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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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seine Ansicht sofort. Ihm drehte sich der Magen um. Er konnte sich jedoch vor den Untergebenen keine Blöße geben. Ohne Eile nahm er ein parfümiertes Tüchlein aus der Tasche, hielt es vor Nase und Mund und beugte sich über die nackte Leiche, die auf dem Steinfußboden lag.
    »Bauch und Gebärmutter aufgeschnitten«, diagnostizierte er, wobei er sich zur Ruhe und zu einem kalten Ton zwang. »Sehr geschickt, mit der Hand eines Chirurgen. Dem Mädchen ist die Leibesfrucht entnommen worden. Als das geschah, lebte sie. Aber es geschah nicht heute. Sind alle in diesem Zustand? Lennep, mit dir rede ich.«
    »Nein ...« Der Agent zuckte, löste den Blick von der Leiche. »Anderen ist der Kehlkopf mit einer zugedrehten Garotte gebrochen worden. Sie waren nicht schwanger... Aber wir werden sie sezieren...«
    »Wie viele sind insgesamt gefunden worden?«
    »Außer der hier vier. Keine konnte identifiziert werden.«
    »Falsch«, widersprach Dijkstra hinter dem Tuch hervor. »Die hier habe ich schon identifizieren können. Das ist Jolie, die jüngste Tochter von Graf Lanier. Die vor einem Jahr spurlos verschwunden ist. Ich werde einen Blick auf die Übrigen werfen.«
    »Manche hat das Feuer entstellt«, sagte Lennep. »Sie werden schwer zu erkennen sein ... Aber, Herr, außerdem... haben wir noch etwas gefunden ...« »Rede, hör auf zu stottern.«
    »In dem Brunnen dort« - der Agent wies auf das im Boden klaffende Loch - »sind Knochen. Viele Knochen. Wir sind noch nicht dazu gekommen, sie herauszuholen und zu untersuchen, aber ich wette meinen Kopf, dass es alles Knochen von jungen Frauen sein werden. Wenn man Magier hinzuziehen würde, könnte man sie vielleicht identifizieren... Und die Eltern benachrichtigen, die immer noch ihre verschwundenen Töchter suchen...«
    »Unter gar keinen Umständen.« Dijkstra wandte sich abrupt um. »Kein Wort über das, was hier gefunden worden ist. Zu niemandem. Vor allem nicht zu Magiern. Nach dem, was ich hier gesehen habe, verliere ich allmählich das Vertrauen zu ihnen. Lennep, sind die oberen Ebenen gründlich untersucht worden? Habt ihr nichts entdeckt, was uns bei der Suche nützen könnte?«
    »Nichts, Herr.« Lennep senkte den Kopf. »Sobald wir die Nachricht erhielten, sind wir hierhergeprescht, was die Pferde hergaben. Aber wir kamen zu spät. Es war alles verbrannt. Ein Feuer von schrecklicher Gewalt. Magisch, kein Zweifel. Nur hier, in den Kerkern, hat die Hitze nicht alles vernichtet. Ich weiß nicht, warum...«
    »Aber ich weiß es. Das Feuer hat nicht Vilgefortz entfacht, sondern Rience oder ein anderes Faktotum des Zauberers. Vilgefortz hätte keinen Fehler gemacht, er hätte uns nichts hinterlassen als schwarzen Ruß an den Mauern. Ja, er weiß, dass das Feuer reinigt... Und Spuren auslöscht.«
    »Das tut es«, murmelte Lennep. »Es gibt nicht einmal einen Beweis, dass dieser Vilgefortz überhaupt hier war...«
    »Dann stellt solche Beweise her.« Dijkstra nahm das Tuch vom Gesicht. »Soll ich euch lehren, wie man das macht? Ich weiß, dass Vilgefortz hier war. Im Verlies ist außer den Leichen nichts übriggeblieben? Was ist da, hinter dieser Eisentür?«
    »Erlaubt, Herr.« Der Agent nahm eine Fackel aus der Hand eines Gehilfen. »Ich zeige es Euch.«
    Es bestand kein Zweifel, dass das magische Feuer, das alles in Asche legen sollte, was sich im Verlies befand, just hier seinen Ausgang genommen hatte, in dem großen Raum hinter der Eisentür. Ein Fehler in dem Zauberspruch hatte den Plan in erheblichem Maße zunichte gemacht, dennoch war der Brand stark und heftig gewesen. Das Feuer hatte die Regale, die eine der Wände einnahmen, verkohlen lassen, die gläsernen Gefäße bersten und schmelzen lassen, alles in eine stinkende Masse verwandelt. In dem Raum unzerstört geblieben waren nur ein Tisch mit einer Platte aus Blech und zwei in den Fußboden eingemauerte Sessel von sonderbaren Formen. Sonderbar, aber dennoch von unzweifelhafter Bestimmung.
    »Das ist so konstruiert« - Lennep schluckte, während er auf die Sessel und die an ihnen angebrachten Halterungen zeigte -, »dass es die Beine... gespreizt... hält. Weit gespreizt.«
    »Der Hurensohn«, knurrte Dijkstra mit zusammengebissenen Zähnen. »Der verdammte Hurensohn...«
    »In dem Abfluss unter dem hölzernen Sessel«, fuhr der Agent leise fort, »haben wir die Spuren von Blut, Kot und Urin gefunden. Der stählerne Sessel ist ganz neu, anscheinend nie benutzt worden. Ich weiß nicht, was ich davon halten

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