen, mit trockenem Mund, vom magischen Wind tränenden Augen und die Hand um das Smaragdhalsband gekrallt, das das Viereck des Dekolletes ausfüllte. Neben ihr materialisierte sich Assire var Anahid, ebenfalls sichtlich nervös. Fringilla hatte jedoch Grund zu der Annahme, dass ihre Freundin von der für sie neuen und untypischen Kleidung verwirrt wurde: einem unkomplizierten, aber sehr eleganten hyazinthfarbenen Kleid, vervollständigt durch ein kleines und bescheidenes Kollier aus Alexandriten.
Die Nervosität löste sich augenblicklich. In dem großen, von magischen Lampions erhellten Saal war es kalt und still. Nirgends war ein nackter Mohr zu sehen, der die Trommel schlug, ebenso wenig auf dem Tisch tanzende Mädchen mit Flitter auf den Schamhügeln, es roch nicht nach Haschisch und Kantharidin. Die Nilfgaarder Zauberinnen wurden sogleich von Philippa Eilhart begrüßt, der Schlossherrin, die sich als gutaussehend, ernst, höflich und sachlich erwies. Die anderen anwesenden Zauberinnen traten herzu und stellten sich vor, und Fringilla atmete erleichtert auf. Die Magierinnen aus dem Norden waren schön, bunt und funkelten mit Bijouterie, aber in den von getönter Schminke hervorgehobenen Augen waren weder Spuren von Narkotika noch von Nymphomanie zu entdecken. Es hatte auch keine die Brüste entblößt. Ganz im Gegenteil, zwei waren ungewöhnlich sittsam bis obenhin zugeknöpft - die strenge, schwarzgekleidete Sheala de Tancarville und die ziemlich junge Triss Merigold mit den blauen Augen und dem wunderschönen kastanienbraunen Haar. Die dunkle Sabrina Glevissig sowie die Blondinen Margarita Laux-Antille und Keira Metz trugen Dekolletes, aber nicht viel tiefer als das Fringillas.
Das Warten auf die anderen Teilnehmerinnen des Konvents wurde mit freundlicher Konversation ausgefüllt, in deren Verlauf alle Gelegenheit hatten, etwas über sich zu sagen, und die taktvollen Feststellungen und Bemerkungen Philippa Eilharts brachen schnell und geschickt das Eis, obwohl das einzige Eis in der Umgebung das auf dem Buffet war, wo sich ein Berg Austern türmte. Anderes Eis war nicht zu spüren. Sheala de Tancarville, die Forscherin, fand sofort eine Vielzahl gemeinsamer Themen mit der Forscherin Assire var Anahid, Fringilla indes entwickelte rasch Sympathie für die fröhliche Triss Merigold. Die Konversation wurde vom Schlürfen leckerer Austern begleitet. Die Einzige, die keine aß, war Sabrina Glevissig, eine echte Tochter der Wälder von Kaedwen, die sich erlaubte, eine abschätzige Ansicht über das »eklige Glibberzeug« und den Wunsch nach einem Stück kaltem Rehbraten mit Pflaumen zu äußern. Statt auf die Beleidigung mit hochmütiger Kälte zu reagieren, zog Philippa Eilhart an der Klingelschnur, und wenig später brachte die unauffällige und lautlose Dienerschaft Fleisch. Fringilla staunte gewaltig. Nun ja, dachte sie, andre Länder, andre Sitten.
Der Teleport zwischen den Säulen glomm auf und begann hörbar zu vibrieren. Auf Sabrina Glevissigs Gesicht zeichnete sich grenzenlose Verwunderung ab. Keira Metz ließ ihre Auster und das Messer aufs Eis fallen. Triss unterdrückte einen Seufzer.
Aus dem Portal traten drei Zauberinnen hervor. Drei Elfen. Eine mit Haaren von der Farbe dunklen Goldes, eine zinnoberrote und eine rabenschwarze.
»Willkommen, Francesca«, sagte Philippa. In ihrer Stimme war die Emotion nicht zu hören, die aus ihren Augen sprach, welche sie jedoch rasch zusammenkniff. »Willkommen, Yennefer.«
»Ich habe das Privileg erhalten, zwei Sitze der Loge zu besetzen«, sagte die dunkelblonde Elfe namens Francesca, die Philippas Verwunderung zweifellos bemerkt hatte, mit melodischer Stimme. »Das sind meine Kandidatinnen. Die allen bekannte Yennefer von Vengerberg. Und Frau Ida Emean aep Sivney, eine Aen Saevherne aus den Blauen Bergen.«
Ida Emean neigte leicht den rothaarigen Kopf, ihr weites
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