Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Feainnewedd-Blumen erblühten. Bis heute blühen solche Blumen nur an zwei Orten: im Dol Blathanna und auf der Anhöhe, auf der Lara Dorren aep Shiadhal ihr Leben ließ.
    Die Sage von Lara Dorren,
    Elfenversion
     

Das sechste Kapitel
    »Ich habe dich gebeten«, knurrte die auf Rücken liegende Ciri wütend. »Ich habe dich gebeten, mich nicht anzurühren.«
    Mistle zog die Hand und den Grashalm zurück, mit dem sie Ciri am Halse gekitzelt hatte, legte beide Hände unter das geschorene Genick und schaute zum Himmel.
    »Seltsam verhältst du dich neuerdings, Falkenjunges.«
    »Ich will nicht, dass du mich anrührst, und basta!«
    »Es ist nur Spaß.«
    »Ich weiß.« Ciri presste die Lippen zusammen. »Nur Spaß. Das alles war nur Spaß. Aber mir macht es keinen Spaß mehr, weißt du? Überhaupt keinen!«
    Mistle breitete wieder die Arme aus, schwieg lange, den Blick auf das von zerfransten Wolkenstreifen durchschnittene Blau gerichtet. Hoch über dem Wald kreiste ein Habicht.
    »Deine Träume«, sagte sie schließlich. »Das kommt von deinen Träumen, ja? Fast jede Nacht wachst du mit einem Schrei auf. Was du einmal durchgemacht hast, kehrt in den Träumen zurück. Ich kenne das.«
    Ciri antwortete nicht.
    »Du hast mir nie von dir erzählt«, brach Mistle wieder das Schweigen. »Was du durchgemacht hast. Auch nicht, woher du stammst. Ob du jemanden hast, der dir nahesteht...«   '
    Ciri fuhr sich heftig mit der Hand über den Hals, doch diesmal war es nur ein Marienkäfer.
    »Ich hatte jemanden«, sagte sie dumpf, ohne die Gefährtin anzuschauen. »Das heißt, ich dachte, ich hätte... Menschen, die mich finden würden, sogar hier am Ende der Welt, wenn sie nur wollten... oder wenn sie am Leben wären. Ach, worum geht es dir, Mistle? Soll ich von mir erzählen?«
    »Du brauchst nicht.«
    »Das ist gut. Denn es ist sicherlich nur Spaß. Wie alles zwischen uns.«
    »Ich verstehe nicht« - Mistle wandte den Kopf ab -, »warum du nicht fortgehst, wenn du dich bei mir so schlecht fühlst.«
    »Ich will nicht allein sein.«
    »Und weiter nichts?«
    »Das ist viel.«
    Mistle biss sich auf die Lippen. Doch ehe sie etwas sagen konnte, hörten sie einen Pfiff. Sie sprangen beide auf, klopften sich die Kiefernnadeln ab, liefen zu den Pferden.
    »Jetzt beginnt der Spaß«, sagte Mistle, während sie aufs Pferd sprang und das Schwert zog, »den du seit einiger Zeit über alles liebst. Glaub nicht, ich hätte es nicht bemerkt.«
    Ciri hieb vor Wut dem Pferd die Fersen in die Weichen. Sie preschten am Hang der Schlucht entlang, Hals über Kopf, und hörten schon das wilde Gejohle der übrigen Ratten, die aus der Schonung auf der anderen Seite der Straße hervorbrachen. Die Falle schnappte zu.
     
    Die Privataudienz war beendet. Vattier de Rideaux, Vicomte Eiddon, der Chef der Militärspionage von Kaiser Emhyr var Emreis, verließ die Bibliothek und verneigte sich vor der Königin des Blumentals noch höflicher, als es das Hofprotokoll erforderte. Die Verbeugung war gleichzeitig sehr vorsichtig, und Vattiers Bewegungen waren wohlüberlegt und fließend der kaiserliche Spion wandte den Blick nicht von den beiden Ozelots, die zu Füßen der Elfenherrscherin ausgestreckt lagen. Die goldäugigen Katzen sahen träge und schläfrig aus, doch Vattier wusste, dass das keine Maskottchen waren, sondern aufmerksame Wächter, bereit, augenblicklich jeden in einen blutigen Brei zu verwandeln, der versuchen sollte, sich der Königin weiter zu nähern, als es das Protokoll vorschrieb.
    Francesca Findabair, genannt Enid an Gleanna, die Aster aus den Tälern, wartete, bis sich die Tür hinter Vattier geschlossen hatte, streichelte die Ozelots.
    »Du kannst, Ida«, sagte sie.
    Ida Emean aep Sivney, die Elfenzauberin, eine freie Elfe aus den Blauen Bergen, die während der Audienz von einem Unsichtbarkeitszauber verborgen gewesen war, erschien in einer Ecke der Bibliothek, richtete ihr Kleid und die zinnoberroten Haare. Die Ozelots reagierten nur, indem sie die Augen etwas weiter öffneten. Wie alle Katzen sahen sie das Unsichtbare, man konnte sie mit so einem einfachen Zauberspruch nicht trügen.
    »Allmählich habe ich es satt, wie sich hier die Spione auf die Füße treten«, sagte Francesca bissig, während sie sich auf dem Ebenholzsessel bequemer hinsetzte. »Henselt von Kaedwen hat mir unlängst einen >Konsul< geschickt, Dijkstra hat eine >Handelsmission< nach Dol Blathanna entsandt. Und jetzt der Erzspitzel Vattier de Rideaux selbst! Ach,

Weitere Kostenlose Bücher