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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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solchem Feuereifer in die Verteidigung Ciris gestürzt, dass er sich sehr unvernünftig verhalten hat. Er hat sich mit Vilgefortz angelegt. Und Vilgefortz hat ihn furchtbar zugerichtet. Dass er ihn nicht umgebracht hat, lag bestimmt am Mangel an Zeit, nicht am Mangel an Bemühung. Und? Willst du weiterhin so tun, als ob dich das nicht bewege?«
    »Nein.« Die Grimasse Yennefers drückte keinen Spott mehr aus. »Nein, Enid. Das bewegt mich. In Kürze werden gewisse Personen mit meiner Bewegung Bekanntschaft machen. Darauf hast du mein Wort.«
    So wie vorher um den Spott kümmerte sich Francesca nun nicht um die Drohung. »Triss Merigold hat den schwerverletzten Hexer in den Brokilon teleportiert«, sagte sie. »Soviel ich weiß, sind die Dryaden dort noch mit seiner Heilung beschäftigt. Es geht ihm wohl schon gut, doch es ist besser, wenn er die Nase dort nicht heraussteckt. Ihm sind die Agenten Dijkstras und die Geheimdienste aller Königreiche auf den Fersen. Dir übrigens auch.«
    »Womit habe ich mir denn diese Auszeichnung verdient? Ich habe Dijkstra doch nichts gebrochen ... Ach, sag nichts, ich errate es selber. Ich bin spurlos von Thanedd verschwunden. Niemand kommt auf den Gedanken, dass ich in deiner Tasche gelandet bin, reduziert und gepackt. Alle sind überzeugt, dass ich zusammen mit meinen Mitverschwörern nach Nilfgaard geflohen bin. Alle außer den tatsächlichen Verschwörern, versteht sich, aber die klären niemanden auf. Immerhin ist der Krieg noch im Gange, Desinformation ist eine Waffe, deren Schneide immer gut gewetzt sein muss. Und jetzt, nach siebenundvierzig Tagen, ist die Zeit gekommen, die Waffe zu gebrauchen. Mein Haus in Vengerberg ist abgebrannt, ich werde gesucht. Mir bleibt nichts, als mich einem Kommando der Scioa'tael anzuschließen. Oder mich auf andere Weise in den Kampf um die Freiheit der Elfen einzureihen.«
    Yennefer trank etwas Möhrensaft, fixierte die immer noch ruhige und schweigende Ida Emean aep Sivney.
    »Was, Frau Ida? Frau freie Aen Seidhe aus den Blauen Bergen? Habe ich das mir zugedachte Schicksal richtig erraten? Warum schweigt Ihr wie ein Felsblock?«
    »Ich, Frau Yennefer«, entgegnete die rothaarige Elfe, »schweige, wenn ich nichts Sinnvolles zu sagen habe. Das ist immer besser, als unberechtigte Annahmen zu hegen und Unruhe durch leeres Gerede zu kaschieren. Komm zur Sache, Enid. Erkläre Frau Yennefer, worum es geht.«
    »Ich bin ganz Ohr.« Yennefer berührte mit den Fingern den Obsidianstern an dem Samthalsband. »Sprich, Francesca.«
    Die Aster aus den Tälern stützte das Kinn auf die gefalteten Hände. »Heute«, teilte sie mit, »ist die zweite Nacht seit dem Vollmond. In Kürze werden wir uns nach Montecalvo teleportieren, dem Sitz von Philippa Eilhart. Wir werden an der Sitzung einer Organisation teilnehmen, die dich interessieren sollte. Du warst ja immer der Ansicht, dass die Magie den höchsten Wert darstellt, über allen Meinungsverschiedenheiten, politischen Neigungen, über persönlichem Groll, privaten Interessen, Ressentiments und Animositäten steht. Es wird dich gewiss freuen zu erfahren, dass vor kurzem die Keimzelle einer Institution entstanden ist, einer Art Geheimloge, die ausschließlich zur Verteidigung der Interessen der Magie berufen wurde, die darüber wachen soll, dass die Magie in der Hierarchie der Dinge den ihr gebührenden Platz einnimmt. Unter Wahrnehmung des Privilegs, neue Mitglieder der besagten Loge zu empfehlen, habe ich mir erlaubt, zwei Kandidaturen in Betracht zu ziehen: die von Ida Emean aep Sivney und deine.«
    »Welch unerwartete Ehre und Bevorzugung«, spottete Yennefer. »Aus der magischen Nichtexistenz geradewegs in eine geheime, elitäre und allmächtige Loge. Über persönlichen Groll und private Ressentiments erhaben. Aber ob ich mich dafür eigne? Ob ich in mir genug Charakterstärke finde, um meinen Groll gegenüber den Leuten zu überwinden, die mir Ciri weggenommen haben, einen Mann verkrüppelt haben, der mir nicht gleichgültig ist, und die mich selbst...«
    »Ich bin mir sicher«, unterbrach sie die Elfe, »dass du genug Charakterstärke aufbringen wirst, Yennefer. Ich kenne dich und weiß, dass es dir an solcher Stärke nicht fehlt. Es fehlt dir auch nicht an Ehrgeiz, der die Zweifel bezüglich der dir zuteil gewordenen Ehre und Bevorzugung zerstreuen sollte. Wenn du aber willst, sage ich einfach: Ich empfehle dich der Loge, weil ich dich für eine Person halte, die es verdient hat und die der Sache

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