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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Sabrina, und es wurde wieder laut.
    Assire var Anahid beugte sich zu ihrer Freundin hin. »Ich frage nicht, warum du das getan hast«, flüsterte sie. »Ich frage nicht, wie du es getan hast. Ich frage: Wohin?«
    Fringilla Vigo lächelte sacht und strich mit den Fingern über den geschnitzten Sphinxkopf an der Armlehne des Sessels.
    »Woher soll ich denn wissen«, flüsterte sie zurück, »von welcher Küste diese Austern stammen?«
     
     
    Itlina, eigentlich Ithlinne Aegli, Tochter von Aevenien, legendäre Elfenheilerin, Astrologin und Seherin, bekannt durch Weissagungen, Visionen und Prophezeiungen, deren berühmteste Aen Ithlinnespeath ist, die Weissagung Itlinas. Vielfach abgeschrieben und in vielerlei Form herausgegeben, erfreute sich die Weissagung zu verschiedenen Zeiten großer Beliebtheit, und die ihr angefügten Kommentare, Schlüssel und Erklärungen passten sich an die jeweiligen Zeitläufte an, was die Überzeugung von den großen hellseherischen Fähigkeiten der I. bestärkte. Insbesondere besteht die Ansicht, I. habe die Nördlichen Kriege (1239-1268), die Großen Seuchen (1268, 1212 und 1294), den blutigen Krieg der Zwei Einhörner (1309-1318) und die Invasion der Haak (1350) vorhergesagt. I. soll auch die seit Ende des XIII. Jahrhunderts beobachteten Klimaveränderungen (die »Weiße Kälte«) vorhergesagt haben, die der Aberglaube immer für den Beginn des Weltuntergangs hielt und mit dem Auftreten der Vernichterin (s. d.) in Zusammenhang brachte. Dieser Passus aus der Weissagung I.s gab den Anlass zu den berüchtigten Verfolgungen von Zauberinnen (I271-1276) und bewirkte den Tod vieler unglücklicher junger Frauen und Mädchen, die für Verkörperungen der Vernichterin gehalten wurden. Heute sehen zahlreiche Forscher in I. eine legendäre Gestalt und in den »Prophezeiungen« eine durchweg in der Neuzeit hergestellte Apokryphe und geschickte literarische Fälschung.
    Effenberg und Talbot, Encyclopaedia Maxima Mundi, Bd. X
     
     

Das siebte Kapitel
    Die Kinder, die den wandernden Märchenerzähler Pfiffer wie ein Kranz umgaben, protestierten mit unbeschreiblichem und chaotischem Lärm. Connor, der Sohn des Schmieds, der älteste, stärkste und mutigste und zudem noch derjenige, der dem Märchenerzähler in einem Doppeltopf Kohlsuppe und mit Speckschwarten angemachte Kartoffeln mitgebracht hatte, trat schließlich als Sprecher vor und tat die Meinung aller kund.
    »Ja was denn?«, rief er. »Ja was denn, Großvater? Was heißt: >Schluss für heute ?< Gehört sich das, an so einer Stelle mit dem Märchen aufzuhören? Uns so hängenzulassen? Wir wollen wissen, was danach geschah! Wir werden nicht warten, bis Ihr wieder im Dorf vorbeikommt, denn das kann in einem halben Jahr oder einem ganzen sein! Erzählt weiter!«
    »Die Sonne ist untergegangen«, erwiderte der Alte. »In die Bettchen gehört ihr, ihr Grünschnäbel. Wenn ihr morgen bei der Arbeit gähnt und stöhnt, was werden eure Eltern dann sagen? Ich weiß, was sie sagen werden. Der alte Pfiffer hat ihnen wieder bis Mitternacht Märchen erzählt, den Kindern mit Geschichten den Kopf vernebelt, sie um den Schlaf gebracht. Wenn der wieder zu uns ins Dorf kommt, kriegt er nichts, keinen Brei, keine Klöße und keine Speckgrieben, sondern er gehört aus dem Dorf gejagt, der Alte, weil er mit seinen Märchen nichts wie Schaden und Scherereien macht...«
    »Gar nicht! Werden sie nicht sagen!«, schrien die Kinder im Chor. »Erzählt noch mehr, Großvater! Bitte!«
    »Hmmm...«, murmelte der Alte mit einem Blick zur Sonne, die hinter den Baumwipfeln am anderen Ufer der Jaruga versank. »Na schön. Aber dann geht die Abmachung so: Einer von euch springt nach Hause und bringt mir Sauermilch, damit ich mir die Kehle mit was anfeuchten kann. Die anderen überlegen sich inzwischen, von wem ich erzählen soll, denn von allen - das schaffe ich heute nicht, und wenn ich bis morgen früh rede. Ihr müsst euch also entscheiden: Von wem jetzt und von wem ein andermal.«
    Wieder begannen die Kinder zu lärmen, überschrien einander.
    »Still!«, rief Pfiffer und fuchtelte mit seinem Wanderstab. »Ich hab gesagt, entscheiden, aber nicht wie die Eichelhäher: rätsch-rätsch, rätsch-rätsch-rätsch! Also von wem? Von wem soll ich erzählen?«
    »Von Yennefer«, piepste Nimue, die jüngste unter den Zuhörern - weshalb sie Däumelinchen genannt wurde -, während sie die auf ihrem Schoß schlafende Katze streichelte. »Erzählt uns doch davon, was weiter mit der

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